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Anrüchige Freundschaft

06.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Vom französischen Präsidenten und General Charles de Gaulle ist das verzweifelt klingende Bonmot bekannt: "Wie kann man ein Land regieren, das mehr Käsesorten hat als das Jahr Tage!" Jeder Landstrich hat seinen eigenen Käse und knüpft daran gleich die gesamte Ortsidentität. Das kennt man vom Camembert aus der Normandie, vom Roquefort aus Roquefort-sur-Soulzon oder vom Gruyère franÃ.ais.

Der Kenner schnalzt da mit der Zunge, der Banause ruft nach dem Lebensmittelkontrolleur.

Die Eichstätter bandeln nun gerade mit dem Städtchen Montbrison nahe der schönen Loire an, und seit dem letzten Wochenende, dem Altstadtfest, kennen alle die Spezialität des Ortes: den Fourme de Montbrison, einen Blauschimmelkäse, den man in Montbrison zu jeder Tages- und Nachtzeit verzehrt, gerne auch überbacken auf Brot zum Frühstück. Und immer im Herbst gibt es ein großes Käsefest, denn die Drei-Kilo-Kaliber gelten als Delikatesse. Ich selbst hätte als Region aus naheliegenden Gründen für die Champagne votiert, aber mich fragt ja keiner.

Jedenfalls hat mich so viel Begeisterung für Käse beim Altstadtfest schmerzlich daran erinnert, dass auch in unserer Stadt einst im großen Stil Käse produziert wurde: Die Molkereigenossenschaft an der Römerstraße war berühmt-berüchtigt für ihren Romadur mit 50 Prozent Fettanteil sowie den 20-prozentigen Limburger. Wenn ich damals diese olfaktorischen Schwergewichte, angemacht mit viel Zwiebeln, Essig und Öl (also "mit Musik"), verzehrte, war ich für die nächsten Tage vor weiblichen Nachstellungen sicher. Irgendwann 1994 aber fiel unser Romadur mit dem Siegel der Willibaldsburg wohl unter die Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen und seine Produktion wurde eingestellt, gleiches galt für den einstmals so stolzen Limburger, quasi den Tebartz-van Elst im Eichstätter Lebensmittelsortiment. Das Ende der hiesigen Molkerei war dann nur noch eine Frage von ein paar Jahren.

Ach, und schon bin ich wieder in der Nostalgie versunken, dabei will ich doch so gerne in eine leuchtende Zukunft blicken, in der Eichstätt endlich eine Partnerstadt hat, mit der sich was anfangen ließe. Das winzige Dörfchen Bolca in Norditalien ist (mit Verlaub) doch eher ein Missverständnis. Und Chrastava in Tschechien tut sich schon verdammt schwer, beim Besucher aus dem Altmühltal eine gewisse südländische Leichtigkeit und Lebensfreude zu wecken. Das könnte bei den Franzosen jetzt anders werden. Vorausgesetzt, sie servieren nicht zu jeder Mahlzeit ihren Käse. Der Rosé-Wein, den sie in Eichstätt dabei hatten, wurde jedenfalls im Nu von den hiesigen Flaneuren weggegluckert. Das lässt doch hoffen. Wie sagt Humphrey Bogart in "Casablanca" zum französischen Polizeichef? "Louis, ich denke, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft."

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach