Anlaufschwierigkeiten bei Impfung

29.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

Piks gegen die Schweinegrippe: Fritz Oberparleiter, Leiter des Rother Gesundheitsamts (links), lässt sich von seinem Stellvertreter Georg Lörner mit der Nadel stechen. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Fritz Oberparleiter, Leiter des Rother Gesundheitsamtes, hat sich gestern gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Niedergelassene Ärzte hingegen warten derzeit noch auf den Impfstoff.

Die Heidecker Gemeinschaftspraxis Maximilian Athanasulis und Petra Lorenzini hat noch gar kein Serum. "Es gab Probleme mit der Lieferung", berichtet Arzthelferin Karin Harrer. "Wir sammeln jetzt die Namen der Patienten und wenn der Impfstoff da ist, rufen wir an."

Der Gredinger Allgemeinarzt Wolfgang Weigand hat drei Patienten, die nachgefragt haben. "Aber den Impfstoff gibt es nur als Zehnerpack, der innerhalb von 24 Stunden aufgebraucht werden muss", klagt er. Das bedeute, er müsse erst zehn Interessenten haben, dann den Impfstoff bestellen und dann die Patienten zum Impftermin laden. Bleibt einer weg, muss der restliche Impfstoff weggeworfen werden. Wer das bezahlt, sei völlig unklar. "Ich finde, dass das mit den Impfungen ein gewaltiger Schnellschuss war, ohne dass man über die Organisation nachgedacht hat."

Die Kreisklinik Roth hat für ihr Personal den Impfstoff bereits im Kühlschrank stehen. Aber bisher hat sich kein Mitarbeiter impfen lassen. Auch aus logistischen Gründen, wie Betriebsarzt Michael Brückner betont. Denn auch er muss erst jeweils zehn Impfwillige zusammentrommeln, um den Zehnerpack aufbrauchen zu können. Impflisten liegen bereits aus. "Nächste Woche geht es los", kündigt er an. "Wir empfehlen es dringend", da das Pflegepersonal Kontakt zu geschwächten Patienten habe. "Je mehr Mitarbeiter geimpft sind, desto sicherer sind die Patienten."

Brückner rät den Krankenhausmitarbeitern auch zum Piks gegen die saisonale Grippe. Gegen die hätten sich im Vorjahr 30 Prozent des Personals impfen lassen.

Der Leiter des Gesundheitsamts, Fritz Oberparleiter, hat sich gestern von seinem Stellvertreter Georg Lörner den Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix in den linken Oberarm spritzen lassen. Warum er sich dafür entschieden hat? "Weil ich zur Personengruppe gehöre, der dies von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird."

Dazu zählen laut dem Deutschen Ärzteblatt Beschäftigte im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege mit Kontakt zu Patienten und infektiösem Material. Empfohlen wird die Immunisierung auch Erwachsenen und Kindern ab sechs Monaten, die chronisch krank sind – beispielsweise Diabetes oder Krebs haben oder an einer HIV-Infektion leiden.

Auch Schwangeren und Wöchnerinnen wird die Impfung nahegelegt. Und Menschen, die Kontakt haben mit ungeimpften Risikopersonen, dazu gehören ebenfalls Schwangere, Säuglinge unter sechs Monaten und chronisch Kranke.

Eigentlich sollen nur diese Personen vordringlich geimpft werden. Da das Interesse aber bisher gering sei, könnten wohl auch Gesunde, die keiner Risikogruppe angehören, damit rechnen, geimpft zu werden. "Das wird wohl dann nach dem Windhundprinzip gehen", so Oberparleiter. Das heißt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Im Landkreis Roth sind bisher nur 30 Personen an der Schweinegrippe erkrankt, in der Stadt Schwabach sind es 11. Diese Zahlen sind laut Oberparleiter aber "nicht repräsentativ für die tatsächlichen Fälle". Es gebe eine sehr hohe Dunkelziffer, denn nur in den seltensten Fällen werde der Patient labordiagnostisch getestet. "Wir hatten bisher aber keinen einzigen schweren Verlauf."

Ob das so bleibt, kann niemand vorhersagen. Ein Problem, das nach Ansicht von Oberparleiter auftauchen kann, sind so genannte Superinfektionen. Wenn der Körper erst einmal von der Schweinegrippe geschwächt ist, sind für Bakterien wie Pneumokokken Tür und Tor geöffnet. Sie rufen zum Beispiel die lebensgefährliche Lungenentzündung hervor.

Das ist aber auch bei der saisonalen Grippe der Fall. Auch hier empfiehlt Oberparleiter den genannten Risikogruppen eine Immunisierung. Es ist auch möglich, sich gegen beide Grippearten impfen zu lassen. "Ich muss beides machen, wenn ich einen wirklichen Schutz haben will", so Oberparleiter. Allerdings sollte man dazwischen zwei Wochen verstreichen lassen, um mögliche Nebenwirkungen voneinander abgrenzen zu können.