Beilngries
Angst vor 25 552 Junghennen

Paulushofener "stürmen" Stadtratssitzung / Familie Hundsdorfer zieht ihren Bauantrag zurück

11.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:11 Uhr

Auf rund 400 000 Euro geschätzt sind die Kosten für die Erneuerung des Langsandfangbeckens in der Beilngrieser Kläranlage. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend in nicht öffentlicher Sitzung die Vergabe der Planung mit Ausschreibung eines neuen Beckens an das Ingenieurbüro Petter vergeben. Der Neubau soll im Frühjahr erfolgen - Foto: Riedl

Beilngries (DK) Der vor Wochen eingereichte, seit Freitagvormittag aber überraschend wieder zurückgezogene Antrag von Peter Hundsdorfer, bei Paulushofen zwei Junghennenaufzuchtställe mit Dunglege zu errichten, sorgte in der Stadtratssitzung am Donnerstag für eine riesige Zuhörerschar.

Über 80 Personen aus dem Dorf auf dem Altmühlberg waren speziell wegen dieses Themas zur Ratssitzung gekommen. Die Sitzplätze reichten nicht aus, mehrere Leute mussten stehen. Wegen des Zuhöreransturms wurde auf Anraten von CSU-Fraktionssprecher Jochen Maurer der Tagesordnungspunkt „Neubau von zwei Junghennenaufzuchtställen mit Dunglege, Verladeplatz und Kraftsilo sowie einer landwirtschaftlichen Strohbergehalle auf dem Grundstück Flurnummer 317 der Gemarkung Paulushofen, Nähe Kirchbucher Weg“ vorgezogen behandelt.

Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) und Stadttechniker Thomas Seitz informierten über Details: Beide Ställe in einer Entfernung von 500 Metern zur Wohnbebauung sollten eine Größe von 63 mal 20 Meter und eine Höhe von 4,11 Metern haben. Zwischen den Ställen solle eine Dunglege mit den Ausmaßen von 15 mal acht Meter angeordnet werden. In den Ställen könnten insgesamt bis zu 25 552 Tiere untergebracht werden. Die beantragte Strohbergehalle habe eine Größe von 43,60 mal 21,60 Meter.

Wie die Bürgermeisterin betonte, handle es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben, der Entscheidungsspielraum der Gemeinde sei daher sehr begrenzt. Die Genehmigungsbehörde Landratsamt könne bei Ablehnung durch die Stadt das gemeindliche Einvernehmen ersetzen.

Zu dem Thema durfte sich nach Zustimmung durch den Stadtrat als Sprecher von Paulushofener Bürgerinnen und Bürgern Jürgen Baer äußern. Dieser wies insbesondere auf eine mögliche gesundheitliche Gefährdung nicht nur für die Kinder des naheliegenden Kindergartens hin. Hühnerstalltypische Mikroben lösten auch bei Nichtallergikern die Produktion von Allergie-Antikörpern aus, MRSA-Keime könnten über 1000 Meter durch die Luft fliegen und zu Erkrankungen führen, betonte Baer.

Nach längerer Debatte im Gremium, bei der Ortssprecher Bernhard Merkl und Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht Fairness im Dorf anmahnten, wurde einstimmig beschlossen, das Bauvorhaben abzulehnen. Durch die bereits bestehende Biogasanlage und einen naheliegenden Schweinemastbetrieb handle es sich in Paulushofen um einen Sonderfall, der ein Geruchsgutachten durch die Genehmigungsbehörde rechtfertige.

Überraschend hat wenige Stunden nach der Sitzung am Freitagvormittag die Familie Hundsdorfer ihren Bauantrag zurückgezogen. Auf Anfrage des DONAUKURIER erklärte die Familie, sie wolle angesichts des massiven Protestes ganz auf den Bau der Junghennenaufzuchtanlage in Paulushofen verzichten. Sie wolle aber die geplante Strohbergehalle realisieren.

Einstimmig gebilligt hat der Stadtrat den Antrag der Firma Danhauser Bau GmbH in Neuzell auf Errichtung und Betrieb einer Erdaushubdeponie auf dem Grundstück Flurnummer 156 der Gemarkung Neuzell. Es handelt sich um eine Erdaushubdeponie der Klasse 0 für den Antransport aus den umliegenden Ortsteilen per Lastkraftwagen. Die Zufahrt soll von der Staatsstraße aus erfolgen, so dass weder das Wohngebiet noch die Dorfstraße tangiert werden, wie Stadttechniker Thomas Seitz ausführte. Die Einrichtung der Deponie sieht ein Deponiewärterhäuschen, Radlader für die Planierung des Materials und eine Einzäunung mit Erdwall, Zäunen und einem Zufahrtstor vor. Die Gesamtfläche der geplanten Deponie beträgt 20 343 Quadratmeter, zum Verfüllen bleiben 19 000 Quadratmeter. Das Ablagervolumen beträgt 127 000 Kubikmeter. Einverstanden ist der Stadtrat auch mit der Zwischenlagerung von Bauschutt und dem Betreiben einer mobilen Brechanlage auf dem gleichen Gelände.