Jetzendorf
Angela Grau als wahrer Engel für Amphibien

Die Jetzendorferin setzt sich seit Jahren für die Natur ein - Umweltminister Glauber würdigt Engagement mit besonderem Preis

25.08.2021 | Stand 29.08.2021, 3:33 Uhr
Die Jetzendorferin Angela Grau hat ihren eigenen Garten zu einer Auffangstation für Amphibien umgestaltet. Außerdem setzt sie sich für verschiedene Naturschutzprojekte im Landkreis ein. Für ihren Einsatz bekam sie nun den "Grünen Engel" verliehen. −Foto: Engl

Jetzendorf - Mit viel Überzeugungskraft und Engagement ist Angela Rau aus Jetzendorf seit Jahren im Einsatz für die Natur. "Eine Artenschützerin allein kann wenig ausrichten, doch gemeinsam mit Grundstücksbesitzern wird sehr vieles ermöglicht", sagt die Jetzendorferin. "In den vergangenen Jahren habe ich viel Unterstützung bekommen, und darüber freue ich mich sehr." Unter ihnen einige Landwirte, regionale Kiesgrubenbesitzer aber auch Kommunen. Für ihr nachhaltiges und langjähriges Engagement ist sie nun von Umweltminister Thorsten Glauber ausgezeichnet worden. Der Politiker würdigte die ehrenamtliche Arbeit der Jetzendorferin mit dem "Grünen Engel" und betonte: "Einen Namen gemacht haben Sie sich dabei vor allem als wahrer Engel bedrohter Amphibien."

Die Liste ihrer "grünen Erfolge" in der Region ist lang. So konnten dank Grau in Kiesgruben immer wieder neue Laichgewässer für Wechselkröten und Kreuzkröten angelegt werden. Ein Landwirt hat ihr einen verlandeten Teich überlassen, der nach einem Baggereinsatz zum neuen Lebensraum von Laubfröschen wurde. Auch die letzten Trollblumen im südlichen Landkreis Pfaffenhofen wurden mit Hilfe eines Jetzendorfer Landwirts erhalten, es wurde bei der Mahd die Stelle gelegentlich ausgespart. Die Gemeinde Gerolsbach ließ ein völlig zugewachsenes Gewässer, in dem seltene Knoblauchkröten und Kammmolche vorkommen, wieder ausbaggern und so konnte ein regional bedeutsames Amphibienvorkommen erhalten werden. Im Rahmen des Projekts "Allen Unkenrufen zum Trotz", bei dem sechs oberbayerische Gemeinden beteiligt waren, wurden mehrere Tümpel im Raum Reichertshausen und Scheyern angelegt.

Über die Auszeichnung freue sie sich sehr, so erzählt die studierte Musikerin, deren Wurzeln in Leinfelden bei Stuttgart liegen. Zeige es doch die Wertschätzung ihrer Aktivitäten. "Ich glaube fest daran, dass Artenschutz nicht nur bedeutet, in einem gut beheizten oder klimatisierten Raum zu sitzen und ,Rettet den Regenwald!' anzuklicken", sagt sie. Die Allgemeinheit erwarte, "dass die Menschen am Amazonas mit ihren Jaguaren und Anakondas bestens zurechtkommen, während wir hier unsere eigenen wilden, gefährlichen Tiere schon vor Jahrhunderten alle erlegt haben", kritisiert sie. Heute bringe die Menschen in der Region meist schon ein vom Biber angenagter Baum an die mentalen Kapazitätsgrenzen, sagt Angela Grau.

Ihre Person möchte die Jetzendorferin absolut nicht in den Vordergrund stellen, ihre Ziele dagegen schon. Bescheiden aber doch mit Stolz in der Stimme sagt sie: "Mein Garten ist ein bisschen wie ein Museum. Es gibt Tiere und Pflanzen darin, die man außerhalb des Gartens fast nirgends mehr finden kann. Die Amphibien hier zum Beispiel haben ganz spezielle Ansprüche an ihre Laichgewässer und sind deshalb sehr selten geworden." Viele kleine Wasserstellen und Tümpel verteilen sich zwischen insektenfreundlichen und teils seltenen Pflanzen. Die meisten der Wasserstellen sind in gut abgesicherten Freigehegen untergebracht, damit Fressfeinde die kleinen Unken, Frösche oder Lurche - alle aus Notsituationen gerettet - nicht gefährden.

Ihr Garten sei dabei nicht nur Auffangstation für seltene Amphibien, sondern er ist auch als Biotop für möglichst viele Tiere und Pflanzen gestaltet. Am Haus sind Fledermausbretter angebracht, genauso gibt es Nistkästen, viele verschiedene Blütenpflanzen, Wildbienennisthilfen, Tümpel, Totholzhaufen und Steinhaufen mit Überwinterungshöhlen. "In meinem kleinen Garten gibt es Igel, Wildbienen, Käfer, Glühwürmchen, zirpende Heuschrecken, Molche, Erdkröten und Grasfrösche. So ein Garten bedeutet auch Lebensqualität", sagt die Naturschützerin.

Sie bedauert, dass in Zeiten von Pandemie und Klimawandel das Thema Artensterben fast völlig aus den Medien verschwunden ist. Angela Grau zitiert die Aussage eines befreundeten Artenschützers, dass "man immer sagt, es sei fünf vor zwölf, oder vielleicht, es sei schon fünf nach zwölf. Dabei ist es in Wirklichkeit schon halb vier."

PK