Wie
Angedacht

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Wie war das? Jeden Tag suchen wir in unserem Gedächtnis nach einem Erlebnis, einem Gespräch, einer Information. Unser Gedächtnis ist kostbar wie ein Juwel. Es begeistert mich immer wieder, was das Gehirn sich alles merkt, und wenn ich es brauche, hervorholt.

Wie war das? Freilich, wenn ich etwas vergessen habe oder verzweifelt etwas suche, befällt auch mich manchmal eine gewisse Angst, dass die Demenz mich erreicht hat und erste Spuren sichtbar werden.

Sich erinnern – das ist etwas, was elementar zu uns Menschen gehört. Jeder Gedanke, der uns durch den Kopf geht, jeder Schritt, den wir tun, jeder Plan, den wir schmieden, fußt immer auf unserem bisherigen Leben. Wir speichern pausenlos Erlebtes, ob gut oder schlecht, wir sammeln lebenslang Erfahrungen. Unsere Erinnerungen sind ein unermesslicher Schatz.

Manche dieser Schätze teilen wir mit anderen Menschen, mit Partner, Kollegin, Schulkamerad. Es macht unglaublichen Spaß, zusammenzusitzen und sich gemeinsam zu erinnern. „Weißt du noch . . . “ Diese drei Worte öffnen unser Gedächtnis, und plötzlich tauchen Szenen ganz lebendig auf. Gemeinsam an einem Krankenbett stehen oder erfüllt von einem Sonnenuntergang sein oder überschwänglich nach einem Live-Ereignis nach Hause gehen – das ist wieder da, taucht aus der Erinnerung wieder auf. Eine Kostbarkeit für zwei.

Reminiszere – „Erinnere dich Gott an deine Gerechtigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind“ (Psalm 25,4) heißt der morgige Sonntag. Ein Mensch erinnert Gott an gemeinsame Erlebnisse, an gütiges Eingreifen in die menschliche Biografie. Er erinnert Gott und sich, wo er/ sie bewahrt wurde, wo Gott eine verschlossene Tür geöffnet, Zerbrochenes geheilt, Schuld vergeben und Segen geschenkt hat. Nehmen wir uns die Freiheit, es dem Psalmbeter gleich zu tun. Gott erinnern an Schönes und Schweres.

Jürgen Habermann,

evangelischer Pfarrer,

St. Paulus