Arbeit
Angedacht

30.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Arbeit macht frei“. Dieser Satz ist Symbol für die NS-Terrorherrschaft. Hunderttausende mussten ihn in Konzentrationslagern lesen.

Er steht für Zwang, Erniedrigung, Vernichtung. Von wegen Freiheit!

Am 1. Mai ist Tag der Arbeit, am Samstag Sabbat, dann Sonntag: freie Tage für viele Menschen in dieser Republik. Doch nicht für alle. Wer würde sonst pflegen, bedienen, von A nach B bringen?

Arbeit und Freiheit. Ist Arbeit ein Mittel, das Menschen freier, verantwortlicher oder gar gesünder werden lässt? Oder gilt das Gegenteil: Arbeit macht Menschen kranker, abhängiger, angepasster?

Menschen sind besondere Wesen. Sie können schöpferisch handeln, also Hand anlegen. Daher ist die Würde der Arbeit zu schützen, ob sie bezahlt, unbezahlt oder unbezahlbar ist. Gerechter Lohn für geleistete Arbeit fundamental. Dieses Gut müssen wir alle hier und in anderen Regionen der Welt schützen. Durch Mindestlohn, Handelsvereinbarungen und Kampf gegen Arbeitslosigkeit.

Vieles aber ist unbezahlbar: die Pflege Bedürftiger; der Kontakt zwischen Großeltern und Enkeln; der Respekt für die Mit-Welt; zweckfreies Spielen; getrostes Sterben; die Würde jedes Menschen.

Wer von Arbeit und Leistung versklavt wird, wird unfrei und krank an Leib und Seele. Etliche nehmen dies „billigend“ rücksichtslos in Kauf. Arbeit allein kann nie frei machen, so wichtig sie zur Entfaltung menschlicher Begabungen und zur Entwicklung des Gemeinwesens ist.

Liebe und Solidarität können befreien und beflügeln. Der Gott der Bibel steht genau dafür ein. Bei Gott gehen Liebe und Gerechtigkeit vor Arbeit und Leistung. Der 1. Mai, der Sabbat und der Sonntag erinnern uns daran!

Ulrich Eckert,

evangelischer Pfarrer,

Gaimersheim