Ich
Angedacht

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Ich stehe an der Rezeption der Jugendherberge und will die Unterkunft für meine Ministrantengruppe bezahlen. Weil ich die EC-Karte aus dem Geldbeutel nehme, hält mir der Herbergsvater das Kartenlesegerät hin und sagt: „Zieh’s durch!“ – Ich lasse die Karte durch den Schlitz des Geräts gleiten, und das zeigt mir an: „Kartenfehler“.

„Immer das Gleiche mit dem G’lump“, knurrt der Herbergsvater und drückt eine Taste auf dem Gerät. Dann fordert er mich mit einem Nicken in Richtung der EC-Karte in meiner Hand auf: „Zieh’s durch – je schneller, umso besser!“ Ich gehorche – und siehe da, jetzt lese ich auf dem Display: „Transaktion in Bearbeitung“ und anschließend „Zahlung erfolgt“.

„Zieh’s durch – je schneller, umso besser!“ Für meine EC-Karte war dieser Hinweis wertvoll. Für mein Leben hingegen möchte ich ihn nicht übernehmen. Gerade jetzt in der Urlaubszeit will ich mein Leben nicht möglichst schnell durchziehen, sondern mir ganz bewusst Zeit nehmen für das, was im Arbeitsalltag oft wenig Platz findet, obwohl es mir gut tut: Lange schlafen, ausgiebig frühstücken, Bücher lesen und spazieren gehen.

Das Lebenstempo immer wieder mal zurücknehmen: Diesen wertvollen Tipp gibt ein Sprichwort aus Kenia; es lautet „pole pole ndiyo mwendo“ – langsam ist auch eine Geschwindigkeit.

Pfarrer Matthias Blaha

Katholische Pfarrei St. Anton

Ingolstadt