Manches
Angedacht

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Manches vergisst man einfach nicht, auch wenn es viele Jahre zurückliegt. Etwas werde ich auch nie vergessen: Als meine Tochter Dorina die ersten Wörter sprechen konnte, haben wir ein Spiel erfunden. Ich nahm sie auf den Arm, wir steckten unsere Köpfe zusammen und sahen uns dabei in die Augen.

Dann konnte man sagen, welche Gegenstände im anderen Auge (durch die Spiegelung) zu sehen waren. Jetzt war die Tochter dran. Sie sah mir tief in die Augen und wurde plötzlich nachdenklich. Es war, als ob sie da etwas Ungewöhnliches sieht. Schließlich meinte sie zögernd: "Da . . . ist die Dorina drin." Das traf mich wie ein Schlag und ich konnte nur sagen: "Stimmt, du bist in meinem Kopf, so lange ich lebe!".

Von so einer innigen Nähe zu uns, spricht auch Gott. Auch wir sind in seinen Gedanken, in seinem Kopf. Gott drückt das so aus (Jesaja 43,1ff): "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du gehörst zu mir! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin dein Gott . . . weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe."

Gott hat uns im Auge - nicht weil er uns streng beobachten und kontrollieren will, sondern weil wir vor ihm Wert haben und weil er uns liebt. Das klingt in manchen Ohren vielleicht überholt oder alltagsfern. Nicht aber für den, der menschliche Lieblosigkeit und dann die wohltuende Nähe Gottes erlebte. Der wird diesen Zuspruch von Gott nie mehr vergessen und dies immer wieder wollen. Manches vergisst man einfach nicht.

Pastor Jörg Seitz,

Christusgemeinde Ingolstadt