Neulich
Angedacht

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Neulich sperrte ich mein Radl am gerade noch hellen Nachmittag irgendwo in der Stadt hinter einer abgelegenen Hausecke ab.

Nach meinem Termin war die abendliche Dunkelheit hereingebrochen. Als ich mein Gefährt endlich ertastet hatte, stocherte ich mit dem Schlüssel wie ein Blinder erfolglos im Schloss herum. Plötzlich nahm ich einen kleinen Schimmer wahr, der etwas Licht von irgendwoher auf mein Schloss reflektierte. Klack-Klack glitt mein Schlüssel ins Schloss und sprang auf. Glück gehabt, mein Weg nach Hause war jetzt frei.

Da fiel mir der Spruch ein: "Wenn du meinst, es geht nicht mehr, dann kommt irgendwo ein Lichtlein her." In der Adventszeit ist Licht, das in der Finsternis scheint, das sprechendste Symbol. So steht die Kerze für Jesus Christus, der von sich selber sagt: "Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, das Licht hat und nicht in der Finsternis bleibt." (Joh.12, 46). Der an Weihnachten mensch-gewordene Gott will uns oft gerade dann, wenn wir am Leben schwer zu tragen haben, ein Lichtlein zufallen lassen.

Wenn wir in diesen Tagen zu denjenigen gehören, denen es gut geht, können wir uns ebenso als Botschafter des Lichts gebrauchen lassen. Wo Menschen in unserem Umfeld traurig, besorgt oder einsam sind, wo sie von Ängsten, Schmerzen und Nöten geplagt werden, da können wir mit einem kleinen Licht, das wir verschenken, ohne viele Worte sagen: "Du, ich habe an dich gedacht, dass du vielleicht gerade auf dem Weg, den du zu gehen hast, einen Hoffnungsschimmer gebrauchen kannst." Denn mit Konfuzius gesagt: "Es ist besser, ein einziges Lichtlein anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen." Alle Dunkelheit der Welt kann nämlich nicht das Licht einer einzigen Kerze auslöschen.

Pastor Christian Jotter,

Evangelische Freikirche Mennonitengemeinde