Die
Angedacht

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Die Idee ist: Wir feiern ein Fest für das große Geschenk Gottes. Seine Gegenwart im heiligen Abendmahl und in der Eucharistiefeier. So denkt 1209 die Augustinernonne Juliane von Lüttich, als sie die große Vollmondscheibe betrachtet.

Ab 1247 feiert man das Fronleichnamsfest zuerst in Lüttich und ab 1264 in der ganzen Kirche.

Sie kennen das wohl: Festlich geschmückt zieht eine Prozession von Gläubigen singend durch den Ort. Immer wieder halten die Gläubigen an wunderschön gestalteten Stationen inne zum Gebet. Immer dabei ist die Monstranz, die eine Hostie, den Leib Christi, ins rechte Licht setzt.

Was uns friedlich und fromm anmutet, bringt Luther in Rage. Als Theologe weiß er, das Sakrament des Abendmahls entsteht in der Verbindung von Gottes Wort und irdischem Zeichen. Wenn das Brot als Zeichen getrennt vom Wort Gottes durch den Ort getragen wird, ist das für ihn eine magische Verzerrung des Heiligen.

Dabei wandelt sich für Luther das Brot im Abendmahl auch zu Christi Leib, aber im Unterschied zum römischen Glauben nur im Augenblick, während der Mensch es im Glauben verzehrt. Vorher und danach ist es im lutherischen Sinne Brot.

Luther hat massiv gegen Fronleichnam gewettert. Ich dagegen bin froh, wenn evangelische und katholische Christen an diesem Tag zusammenfinden. Prozessionen mit Halt an der evangelischen Kirche schätzen dort die jeweils andere Frömmigkeit wert und verbinden uns im Gebet. Ich finde: Überlegen wir lieber, was wir zusammen machen können, statt immer zu betonen, was uns trennt. Einheit in Vielfalt.

Vikar Oliver Heinrich,

ev.-luth. Kirchengemeinde Brunnenreuth