Andreas Buchner: "Wer weiß, wann wir wieder 2. Liga spielen"

22.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:56 Uhr

"Dass wir das so leicht wieder herschenken . . ." Andreas Buchner kann es immer noch nicht fassen, dass er mit dem FC Ingolstadt nach nur einem Jahr wieder aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen ist. - Foto: Jonat

Ingolstadt (DK) Als 20-jähriges Talent kam er 2005 vom Bezirksoberligisten TSV Dietfurt zum FC Ingolstadt – eigentlich vorgesehen für die zweite Mannschaft des Vereins. Schon bald nahm der damalige Trainer Jürgen Press den Mendorfer im Kader der "Ersten" auf, zwei Jahre später bestritt der Flügelflitzer sein erstes Zweitligaspiel.

Ein rasanter Aufstieg für den inzwischen 24-jährigen Andreas Buchner, der neben Keeper Michael Lutz der einzige Ingolstädter Spieler mit eigenem Fanklub ist. Man kann sich leicht vorstellen, dass gerade ihm der Abstieg an die Nieren geht. Unser Redakteur Norbert Roth hat sich mit Buchner, der derzeit noch die Folgen eines Knochenödems am Fuß auskuriert, vor dem Saisonfinale gegen die TuS Koblenz (Sonntag, 14 Uhr) unterhalten.

Herr Buchner, Sie kommen aus Mendorf, sind aber vermutlich nur der zweitbekannteste Mitbürger der 600-Seelen-Gemeinde.

Andreas Buchner: Ja, das stimmt. Mein Nachbar ist wohl noch bekannter. Gleich nebenan steht das Geburtshaus des Komponisten Johann Simon Mayr. In der Grundschule in Sandersdorf hab ich schon von ihm gehört. Heute ist eine Metzgerei in dem Gebäude.

Am Freitag vergangener Woche haben Sie ihren 24. Geburtstag gefeiert. Das war der Tag nach dem St. Pauli-Spiel, nach dem der Abstieg endgültig feststand. Man kann annehmen, ein trauriger Geburtstag.

Buchner: Schon am Donnerstag war es ziemlich bitter. Wenn es dann soweit ist, tut es schon weh. Vor allem, wenn man daran zurückdenkt, wie schön der Aufstieg eigentlich war und dann die Zweite Liga. Nach dem Spiel, saß ich auch einige Zeit auf der Bank, da kommen natürlich Emotionen hoch. Wer weiß, wann wir wieder Zweite Liga spielen.

Ein anderer wichtiger Termin war der 2. November 2008.

Buchner: Das war wahrscheinlich das Freiburg-Spiel.

Genau, Ihr erstes Zweitligaspiel. Sie sind eingewechselt worden, vier Minuten später haben Sie gleich ein Tor gemacht. Eine Woche darauf, gegen Mainz, direkt wieder. Das waren vermutlich die schönsten Momente der Saison, oder?

Buchner: In der Saison mit Sicherheit. Ich hab zu der Zeit mit dem Physio hart gearbeitet, um dabei zu sein. Dass ich dann gleich ein Tor mache, war natürlich ein Geschenk vom lieben Gott oder sonst was. In der Phase ist alles gut gelaufen, der Funke ist da einfach übergesprungen. Das sind Momente, die man nicht vergisst.

Beide Spiele waren Höhepunkte für den gesamten Verein. Manch einer sagt, diese Erfolge haben auch dafür gesorgt, dass man sich zu sicher fühlte.

Buchner: Im Nachhinein ist es wohl auch ein Grund. Manche Dinge setzen sich vielleicht im Unterbewusstsein fest, ohne dass man es will.

Was ist denn noch schief gelaufen?

Buchner: Das Problem war, dass wir nach und nach hinten reingerutscht sind. Das war wie ein Strudel, in den wir geraten sind. Als wir dann auf dem drittletzten Platz waren und wir es begriffen haben, war es zu spät. Und dass wir gar kein Spiel gewinnen, . . . puh. Wir haben noch ein Chance, damit wir zukünftig nicht mit Ulm und Babelsberg (die bislang einzigen Zweitligisten, die eine Rückrunde ohne Sieg beendet haben, Anmerk. d. Red.) zusammen genannt werden.

Mittlerweile ist die Mannschaft 16 Spiele ohne Sieg. Können Sie sich bei Ihrem Fanklub noch sehen lassen?

Buchner: In erster Linie ist es schön, dass die immer da sind. Das ist ein schöner Freundeskreis. Mein Onkel ist irgendwann mit einem Zettel rum gegangen, dann waren Unterschriften drauf, und plötzlich gab es den Andi-Buchner-Fanklub. Die haben sich das natürlich auch anders erhofft, klar.

Sie kommen aus der Region. Sind Sie vielleicht etwas mehr vom Abstieg betroffen als andere?

Buchner: Ich weiß nicht, wie es den anderen weh tut, aber mir hat es schon sehr weh getan. Weil es für mich natürlich ein Traum ist, mit dem Heimatverein hier einen Traumberuf ausüben zu können. Mein ganze Umgebung, Freunde, Kumpels, was da eine Verbundenheit da war! Das tut dann schon weh. (überlegt) Dass wir das so leicht wieder herschenken, wo es doch eigentlich leichter ist, in der Zweiten Liga drin zu bleiben, als aus der Dritten wieder aufzusteigen.

Am Sonntag steht das letzte Saisonspiel gegen Koblenz an. Sind Sie froh, dass die Saison endlich vorbei ist?

Buchner: Irgendwo sicher, ja. Bei jedem ist ein großer Ballast abgefallen. Jetzt müssen wir eben zusehen, dass wir wieder eine positive Stimmung reinkriegen, es geht schließlich weiter. Wir haben ja auch eine Verantwortung gegenüber dem Verein.

Was tun Sie, um wieder Optimismus und Vorfreude auf die neue Saison zu sammeln?

Buchner: Man muss versuchen, komplett abzuschalten. Für mich persönlich schaut es etwas anders aus. Ich muss sehen, dass ich fit werde und hab noch einige Tage Reha vor mir. Aber, wenn man zurückdenkt, wir haben als Kinder angefangen, weil wir Spaß hatten am Fußball. Das ist immer noch ein Spiel, und wenn wir den Spaß nicht wiederfinden, sind wir falsch in dem Beruf. Nur dann kann es wieder nach oben gehen.