Ingolstadt
Anders normal

Caritas-Zentrum beschäftigt als erste Stelle in Bayern einen Bufdi mit Down-Syndrom

21.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:53 Uhr

Skifahren, Klettern und Laufen kann Albin Hofmayer sehr gut. Der junge Mann mit Down-Syndrom nimmt auch den ersten größeren Schritt ins Berufsleben. Nach seinem Bundesfreiwilligendienst hofft er auf eine Festanstellung im Caritas-Zentrum St. Vinzenz - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Das Caritas-Zentrum St. Vinzenz hat als erste Einrichtung in Bayern eine Bundesfreiwilligendienststelle (BFD) für Menschen mit Einschränkungen geschaffen. Es gibt zwar mehrere Stellen für Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber nicht für junge Leute mit stärkerer geistiger Behinderung.

Albin Hofmayer ist 26 Jahre alt und hat das Down-Syndrom. Er arbeitet als Bundesfreiwilligendienstler (Bufdi) bei der Offenen Behindertenarbeit. Seine Betreuerin Cornelia Eichlinger, die Sozialpädagogin bei derselben Abteilung ist, hat sich für diese Art des Bufdi eingesetzt.

„Die Idee kam im Gespräch mit seiner Schwester“, erzählt Eichlinger. Eigentlich hatte sie sich über einen Wohnplatz für Albin erkundigt. Dabei sei ihr aufgefallen, dass es so etwas wie den Bundesfreiwilligendienst nicht für Menschen mit Handicap gibt. „Also haben wir nachgefragt und am Ende diese Stelle eingerichtet“, erklärt Eichlinger. Es hat sie schon länger gestört, dass immer von Inklusion geredet wurde, es aber im Caritas-Zentrum selbst keine Arbeitsstelle für diese gehandicapten Menschen gab.

„Menschen mit Down-Syndrom haben bestimmte Eigenschaften. Wenn man die kennt, kann man sich diesen auch anpassen“, sagt Eichlinger. Das Team und die Einsatzstellen, bei denen Albin tätig sein sollte, mussten einverstanden sein.

Und sie waren es. Der 26-Jährige hilft nun immer montags, mittwochs und freitags in der Kinderkrippe „Vinzlinge“ des Caritas-Zentrums. Dort macht es ihm sehr viel Spaß, mit den Kleinen zu spielen. „Manchmal helfe ich auch beim Füttern“, erzählt Albin. Dienstags und donnerstags arbeitet er in der Wäscherei der Wohngruppe St. Anna. Dort legt er die Kleidung der Bewohner von Wohnheimgruppen und Tagesstätten zusammen.

Für Conny Eichlinger und ihr Team war es keine große Umstellung, Albin in sein Arbeitsumfeld einzugliedern. Sie hatten schon öfter einen Bufdi. Aber manche Situationen müssen jetzt anders gehandhabt werden. „Wenn wir eine Diskussion haben, müssen wir zum Beispiel aufpassen.“ Denn für Albin könne das wie ein Streit aussehen. „Menschen mit Down-Syndrom empfinden Streit als etwas sehr Schlimmes und manche wollen dann nicht mehr wieder kommen, wenn es ganz extrem ist. Oder wenn viele durcheinanderreden, dann ist es für ihn verwirrend“, betont Eichlinger.

Aber es funktioniert alles. Beide Seiten verstehen sich gut und der Bufdi ist mit seinem Posten und seinen Betreuern sehr zufrieden. Wenn er nicht arbeitet, treibt der Reichertshofener in seiner Freizeit viel Sport. Er ist ein sehr guter Skifahrer, Läufer und Kletterer und nimmt auch öfter an Wettkämpfen teil. Außerdem ist er ein großer Bayern-München-Fan und spielt Klavier. Dass Albin bei der Offenen Behindertenarbeit ist, hat positive Auswirkungen. Das Team hat gelernt, mehr auf den Umgang untereinander zu achten. „Man muss Albin genau sagen, was er tun muss, denn sonst versteht er es nicht. Aber das klappt alles und ich bin froh darüber“, erklärt Eichlinger.

Doch das reicht ihr noch nicht. Sie ist der Meinung, dass es mehr Stellen für Menschen mit Handicap geben sollte. In Kindergärten oder Altenheimen könnten diese eine Unterstützung sein, wenn sie mit den Kleinen spielen oder mit den Älteren Geschichten austauschen. Eventuell findet sich auch noch ein anderer Bereich, in dem sie arbeiten können.

Albin würde gerne mal ein Praktikum in der Küche machen. Er kann sich gut vorstellen, als Küchenhelfer tätig zu sein. „Ich arbeite gerne mit Lebensmitteln. In der Kinderkrippe helfe ich auch manchmal in der Küche mit.“

Albin erhält denselben Lohn und dieselbe Anzahl an Urlaubstagen wie jeder andere Bufdi. Eichlinger will diese Stelle gerne weiterführen, und wenn Albin nächstes Jahr mit seinem Bufdi fertig ist, könnte vielleicht eine Festanstellung für ihn gefunden werden.