Ingolstadt
Andenken verschwimmt im Zementschleier

05.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Von Füßen getreten: Nicht nur die Lage im Boden, sondern auch der lieblose handwerkliche Einbau der Gedenktafel an die frühere Augustinerkirche beim Viktualienmarkt sorgt für Kritik. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Die bronzene Erinnerungstafel für die im Krieg zerstörte Augustinerkirche und die 119 Toten bei jener Bombardierung sorgt einmal mehr für Diskussionsstoff. SPD-Stadträtin Gudrun Rihl sprach im Kulturausschuss von einer "würdelosen Sache" und forderte baldige Nachbesserung.

Die Bodentafel hatte sich lange Zeit inmitten der Bierbänke auf dem Viktualienmarkt befunden – von verschütteten Getränken und herabfallenden Speisestücken besudelt, von Füßen getreten. Immer wieder hatte es Vorstöße gegeben, hier doch endlich Abhilfe zu schaffen, zuletzt durch FDP-Stadträtin Christel Ernst im vergangenen Herbst. Jetzt ist die Platte endlich versetzt worden und hat unweit einer Kastanie am früheren Neckermann-Eck einen neuen Platz gefunden.

Doch das Ergebnis ist alles andere als zufriedenstellend. "Diese Bodenplatte ist eine absolut würdeloser Sache", monierte SPD-Stadträtin Gudrun Rihl am Dienstagnachmittag im Kulturausschuss. Zwar sei sie nun verlegt worden, doch die handwerkliche Ausführung alles andere als schön. "Überall sind Zementschleier drauf, auf der Schrift und auf dem Pflaster nebenan", sagte die Stadträtin. Dabei gehe es hier um eine wichtige Sache: die Erinnerung an die im Krieg zerstörte Kirche und an die 119 Toten bei jener Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. "Dieser Ort kann uns nicht kalt lassen", mahnte die Ausschusssprecherin der Sozialdemokraten. "Es ist auch ein Erinnern an die Anfänge unserer Stadtgeschichte." Rihl wünscht sich deshalb ein angemessenes Mahnmal und forderte das Gremium auf: "Lassen Sie uns noch einmal darüber nachdenken!"

Vorsitzender Albert Wittmann wollte dem nicht widersprechen. "Wir schauen uns das an und legen das Thema in der nächsten Sitzung wieder vor", sagte er in Richtung von Kulturreferent Gabriel Engert.

Die barocke Augustinerkirche, ein Werk des bedeutenden Baumeisters Johann Michael Fischer, war 1739 eingeweiht worden. Ein massiver Luftangriff der Alliierten zerstörte sie am 9. April 1945. Im Luftschutzkeller darunter starben 73 Menschen, 46 weitere kamen im Umfeld ums Leben. Daran soll die Tafel erinnern.