Eichstätt
Anbindehaltung bleibt ein heißes Eisen

Milchliefergenossenschaft Eichstätt sorgt sich um die Zukunft vieler Landwirte - Auszahlungspreis über dem Durchschnitt

31.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:51 Uhr
Auf diesem Bild ist die Molkerei nach dem Neu- beziehungsweise Umbau im Jahr 1964 zu sehen. −Foto: Festschrift

Eichstätt - Freude über das Erreichte, aber ein sorgenvoller Blick in die Zukunft: Das ist das Resümee der jüngsten Generalversammlung der Milchliefergenossenschaft Eichstätt, die jetzt mit mehrmonatiger Verspätung in Kaldorf stattgefunden hat.

Der Rückgang in der Anzahl der Lieferanten scheint aus strukturellen Gründen, wenn auch in abgeschwächter Anzahl, anzuhalten. Die angelieferte Milchmenge bleibt aufgrund des einzelbetrieblichen Wachstums etwa in gleicher Höhe. Langfristig sei man jedoch in Sorge, aufgrund der gesetzlichen Änderungen wie dem Gebot, das Milchvieh in andere Haltungsformen überführen zu müssen, hier einen größeren Strukturbruch auszulösen.

Bei den notwendigen Wahlen zu Vorstand und Aufsichtsrat wurden Norbert Steidl aus Wimpasing wieder in den Vorstand sowie Siegfried Böhm aus Petersbuch und Stefan Mayr aus Mühlheim wieder in den Aufsichtsrat gewählt.

Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Böhm konnte zum Abend von den 87 Mitgliedern 33 begrüßen. Nach einem Totengedenken informierte Böhm, dass in drei Aufsichtsratssitzungen und einer Vorstandssitzung die notwendigen Abläufe besprochen worden waren. Dazu dankte er auch dem Geschäftsführer Robert Hüttinger für die Vorlage der Zahlen und Abwicklung der notwendigen Abstimmungen am Abend. Dem Betrieb Brems vom Ziegelhof gratulierte er für die Auszeichnung zur "goldenen Milchkanne" der Molkerei Zott im Bereich Produktionsumfeld. Böhm sprach auch den Strukturwandel im Rinderbereich an, der in Bayern fortschreitet und nun im Freistaat die Zahl auf unter 3 Millionen absinken ließ. Interessant sei zudem, dass in Deutschland nun 4 Millionen Kühe 9 Millionen Hunden gegenüberstehen. Die Anbindehaltung der Tiere stehe am Ende, aber Alternativen bei den Haltungsformen seien für viele Bauern besonders in Innerortslagen wegen der nötigen zusätzlichen Flächen nicht abzusehen. Dies sei eine große Herausforderung und könnte im Einzelnen zu Betriebsaufgaben führen, die ja angeblich von der Politik nicht erwünscht seien.

Josef Streller, dem Vorstandsvorsitzenden nach, waren im Januar 2019 85 Lieferanten aktiv. Bis Jahresende sank die Anzahl an Betrieben auf 80. Im Jahr 2018 hatten noch 88 Milchbauern über 27 Millionen Liter Milch geliefert. Hier war auf 2019 ein Rückgang auf knapp über 26 Millionen Liter zu verzeichnen. Der Durchschnittsbetrieb liefert nun über 315 000 Liter im Jahr an die Genossenschaft. Das sind je Liter an Auszahlung nun netto 35,73 Cent. Dazu kommt nach Verhandlungen mit Zott noch eine Nachzahlung für die Menge aus 2019 von 0,70 Cent je Liter. Der Auszahlungspreis liegt über dem bayrischen Durchschnitt. In die Güteklasse S wurden knapp 96 Prozent der Mengen eingestuft. Bei einem Keimzahlmittelwert von 21000 und einer Zellzahl im Durchschnitt von 185000 ist man mit der Qualität zufrieden. Interessant dazu sind die Vergleiche mit umliegenden Molkereien, auch aus den letzten Jahren. Hier sind die Werke in Ingolstadt (Goldmilch), in Neuburg mit der Omira und mit Gropper aufgezeigt. Für die Eichstätter Genossen ist der Vergleich positiv zu sehen, da ihr Abnehmer Zott immer eine Spitzenposition in der Auszahlung eingenommen hat. Zukünftig wird die gentechnikfreie Fütterung und Lieferung gepaart mit Eiweißfutter nur noch aus europäischer Herkunft akzeptiert.

In einer Umfrage unter den Milcherzeugern in Eichstätt wurde auch ein Prognosemodell bis 2024 erstellt. Hier wird mit einem Anstieg der Milchmenge je Betrieb von derzeit knapp über 300000 Liter je Jahr auf 350 000 Liter gerechnet. Die Zahl der Lieferanten wird sich weiter auf um die 65 verringern. Die Menge wird sich leicht nach unten bewegen. Die Gesamtmolkerei Zott rechnet mit einer Quote nach oben.

Im November vergangenen Jahres besuchten die Eichstätter Genossen die Milchwerke Zott in Mertingen. 67 Teilnehmer waren in der Verarbeitung und am imposanten Hochregallager und konnten zum Ablauf im Werk viele Fragen stellen.

Anbindehaltung bleibt natürlich ein "heißes Eisen" , nach Umfragen der Milchwerke haben derzeit noch 43 Prozent der Milchbauern im Zottbereich mit 23 Prozent der Milchmenge diese Haltungsform. Als Alternativen sind Laufstallhaltung, Außenklimaställe mit Laufhof und Weidehaltung im Gespräch. Das Sagen über die Zukunft hier wird wohl der Lebensmitteleinzelhandel mit den aufgenommenen Verbraucherwünschen haben, so die Aussage Strellers.

Robert Hüttinger konnte zügig die Berichte über die gesetzliche Revision, die Beschlüsse zum Jahresabschluss, zum Geschäftsbericht sowie der Dividendenausschüttung abwickeln. Hier ist wichtig, dass die Altrücklagen seit Kurzem ohne steuerlichen Einfluss ausgezahlt werden können. Dies führt für die noch aktiven Erzeuger zu einer Zusatzeinnahme.

EK

Wendelin Funk