Neuburg
An Ostern schlägt die Schlossuhr wieder

Der restaurierte Glockenturm kehrt zurück - Die ältesten Hölzer stammen aus dem Jahr 1667

27.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:20 Uhr
Der Glockenturm schwebt über der Altstadt ein (oben). Die eineinhalb Tonnen schwere Konstruktion wird millimetergenau eingepasst (unten), die Glocke hängen die Handwerker in den nächsten Tagen ein. Das Kupferblech der Kuppel durfte weitgehend bleiben (rechts). −Foto: Rein

Neuburg (r) An Ostern schlägt er den Neuburgern wieder zur vollen Stunde: Der Uhren- und Glockenturm ist am Mittwoch hinaufgeschwebt zu seinem Stammplatz auf dem Schlossdach. Die Sanierung durch den Freistaat, ein Dreivierteljahr lang und 100 000 Euro teuer, geht zu Ende.

Seit mindestens 350 Jahren schaut der Glockenturm hinab auf das Geschehen in der Stadt. "Mit der Zeyt" haben ihn Wind und Wetter stark mitgenommen. "Das war kein Wunder", sagt Zimmerermeister Andreas Crusius (Eitensheim), "Turm und Dachstuhl stehen frei im Wind".

Weil sich der Turm immer mehr zur Seite neigte, rieten die Statiker zur Generalsanierung. Nachdem sich in 40 Meter Höhe nicht so gut arbeiten lässt, trennten die Handwerker die Konstruktion ab und ein Kran platzierte sie im hinteren Schlosshof. Die Arbeiten dauerten an, "es war mehr kaputt, als droben zu erkennen war", berichtet Thomas Kürzinger vom Staatlichen Bauamt.

 

 



Der Crusius-Trupp erneuerte Teile des Gebälks und baute zwei Ringanker ein. Der Spengler zog neues Kupferblech über die halbe Kuppel und sanierte Spitze und Kugel. Bauleiter Thomas Kürzinger achtete darauf, dass möglichst viele Originalteile erhalten geblieben sind. Den Unterschied zwischen Alt und Neu wird der Betrachter noch einige Jahrzehnte erkennen können. "Macht nichts", sagt Thomas Kürzinger, "Hauptsache, der Turm steht für die nächsten 100 Jahre sicher und senkrecht auf dem Dach."



Und er steht zweifelsohne kerzengerade auf dem Südflügel des Schlosses. Die ebenfalls sanierte 800-Kilo-Glocke wird in den nächsten Tagen eingehängt, damit sie wieder zur vollen Stunde schlagen kann. Die kleinere Glocke übernimmt die Viertelstunden. Nach Ostern soll die Schlossuhr wieder laufen. Das Uhrwerk ist so programmiert, dass der Glockenschlag von 8 bis 22 Uhr dauert - um die Nachtruhe der Altstadtbewohner nicht zu beeinträchtigen. Über eine dendrochronologische Analyse hat die Schlösserverwaltung erfahren, dass die ältesten Hölzer des Turms aus dem Jahr 1667 stammen - also aus der Zeit des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm (1653-1690). Nachdem der Turm in der Renaissancezeit wohl mehrmals mühsam ausgebessert worden war, gilt ein weiter zurückliegendes Erbauungsdatum als nicht ausgeschlossen. Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559) hatte Nord-, West- und Südflügel der ehemals mittelalterlichen Burganlage ab 1527 zum Residenzschloss umbauen lassen. Künstlerische Qualität und die gute Erhaltung sichern das Prädikat als "einer bedeutendsten Schlossbauten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland".


Bauexperte Thomas Kürzinger verfolgte die Turmaktion am Mittwoch als weiteres "Highlight" seiner Tätigkeit für das Neuburger Schloss. Die erste Begegnung geht auf das Jahr 1984 zurück. Danach folgten die Sanierung des Ostflügels mit Eröffnung des Museums 1987, der Nordflügel (13 Jahre Bauzeit) und von 2000 bis 2005 der große Wurf mit Flämischer Galerie und der Landesausstellung zum Jubiläum 500 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg. Seitdem ist es deutlich ruhiger geworden.