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"An Mitstreitern mangelt es uns nicht"

Die "Sea-Eye" ist seit April 2016 im Mittelmeer unterwegs und hat seither rund 6000 Flüchtlingen in Seenot geholfen

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Hat Sea-Eye 2015 gegründet: Michael Buschheuer aus Regensburg. - Foto: Dietmar Gust

Das Hilfsprojekt Sea-Eye startet im Herbst 2015, als eine kleine Gruppe um den Regensburger Unternehmer Michael Buschheuer beschließt, dem Sterben der Flüchtenden im Mittelmeer nicht länger tatenlos zuzusehen. Die Initiative kauft den 60 Jahre alten Fischkutter "Sternhai" und rüstet ihn für die Seenotrettung um.

Seit April 2016 ist das zur "Sea-Eye" umgetaufte 26 Meter lange Schiff vor der Küste Libyens im Einsatz. Zunächst steht zudem das Schlauchboot "Speedy" zur Verfügung, das aber im September von der libyschen Küstenwache gekapert wird. Seither bemüht sich der Verein um die Herausgabe des Bootes.

Bereits innerhalb der ersten zwei Monate können die Crews der "Sea-Eye" über 1600 Menschen in Seenot helfen, bis heute sind es fast 6000. Inzwischen arbeiten rund 200 Menschen, überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, ohne Bezahlung an dem Projekt mit, verzichten auf Freizeit und Urlaub. Ab 2017 soll neben der "Sea-Eye" ein zweites großes Schiff zum Einsatz kommen. "An Mitstreitern mangelt es uns nicht", so Buschheuer. Qualifizierte Maschinisten suche man allerdings.

Immer wieder werden Organisationen wie Sea-Eye, die schiffbrüchige Flüchtende retten, mit dem Vorwurf konfrontiert, sie würden allein durch ihre Anwesenheit eine Art Sogeffekt auslösen und dadurch das Geschäft der Schlepperbanden unterstützen. Sea-Eye-Sprecher Hans-Peter Buschheuer widerspricht: "Die Marineoperation Mare Nostrum der italienischen Küstenwache zur Seenotrettung wurde 2014 gestoppt. Danach ging die Fluchtbewegung übers Mittelmeer aber trotzdem weiter." Für 2017 befürchtet er, dass auch die Route von Libyen aus dichtgemacht werden könnte. Die Menschen würden sich dann andere, gefährlichere Seepassagen, etwa von Ägypten aus nach Europa oder über den Atlantik in Richtung der Kanarischen Inseln suchen. Denn auf See zu sterben sei weniger schlimm, als in libyschen Lagern zu bleiben, in denen unbeschreibliche Zustände herrschten. "Eine militärische Abschottung ist sicherlich möglich. Aber zu welchem Preis"

Obwohl alle Sea-Eye-Helfer unentgeltlich mitwirken, ist die Organisation auf Sach- und Geldspenden angewiesen. Die Kosten liegen derzeit bei rund 250 000 Euro jährlich für Diesel, Verpflegung, Medikamente und medizinische Geräte, Kommunikation, Reparaturen und andere Dinge. Sea-Eye wird ausschließlich durch private Spenden finanziert. Informationen gibt es auf der Website www.sea-eye.org. Gespendet werden kann an Sea-Eye e.V., IBAN DE 60 750 0000 0000 0798 98. Auch der Malteser Ortsverein Preith, der seine Fachkräfte unentgeltlich zur Verfügung stellt, ist auf finanzielle Unterstützung für die Teams angewiesen: Malteser Preith, IBAN: DE98 7509 0300 0007 6196 50. Beide Male gilt das Stichwort "Sea-Eye". ‹Œpso