Mühlried
An der Straße scheiden sich die Geister

Bauausschuss genehmigt Bebauungsplan für Wohnungen in der alten Tierkörperverwertung

14.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Zu klein für ein Wohngebiet? Nein, meint die Mehrheit im Schrobenhausener Bauausschuss über die alte B300 - parallel zur heutigen Bundesstraße -, die zur alten Tierkörperbeseitigung zwischen Mühlried und Waidhofen führt. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände sollen neue Wohnungen entstehen. −Foto: Spindler

Mühlried (SZ) Der Weg ist frei für Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Tierkörperverwertung zwischen Mühlried und Waidhofen. Der größte Knackpunkt in der jüngsten Sitzung des Schrobenhausener Bauausschusses war der Verkehr, der künftig das neue Wohngebiet erreichen wird. Darum gab es auch eine Stimme gegen das Projekt.

Insgesamt 16 Wohneinheiten werden auf dem Gelände an der Schanze entstehen, sagte der vom Eigentümer des Geländes beauftragte Architekt Peter Mießl. Der ehemalige Stadtrat verglich das neue Mischgebiet - so ist das Gelände laut Flächennutzungsplan inzwischen ausgewiesen - auf dem Areal der Tierkörperbeseitigungsanlage, die 1998 ihren Betrieb eingestellt hatte, mit seinem eigenen Wohnort Halsbach. Es sei im Prinzip wie ein kleines Dorf, in dem es kaum Verkehr gebe.

Doch das wollte Rudi Koppold (FW) so nicht glauben. Der Mühlrieder Stadtrat monierte, dass durch die Wohnnutzung und die noch mögliche Ansiedlung von Gewerbe das Verkehrsaufkommen auf der alten B300 im Vergleich zum derzeitigen Zustand deutlich zunehmen werde. Erst durch die anstehenden Bauarbeiten, dann später durch die Bewohner, die wohl auch ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder zum Kindergarten bringen müssten. Und genau dafür reiche die schmale Straße von Mühlried vorbei am Wertstoffhof bis zur alten Tierkörperverwertung eben nicht aus. Ganz davon zu schweigen, dass etliche Mühlrieder die alte B300 bereits als Naherholungsgebiet zum Radeln, Spaziergehen und Inlineskaten für sich erobert hätten.

Ähnlich argumentierte auch die benachbarte Gemeinde Waidhofen - nicht zu ersten Mal. Dort wird befürchtet, dass die neuen Bewohner der Siedlung künftig bei Waidhofen von der B300 abfahren würden und dann den Anwandweg bis zur Tierkörperverwertung nutzen könnten. Darum müsse die Zufahrt zu den neuen Wohnungen von Mühlried aus deutlich verbreitert werden. "Die Zufahrt gefällt mir auch nicht", sagte Werner Lemal (FW). Vor allem ging er nicht davon aus, dass die Ortsumgehung Mühlried als möglicher Anschluss an die B300 für das neue Wohngebiet tauge: "Ich glaube, diese Umgehungsstraße werden wir nicht mehr erleben." Schnell fügte er noch hinzu: "Als Stadtrat, meine ich." Mit dem Zusatz erntete Lemal Schmunzeln im Saal.

Die Mehrheit im Bauausschuss sprach sich für das seit 2014 geplante Projekt (wir berichteten) aus und schloss sich Koppolds Bedenken nicht an. "Ich bin anderer Meinung", sagte Toni Bayerstofer (SPD), der das Entwicklungsprojekt lobte. Der Mühlrieder Stadtrat Hartmut Siegl (CSU) meinte: "Ich finde es eine total nette und pfiffige Idee." Auch Gerhard Winter (CSU) lobte das Projekt. Allerdings hatte er eine klare Meinung zu den Waidhofener Bedenken und blickte dabei auf die zahlreichen Ab- und Auffahrten der Gemeinde an der B300, die seiner Ansicht nach einiges an Fläche verbrauchten: Den Waidhofenern fehle es da wohl etwas an Ziel und Maß.

Nachdem der Bebauungsplan für das Projekt mit 10:1 Stimmen - dagegen votierte konsequent Rudi Koppold - verabschiedet wurde, läuft nun die Zeit für die Besitzer der Immobilie und die Investoren des Vorhabens. Denn im städtebaulichen Vertrag ist eine Baupflicht vereinbart worden. Innerhalb von zwei Jahren, nachdem der Bebauungsplan rechtskräftig wird, müssen die ersten genehmigungsfähigen Bauanträge dem Bauamt vorgelegt werden, erklärte Claudia Potratz vom Bauordnungsamt der Stadt. Der geänderte Flächennutzungsplan sei inzwischen auch genehmigt worden. Festgelegt wurde auch die Versorgung mit Trinkwasser sowie die Entsorgung des Abwassers. Von ersten Plänen, die eigene Kläranlage und die dortigen Brunnen der alten Tierkörperverwertung zu nutzen, wurde Abstand genommen. Die Stadtwerke legen die entsprechenden Leitungen vom Mühlried zu dem ehemaligen Betrieb. Die Trasse führt von Mühlried entlang der alten B300 bis zum Wald, in dem sich die Anlage befindet, vorbei am dortigen Weiher. Potratz bezeichnete die "sehr lange Leitung" als "überdimensionierten Hausanschluss".

Jürgen Spindler