Kösching
An der Baulandpolitik scheiden sich die Geister

Bürgermeister Max Schöner und seine Herausforderin Andrea Ernhofer über ihre unterschiedlichen Ziele und die Stichwahl

27.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Der Bürgermeister und seine Herausforderin an einem Tisch im Köschinger Rathaus: Max Schöner (CSU) und Andrea Ernhofer (SPD) legten vor der Stichwahl an diesem Sonntag in der Marktgemeinde noch einmal ihre Ziele dar. - Foto: Hauser

Kösching (DK) Knapper geht’s fast nicht: Bei der Kommunalwahl in Kösching lieferten sich Bürgermeister Max Schöner (CSU) und die SPD-Herausforderin Andrea Ernhofer für viele überraschend ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Amtsinhaber rutschte auf 39,48 Prozent ab, die Kandidatin erreichte 38,26 Prozent. Nur 57 Stimmen trennten beide. Der 62-jährige Rathauschef und die 44 Jahre alte Lehrerin gehen an diesem Sonntag in die mit Spannung erwartete Stichwahl. Im DK-Interview sprechen sie über ihre Chancen bei dem „Duell“, ihre vorrangigen Ziele und unterschiedlichen Auffassungen.

 

Frau Ernhofer, Herr Schöner, hätten Sie mit einem derart knappen Ausgang der Bürgermeisterwahl am 16. März gerechnet?

Max Schöner: Nein.

Andrea Ernhofer: Wir haben mit einer Stichwahl gerechnet. Aber dass es so knapp werden würde, hat uns positiv überrascht.

 

Wie begründen Sie das Wahlergebnis?

Ernhofer: Es ist darauf zurückzuführen, dass in der Vergangenheit viele Projekte angegangen worden sind, die nicht im Sinne der Bürger waren.

Schöner: In den letzten Jahren ist vieles im Markt Kösching entstanden, was uns unwahrscheinlich gut weitergebracht hat. Dass positive Themen wie das Baugebiet Fohlenweide, neuer Friedhof und Kreiselgestaltung überlagert wurden, führe ich auf die Fundamentalopposition von SPD und UW zurück. Den Bürgern wurden eher die negativen Seiten aufgezeigt.

 

Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Stichwahl am 30. März aus?

Schöner: Meine intensiven und erfolgreichen Bemühungen, den Markt zukunftsfähig zu führen, geben mir eine gewisse Sicherheit, dass der Bürger weiterhin den jetzigen Bürgermeister will.

Ernhofer: Die Chancen stehen sehr gut für mich, denn die Stimmung, die mir entgegengebracht wurde, ist sehr positiv. Ich habe das Gefühl, dass sich viele Bürger einen Neuanfang wünschen.

 

Welche Projekte wollen Sie als Erstes anpacken, falls Sie Chef im Rathaus werden/bleiben?

Ernhofer: Falls ich in das Amt gewählt werde, muss ich mich erst einmal einarbeiten. Denn ich bin Neueinsteigerin in diesem Beruf. Notwendig sind eine andere Baulandpolitik als bislang, der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und die energetische Sanierung von Freibad und Schule.

Schöner: Wichtig sind Verbesserungen bei der Betreuung der Kinder und im Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge, weiter die Sanierung von Ortsstraßen, die Dorferneuerung in Kasing und Bettbrunn, die Sanierung der kommunalen Liegenschaften oder die Bereitstellung von Bauland.

 

Jetzt hat ja keine Partei mehr eine absolute Mehrheit im Marktrat. Wird dadurch das „Regieren“ für den Bürgermeister beziehungsweise die Bürgermeisterin schwerer?

Schöner: In den ersten sechs Jahren meiner Amtszeit (von 2002 bis 2008, Anm. d. Red.) herrschte dieselbe Konstellation wie jetzt. Und das waren gute Jahre für die Gemeinde.

Ernhofer: Dass es keine Mehrheit einer Partei mehr gibt, ist für mich überhaupt kein Problem. Mir ist nämlich das Miteinander der Markträte ganz wichtig. Im Gemeinderat sollte es nicht um Parteipolitik gehen, sondern absolut um die Sache. Da sind alle Fraktionen gefragt.

 

Mit welcher Partei respektive Wählergruppe könnten Sie sich eine Zusammenarbeit in den nächsten sechs Jahren vorstellen?

Ernhofer: Ich könnte mir mit allen anderen zwei Parteien eine Zusammenarbeit vorstellen.

Schöner: In den letzten Jahren erfolgten 90 Prozent aller Entscheidungen im Marktrat entweder einstimmig oder mit großer Mehrheit über alle drei Parteien hinweg.

 

Wie weit liegen SPD und CSU bei kommunalpolitischen Themen auseinander?

Schöner: Nur bei der Umsetzung von einzelnen Vorhabensbereichen gibt es unterschiedliche Meinungen oder Vorschläge. Ein Beispiel ist die Schaffung von Bauland. Hier steht außer Frage, dass mit intensiven Grundstücksverhandlungen des Bürgermeisters wie bisher bezahlbares Bauland bereitgestellt werden kann.

Ernhofer: Die größten Unterschiede bestehen beim Thema Baulandpolitik. Ein Baulandmodell ist kein Zwangsmodell. Vielmehr erhält dadurch die Gemeinde mehr Bauplätze, die dann an Einheimische weiterverkauft werden können. Die momentanen Grundstückspreise in Kösching sind extrem hoch und die Baulücken zahlreich vorhanden. Das zeigt: Das bisherige Modell der CSU war nicht erfolgreich.

 

Seit Jahren herrscht schlechtes Klima im Marktrat. Wie kann es besser werden?

Ernhofer: Für mich als Lehrerin ist es eine Selbstverständlichkeit, die Diskussionstechnik in der Schule auch im Marktrat anzuwenden. Wichtig ist es, einfache Prinzipien einzuhalten: Zuhören, den Diskussionspartner ernst nehmen, den anderen ausreden lassen und auf die Anliegen anderer eingehen.

Schöner: Der manchmal raue und unfaire Umgangston ist nicht allein vom Bürgermeister zu verantworten, sondern auch von Vertretern der anderen politischen Richtung. Die teilweise fehlende Wertschätzung kann keinesfalls dem Bürgermeister angelastet werden.

 

Für heftige Diskussionen sorgte immer wieder das geplante und schließlich gestoppte Baugebiet der Familie Schöner „An der Schlossbreiten“. Was sagen Sie dazu?

Schöner: Bei diesem Thema herrscht die Grundaussage vor, dass der Bürgermeister sein Amt ausgenutzt hätte, um seiner Familie Baugrund zu ermöglichen. Dem setze ich deutlich entgegen: Meine Familie hat nichts anderes gewollt, als im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Umlegung auf eigenem Grund im Innerortsbereich zu bauen. Dies wurde uns aus politischen Gründen verwehrt. Um weitere Irritationen auszuschließen, wird – solange ich Bürgermeister bin – die Familie Schöner eine Gesamtbebauung der Schlossbreiten nicht weiterverfolgen.

Ernhofer: Wir haben absolut nichts gegen die Bebauung der Schlossbreiten, und deshalb haben wir auch der Änderung des Flächenutzungsplans zugestimmt. Die SPD ist bei dieser Angelegenheit ihrer Linie treu geblieben, Bauland nur dort auszuweisen, wo die Gemeinde möglichst viel Baugrund bekommt. Es ist legitim, wenn die Familie Schöner hier die öffentlich-rechtliche Umlegung einfordert. Allerdings ist dieses Verfahren meiner Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß.

 

Das Interview führte Karlheinz Heimisch.