Neuburg/Schrobenhausen
An den Kreisstraßen soll es künftig blühen

Neuburg-Schrobenhausen setzt auf insektenfreundliche Flächen - Umweltausschuss begrüßt Vorgehen

29.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:41 Uhr
Vorzeigeprojekt: An der Kreisstraße ND22 bei der Gemeinde Waidhofen ist heuer bereits ein Blumenkreisel entstanden. Ähnliche Flächen soll es künftig im gesamten Landkreis geben. −Foto: Hofmann/DK-Archiv

Neuburg (DK) An den Kreisstraßen in Neuburg-Schrobenhausen soll es künftig etwas mehr blühen und summen.

Um der Klimaoffensive im Freistaat gerecht zu werden, hat die Verwaltung ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Der Natur- und Umweltausschuss des Kreistags reagierte begeistert.

Verpflichtend ist das bayerische Versöhnungsgesetz und die enthaltene Änderung des Straßen- und Wegegesetzes, die vor allem den Artenschutz zum Ziel haben, für die Landkreise und Gemeinden allerdings nicht. Vielmehr heißt es darin, dass die Kommunen, also auch die Gemeinden, entsprechend verfahren sollen. Also eine reine Empfehlung, wie Markus Laumer als Chef der Hoch- und Tiefbauabteilung Neuburg-Schrobenhausen den Ausschussmitgliedern erklärte. Allerdings eine, die er und sein Team sich für die rund 80 Hektar Randstreifen entlang der Kreisstraßen in Neuburg-Schrobenhausen sehr wohl zu Herzen nehmen wollen - und das zum Teil auch schon getan haben.

Die besten Beispiele dafür finden sich laut Laumer im südlichen Landkreis, genau gesagt im Gemeindegebiet von Waidhofen. Dort ist heuer an der ND22 in einem Kreisverkehr eine Blühfläche entstanden. Parallel dazu haben seine Mitarbeiter rund 78 Bäume und etwa 500 Sträucher gepflanzt. Schwerpunkt der Aktion war in diesem Jahr die ND17 bei Schenkenau, also ebenfalls in Waidhofen.

Diesen Weg will Laumer nun fortsetzen und sogar noch etwas mehr tun. Demnach ist vorgesehen, dass die erste Mahd der Randstreifen an den Fahrbahnen, die in der Regel zwischen Mai und August stattfindet, mit einer etwas geringeren Schnittbreite erfolgen soll. Dadurch bleibt ein Teil der Pflanzen bis zur zweiten Runde zwischen September und November länger stehen. "Gleichzeitig wollen wir die Intensivbereiche jährlich verändern", so Laumer. Und schließlich ist auch geplant, den Winter über zehn Prozent des Bewuchses stehen zu lassen, damit samenbildende Pflanzen eine Chance haben. Bei der Auswahl dieser Teilflächen setzt Laumer auf die Zusammenarbeit mit der Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege, die sein Team dabei beraten soll.

Dass die Natur entlang der Straßen nicht allein im Vordergrund stehen kann und darf, ist dem Fachmann allerdings sehr wohl bewusst. "Wir wollen so viel wie möglich machen, dürfen aber Verkehrssicherheit und Praktikabilität nicht aus den Augen verlieren", sagte Laumer und sprach damit dem Landrat aus der Seele. "Das ist eine Gratwanderung, bei der wir die gesunde Mitte brauchen", so Peter von der Grün (FW), der ebenso wie sein Mitarbeiter um die Begehrlichkeiten der Bevölkerung wusste. "Das ist sehr wohl eine Herausforderung", erinnerte Laumer die Ausschussmitglieder. Immerhin hatte es in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden gehagelt, wenn der Kreis aus Sicht einiger Bürger nicht ausreichend gemäht habe. Eine Sichtweise, für die mittlerweile oftmals das Gegenteil gelte. "Heute beschweren sich die Leute, wenn wir zu viel mähen", so Laumer, der einen Paradigmenwechsel festgestellt hat. Bei den Mitgliedern des Gremiums stieß sein Konzept jedenfalls auf offene Ohren. "Das geht in die richtige Richtung", fand Martin Wendl (Grüne), der bei den Bürgern bereits ein gewisses Verständnis für solche Maßnahmen ausgemacht haben will. Alexander von Zwehl (CSU) sprach sich dafür aus, ruhig mal eine gewisse Wildnis, also artenreiche Flächen, wachsen zu lassen. Ludwig Bayer (FW), zugleich Kreisobmann des Bauernverbands, wünschte sich einen mehrjährigen Versuch. Und Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) schlug vor, das Konzept auch den Rathauschefs zu präsentieren, um dadurch die Gemeinden zum Nachahmen zu motivieren. "Auf diese Weise lassen sich auch Bürger zum Umdenken bewegen", meinte Langenmosens Bürgermeisterin Mathilde Ahle (CSU). Passend dazu regte Siegfried Geißler, Chef der unteren Naturschutzbehörde, eine Schulung für die Bauhofarbeiter an.

Zumindest der überwiegend für das Mähgerät des Landkreises verantwortliche Mitarbeiter dürfte einen solchen Lehrgang nicht nötig haben. "Er ist selbst Landwirt und Imker", erklärte Laumer, der von der Fachkenntnis seines Kollegen überzeugt ist. Einzig bei der Technik sieht er Nachholbedarf. Denn eine andere Möglichkeit als das für die Artenvielfalt eher kontraproduktive Mulchen scheint der Kreis momentan kaum zu haben. "Dieses Problem ist bei den Herstellern bekannt", erklärte Laumer, der sich eigens dazu informiert hat. Demnach läuft die Entwicklung bereits, in einigen Jahren könnten die Verantwortlichen im Landratsamt daher wohl über eine neue Technik nachdenken.

Stefan Janda