An den Flughäfen droht Chaos - Warnstreiks lähmen Nahverkehr

26.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:54 Uhr

Frankfurt/Berlin/München (dpa) Warnstreiks im öffentlichen Dienst machen Reisenden, Pendlern und Eltern das Leben schwer. Wegen des geplanten Verdi-Ausstandes an sieben deutschen Flughäfen müssen sich Reisende an diesem Donnerstag auf massive Behinderungen einrichten. Allein die Lufthansa streicht fast 600 Flüge und damit nahezu jede dritte geplante Verbindung.

Vor allem innerdeutsche und europäische Flüge sind betroffen. Am Mittwoch behinderten Ausstände den öffentlichen Nahverkehr. Ein Schwerpunkt war Nordrhein-Westfalen.

Der vorläufige Höhepunkt der Warnstreikwelle wird für diesen Donnerstag erwartet. Die Gewerkschaft Verdi plant neben weiteren Ausständen im Nahverkehr, in Kitas und bei der Müllabfuhr Warnstreiks an den Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg, Köln/Bonn, Stuttgart und Hannover. Schwerpunkt der Ausstände des Flughafenpersonals ist das größte deutsche Drehkreuz in Frankfurt, wo vom frühen Morgen bis 14.30 Uhr gestreikt werden soll. Eine von der Gewerkschaft nicht bezifferte Zahl von Mitarbeitern der Flughafenbetreiber arbeitet noch nach den Tarifbedingungen des öffentlichen Dienstes.

Die Warnstreiks sorgten bereits im Vorfeld für heftige Kritik der Luftverkehrsbranche. "Flughäfen werden immer mehr zum öffentlichkeitswirksamen Schauplatz für Tarifauseinandersetzungen. Was früher eine absolute Ausnahme war, darf nicht zur Regel werden", erklärte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV in Berlin.

Auch die Lufthansa kritisierte die Verdi-Streiktaktik. "Wie schon bei dem Warnstreik des Sicherheitspersonals in Frankfurt vor gut einem Monat nimmt Verdi bewusst in Kauf, dass unbeteiligte Menschen und Unternehmen zur Durchsetzung von Gewerkschaftsforderungen instrumentalisiert werden. Alleine bei der Lufthansa Gruppe entstehen zudem Millionenschäden", sagte Vorstandsmitglied Bettina Volkens.

Die verschiedenen Airlines forderten ihre Fluggäste auf, sich auf der jeweiligen Website über den Status ihrer Flüge zu informieren. Für innerdeutsche Lufthansa-Tickets ist ein Umtausch in Bahnfahrkarten möglich. Umbuchungen sämtlicher abgesagter Flüge seien zudem kostenfrei möglich.

Die Interkontinentalflüge der Lufthansa von München sollen sämtlich stattfinden, während in Frankfurt einige bereits abgesagt sind. Die Tochter Germanwings plant den vollen Betrieb. Der Ferienflieger Condor verlagert vier Fernflüge von Frankfurt nach Düsseldorf. Dort werde mit geringeren Auswirkungen des Ausstands gerechnet, sagte ein Condor-Sprecher. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin strich zunächst sechs Flüge.

Von dem Kräftemessen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern war am Mittwoch der Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen sowie in mehreren Städten in Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg betroffen. In Bayern blieben zahlreiche Kitas geschlossen, Mülltonnen wurden nicht geleert, in Krankenhäusern wurden Notdienste organisiert.
Verdi will mit den Aktionen Druck vor der dritten Tarifverhandlungsrunde ab dem kommenden Montag in Potsdam machen. In der zweiten Runde hatte es zwar eine Annäherung in einzelnen Punkten, aber insgesamt keinen Durchbruch gegeben. Die Gewerkschaften fordern, dass die Einkommen der 2,1 Millionen Angestellten im Bund und in den Kommunen um einen Betrag von 100 Euro und dann zusätzlich um weitere 3,5 Prozent steigen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.

Verdi-Chef Frank Bsirske gab sich selbstbewusst. Sollte es bei den Verhandlungen nicht zu einer Einigung kommen, drohe ein Arbeitskampf mit hoher Beteiligung, sagte der Gewerkschafter auf einer Kundgebung vor rund 5500 Teilnehmern in Kassel. Ziel bleibe aber eine Einigung in der nächsten Gesprächsrunde.

Zu Ausständen soll es am Donnerstag neben den Flughäfen auch unter anderem wieder in Nordrhein-Westfalen kommen. Die Gewerkschaft rechnet dort mit rund 60 000 Beschäftigten, die die Arbeit niederlegen. Dann sollen Mitarbeiter der Stadtverwaltungen, Jobcenter, Sparkassen, Müllabfuhr und kommunale Kitas in fast allen nordrhein-westfälischen Städten die Arbeit niederlegen. In Sachsen-Anhalt wird ebenfalls wieder gestreikt. Ausstände sind auch in Hamburg und in Schleswig-Holstein geplant.