München - Wem gehören die Pantoffeln unter Franzis Bett? Ganz erstaunt über diesen seltsamen Fund fragt sich deren Liebhaber Florian, um zunächst keine Antwort zu erhalten.
Er kann es sich nicht erklären, bis er Franzis vermutliche Eltern aufsucht, um ihre Einwilligung zur Hochzeit mit Franzi einzuholen. Bis es freilich soweit kommt, rauschen die Ausflüchte, die frommen Lügen und all die anderen Titel gebenden halben Wahrheiten wie ein Dauerwasserfall über die Bühne.
Es war die allererste und womöglich auch die beste Komödie des inzwischen von der Queen geadelten 81jährigen Alan Ayckbourn vom Jahre 1965, die mit allen Ingredienzen eines Boulevardklassikers prall gefüllt ist und herrlich abschnurrt: Liebe, Intrigen, Eifersucht, vor allem jedoch Verwicklungen und Verwechslungen. Angesiedelt in der gar nicht so prüden Londoner Middle-class-Gesellschaft mit dem alltäglichen Zoff eines in die Jahre gekommenen Ehepaares und des von ewiger Liebe überzeugten Pärchens Franzi und Floh. Doch die Missverständnisse zwischen allen Beteiligten über das angeblich familiäre "Who is Who" steigern sich bis in absurde Höhen, die freilich - Boulevard in schönster Ausprägung - nach allerlei Turbulenzen in Wohlgefallen sich auflösen. Denn Franzis "Vater" Philipp ist ihr bisheriger Liebhaber und ihre "Mutter" Petra die von Philipps außerehelichen Eskapaden genervte Gattin. Und die Pantoffeln unter Franzis Bett? Die Relikte von Philipps Seitensprüngen mit Franzi.
Nicht nur von London hat der Regisseur Anatol Preissler diese hübsch abschnurrende Lovestory mit etlichen Hindernissen nach München verlegt, sondern auch ins bayerische Oberland, wo zum Frühstück statt Ham and Eggs schon mal Weißwurscht mit süßem Senf aufgetischt wird. Das passt natürlich bestens zu Christine Neubauers herbem Charme einer taffen Lady vom Land, wenngleich der Regisseur ihre bisweilen allzu aufgesetzte Outriertheit schon etwas hätte bremsen müssen. Doch wenn sie als betrogene Ehefrau Petra mit diabolischem Lächeln ihre verbalen Giftpfeile abschießt, da ist sie als Vollblutschauspielerin natürlich total in ihrem Element. Als Petras Schwerenöter-Gatte Philipp brilliert Sigmar Solbach, der es im Alter mit seiner jungen Sekretärin weiterhin krachen lassen will, doch als abgehalfteter Lover sein Rentnerdasein nun in seinem Garten mit Blumenpflege und Holzhacken verbringen muss. Aus ist's mit dem Traum, mit Franzi nochmals eine ausgedehnte Europa-Reise anzutreten, denn seine Ex-Geliebte (Julia Uttendorfer als ebenso jugendlich unbeschwerte wie selbstbewusste junge Frau) ist heillos in Flo verliebt. Und neben dem an Mimik, Witz und Schlitzohrigkeit reichen Sigmar Solbach brilliert vor allem Thomas Stegherr als durch und durch sympathischer Flo mit treuherzigem Dackelblick. Dazu Thomas Peknys reizendes Bühnenbild von Franzis Jungmädchenbude mit kitschig-rosaroter Teddybärtapete und Petra und Philipps Gartenlaube mit den am Mauerspalier üppig wuchernden weißen Rosen. Kurzum: Ein unterhaltsamer Boulevardabend.
DK
ZUM STÜCK
Theater:
Komödie im Bayerischen Hof, München
Regie:
Anatol Preissler
Bühne:
Thomas Pekny
Dauer:
95 Minuten ohne Pause
Läuft bis:
1. November
Kartentelefon:
(089) 29 28 10
