Pfaffenhofen
Amouren im Drei-Viertel-Takt

Bei der Operettenaufführung "Eine Nacht in Venedig" begeistern die Musiker mit viel Hingabe

25.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:05 Uhr
Die Darsteller und Sänger überzeugten mit ihrer Begeisterung für die Operette "Nacht in Venedig": Gesanglich vereinten sich zwischenzeitlich das Ensemble und der Kinderchor der Städtischen Musikschule zur Freude des Publikums. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Eine rauschende Nacht beschwingter Operettenmelodien haben die rund 350 Zuhörer im voll besetzten Stockerhof erlebt. Wenn Venedig, der Komponist Johann Strauss und eine flotte Inszenierung zusammentreffen, sind bunte Bilder und Hörvergnügen garantiert - zur Freude der Zuhörer.

Aber auch zur Freude der Mitwirkenden, denn zum Ensemble einer Operettenaufführung zu gehören, das erlebt man nicht alle Tage. Im Rahmen des Gesamtkonzepts von "Eine Nacht in Venedig" nämlich hatte das Künstlerpaar Franz Garlik und Lauren Francis für Pfaffenhofener Lokalkolorit gesorgt: Das Ensemble der Jungen Oper Neuburg wurde ergänzt durch den Chor der Pfaffenhofener Kreuzkirche, mit Tänzerinnen des Tanzstudios Scherg, dem Kinderchor der Städtischen Musikschule und der Bläserklasse der Pfaffenhofener Realschule.

Alle waren bestens in eine Inszenierung integriert, die die Handlung der komischen Operette in die Neuzeit verlegt hatte: weg vom romantischen Plüsch und hin zur Besetzungscouch. Sogar die Ouvertüre wurde wiederbelebt - Gelegenheit für ein Sextett junger Damen, die Musik durch ausdrucksvolle Ballettszenen zu untermalen.

Dann aber nimmt die Handlung flott Fahrt auf, es geht um Liebe und Affären, um Karrieresüchte und Eitelkeiten, um Irrungen und Täuschungen. Mit einer Lauren Francis als Obstverkäuferin Annina, die gesanglich wie komödiantisch eine erstklassige Vorstellung liefert. Insbesondere in der Szene auf der Besetzungscouch zusammen mit Karsten Münster, der den berühmten Filmregisseur Herzog singt und mimt - nicht minder gekonnt und als kongenialer Partner für Francis.

Aber auch andere Rollen sind gut besetzt, wie Ben Maier als Herzogs Faktotum Caramello, dessen markante Stimme überzeugt. Wenn er auch nicht immer mit dem flotten Dirigat von Franz Garlik und seinem Septett "Die Fledermäuse" mithalten kann.

Bemerkenswert ist auch Christina Steger in ihrer Rolle als Ciboletta in diversen Soli und Duetten mit Lauren Franzis. Steger ist Gesangsschülerin bei Garlik und die Operette ihr erster nennenswerter Bühnenauftritt.

Gute Laune verbreitet Seppi Dünstl gesanglich als Popcornbäcker Pappacoda - wie überhaupt das ganze Ensemble glänzend aufgelegt ist. Wovon sich der Kirchenchor inspirieren lässt und das Ensemble auf der Bühne eindrucksvoll unterstützt. Wie zum Beispiel bei "Die Tauben von San Marco", ein Duett von Annina und Herzog, bei dem der Chor ebenso gurrt wie die vielen Tauben auf dem Markusplatz in Venedig. Wenn dazu noch Ohrwürmer wie "Komm in die Gondel", "Treu sein, das liegt mir nicht" (überzeugend: Karsten Münster) oder das berühmte "Schwipslied" erklingen, dann weht ein Hauch von Münchener Gärtnerplatz-Theater durch den Stockerhof: "Mir ist auf einmal so eigen zumute", singt die Annina alias Lauren Francis mit dem Sektglas in der Hand, und das spielt und singt sie ebenso glaubwürdig wie perfekt.

Zum Auftritt wie auf einer professionellen Operettenbühne tragen Kostüme und Masken (Lauren Francis) wie aus dem Karneval in Venedig bei, auch die unvermeidliche Gondel spielt eine Rolle in der Handlung. Nicht alles aber ist gesanglich oder instrumental frei von Dissonanzen und nicht immer synchron in den Tempi - aber die allermeisten Darsteller sind Laien, deshalb ist Nachsicht angebracht. Ben Maier alias Caramello ist Betriebswirt bei Audi in Ingolstadt, Christine Steger alias Ciboletta Technische Modellbauerin, um nur einige zu nennen.

Ein beeindruckendes, vielleicht sogar prägendes Erlebnis haben der Kinderchor sowie die Bläserklasse der Realschule. Die singen und spielen vielstimmig zusammen mit Ensemble und Kirchenchor und dürfen sich als Teil eines Ganzen fühlen. Ein Ansporn für viele, sich weiter zu engagieren und fleißig zu üben.

Das Publikum im Stockerhof ist zwei Stunden lang blendend unterhalten, hat eine mit leichter Hand inszenierte Operette erlebt und unterm Strich eine Menge für Auge und Ohr geboten bekommen. Ein großes Kompliment an Franz Garlik und Lauren Francis für ihr Bemühen, Laien und Jugend an musikalisch anspruchsvollere Aufgaben heranzuführen und Alt und Jung per Musik miteinander zu verbinden. Großer, langer Applaus des Publikums am Ende war der verdiente Lohn für deren außerordentliches Engagement.

Hans Steininger