Pfaffenhofen
Ami zum Dritten

Die Sängerin und Songschreiberin Amira Warning setzt den klangvollen Schlusspunkt des Kultursommers

10.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:26 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Gefühlvolle Gedankenwelten: Ami Warning bei ihrem Kultursommer-Konzert. −Foto: Kollmeyer

Pfaffenhofen - Erst im dritten Anlauf hat es geklappt mit dem Konzert der Münchener Sängerin, Musikerin und Songschreiberin Amira Warning, genannt Ami. Denn der Sommerregen hatte für zwei Konzertverschiebungen gesorgt - und zwar ganz ans Ende des Pfaffenhofener Kultursommers 2020. Dafür aber hatte die städtische Veranstaltungsreihe nun einen wirklich hörenswerten Schlusspunkt.

Doch vor ihrem Konzert hatte sie sich den in München lebenden Singer-/Songwriter Matthew Austin aus Manchester als Ein-Mann-Vorgruppe auf die Bühne geholt: "Ich spiele jetzt zum Warm Up", so Austin. Und allein mit seiner klaren, kräftigen Stimme und Gitarre präsentierte er eigene ruhige und nachdenkliche Balladen wie "Hold on, I'm getting ready", aber auch mal einen etwas flotteren Song. Das Publikum, überwiegend in den Altersklassen ab 30 Jahren, war begeistert und dankte mit kräftigem Applaus.

Dann fing Ami mit ihrer Band das Publikum mit ihren selbstgeschriebenen Liedern ein. Bis auf einen späteren Coversong von Herbert Grönemeyer ("Mensch") erzählten ihre auf Deutsch gesungenen Lieder Geschichten, die sie selbst erlebt hatte oder worüber sie sich als junge Frau so ihre Gedanken gemacht hatte, mit Textzeilen wie im Lied "Untertauchen" - "Es fühlt sich einfach gut an; ich nehme das Leben, so wie es kommt; wenn ich zwei, drei Stunden mit dir untertauchen kann; wo du jetzt weg gehst, das tut weh". Dabei folgt bei ihren Liedern die Melodie immer ihrem Text, nicht umgekehrt, wie häufig bei Songtextern üblich.

Bei ihren Songs geht es um Liebe, Vertrauen, Trennung, aber auch um Aufbegehren, wie beim Lied "Gegenwind", in dem sie die Situation beschreibt, in der sie wohl auch gesteckt haben mag, als sie nämlich plötzlich vor einem Jahr anfing, deutsche Texte zu singen, weil sie damit sich und ihre Gefühle viel besser ausdrücken kann.

Wenn sie ihre Geschichten in ihren Liedern erzählt, klingt sie eher wie eine junge Sängerin aus Berlin als aus München, so wie bei den Liedern "Bleib doch noch", "Chaos" oder ihrem Stück, das sie am liebsten von allen eigenen hat: "Fliegen" mit der Textzeile: "Ich hab genug und brauch keine Sicherheit, gib mir lieber deine Zeit".

Und immer wieder drängt sich bei den Stücken der Reggae-Rhythmus rein, denn Reggae und Latin-Musik liegen ihr besonders, das muss sie von ihrem Vater Ewald (Wally) Warning geerbt haben, der aus Aruba (Niederländische Antillen) stammt und mit dem sie schon als Teenager als Bassistin in seiner Band aufgetreten war, unter anderem schon vor fünf Jahren beim Kultursommer in Pfaffenhofen auf der Bühne auf dem Hauptplatz, da aber nur mit englischen Texten.

Inzwischen ist sie deutschlandweit solo oder zusammen mit ihrem Vater als Wally und Ami unterwegs. Amira Warning kam Mitte der 90er-Jahre in München zur Welt und wuchs mit der Musik ihres Vaters auf. Das Gitarrenspiel hat sie sich selber beigebracht und begleitete sich deshalb bei ihrem gestrigen Auftritt fast durchgehend selbst.

Sie singt ihre Lieder mit einer dunklen warmen, leicht zurückhaltenden Stimme, doch sie kann auch deutlich kräftiger. Das letzte angekündigte Lied war dann "Gegenwind", doch das Publikum wollte noch nicht gleich den Innenhof des Landratsamtes verlassen und erklatschte sich Zugaben: ein Reggae-Stück ("Blessing") mit englischem Text, dann "Schubidubidu - Bleib so wie du bist" und zum endgültigen Abschluss des Abends das Lied "Mann und Frau".

Der lang anhaltende Beifall war wirklich mehr als verdient, nicht nur für Ami, sondern auch für ihre Bandmitglieder: Max List (Gitarre), Andreas Haslacher (Keyboard/Saxophon/Kongas), Ruben Lipka (Drums) sowie und Isaak Reed (Bass).

PK

Wolfgang Kollmeyer