Kösching
Amberger-Halle in Kösching seit zehn Jahren geschlossen

Schauplatz vieler Faschingsbälle und politischer Veranstaltungen

28.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:26 Uhr
Bundeskanzler Gerhard Schröder (rechts) 2005 beim Wahlkampf in der Köschinger Amberger-Halle. −Foto: Sawatzki (Archiv)

Kösching - In diesem Sommer vor zehn Jahren fand in der Amberger-Halle in Kösching die letzte Veranstaltung statt. Bei einigen Vereinen löste dies geradezu eine Existenzkrise aus - war die Halle zuvor doch Schauplatz vieler ihrer Bälle und Versammlungen gewesen.

Als Gerhard Schröder im August 2005 nach Kösching kam, um für seine Wiederwahl zu werben, wollten gut 1000 Menschen den Auftritt des SPD-Bundeskanzlers in der Amberger-Halle sehen. Noch einmal so viele drückten sich rundherum die Nasen an den Fenstern platt, weil sie keinen Platz mehr gefunden hatten, und lauschten Schröders Rede über Lautsprecher. Dieser Tag blieb Max Amberger in besonderer Erinnerung. "Er hat eine Kraft ausgestrahlt, das war schon phänomenal!", schwärmt er noch heute - und verrät, dass der Bundeskanzler sofort nach einem Bier verlangte.

Max Amberger sitzt zusammen mit seinem Sohn Michael an einem Tisch vor der ehemaligen Veranstaltungshalle. Seit 100 Jahren ist das Gelände am Weinberg im Besitz der Familie - in den 1920er-Jahren wurde aus dem ehemaligen Bachbräu der Amberger-Keller. Ein paar Stufen führen hinab in die Unterkellerung der Wirtschaft, wo früher die Bierfässer gelagert wurden und noch heute zu sehen ist, wie diese nach oben befördert wurden. "Anfang der 1970er baute mein Vater (der Brauereibesitzer Max Amberger, Anm. d. Red.) dann die Halle, um überregionale Veranstaltungen nach Kösching ziehen zu können", sagt Amberger. "Das hat funktioniert bis zum Bundeskanzler."

Seit seiner Jugend musste Amberger an der Theke aushelfen, während seine Freunde feiern gingen. "Das war anstrengend", betont der heute 64-Jährige, der die Wirtschaft sowie die Halle übernahm und verpachtete, als sein Vater 1995 starb. Der Unternehmer erzählt von einer Kegelbahn und einer Turnhalle, die der TSV Kösching nutzte, vom Schützenstand der Feuerschützen und von den Treffen des DGB-Ortskartells, von der Dschungelparty an Fasching und Bierfässern, die geeist hierher transportiert wurden, vom mehrstufigen Biergarten und von legendären Gartenfesten mit Tanzkapellen. "Die alten Köschinger wissen das noch", meint Amberger und fügt ein wenig wehmütig an: "Das tut schon weh, dass es das nicht mehr gibt." Die Familie Amberger habe ihre öffentliche Aufgabe auf jeden Fall erfüllt.

Die Zeit der großen politischen Veranstaltungen in Kösching ist seinen Worten zufolge allerdings vorbei. Auch die der Faschingsbälle. Insbesondere die Germanica - "ein sehr tüchtiger Verein" - feierte hier rauschende Feste. "Der Heidlsaal und die Amberger-Halle haben sich abgewechselt", berichtet Amberger. "Zur Terminabsprache gab es ganze Sitzungen." Doch irgendwann war das Konzept der Halle überholt, sie hätte saniert werden müssen - schon allein, was Brandschutz und Fluchtwege angeht. "Und man hätte sie gastronomisch anpassen müssen", sagt der 64-Jährige. Er entschloss sich deshalb, die Halle Mitte 2011 zu schließen.

Von einem "herben Verlust" für die Vereine war die Rede. Schließlich war die Amberger-Halle mit Abstand der größte Veranstaltungsraum in der Marktgemeinde. Die Germanica fürchtete gar um ihre Zukunft: "Wenn es keine Alternative zur Amberger-Halle gibt, stirbt die Garde in Kösching", fand Hofmarschall Stefan Ring damals deutliche Worte. Zum Glück für die Faschingsgesellschaft konnte sie bald in die - heute ebenso sanierungsbedürftige - Mehrzweckhalle umziehen. Und gerade in den vergangenen Jahren flammte die Diskussion um eine adäquate Veranstaltungshalle in Kösching wieder auf.

Die Amberger-Halle nutzt heute übrigens ein Internetshop, der unter anderem Hula-Hoop-Reifen vertreibt. In die Wirtschaft über dem einstigen Bierkeller zog vor 15 Jahren das Ristorante Rosalia samt Biergarten. "Eigentlich waren die Planungen für einen Hühnerstall schon fertig", sagt Amberger. "Dann kam ich", ergänzt Rosalia Paparone aus der Zeit, als der Pachtvertrag für ihr Restaurant an der Marktstraße auslief. "Es war die beste Entscheidung meines Lebens, hier hochzukommen", freut sie sich.

Max Amberger feiert indes in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag. Zeit, bald loszulassen: "Ich übergebe meine Geschäfte langsam an meine Söhne Max und Michael."

DK

Tanja Stephan