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Amazon schnappt sich Twitch

Online-Versandhändler gibt für Spieleplattform knapp eine Milliarde Dollar aus

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

New York (AFP) Der US-Versandriese Amazon ist weiter auf Einkaufstour: Für knapp eine Milliarde Dollar übernimmt das Unternehmen die Onlinespieleplattform Twitch, wie Amazon am Montag (Ortszeit) mitteilte. Twitch überträgt Videospiele und kommt nach eigenen Angaben auf 55 Millionen Besucher pro Monat.

Amazon schnappte die Plattform offenbar dem Suchmaschinengiganten Google vor der Nase weg.

Amazon erklärte, das Unternehmen kaufe alle ausgegebenen Aktien des vor drei Jahren gegründeten Internetunternehmens für 970 Millionen Dollar (735 Millionen Euro). Das Geschäft sei bereits von den Aktionären gebilligt worden und solle bis Jahresende abgeschlossen sein. Es zählt zu den größten Zukäufen von Amazon bisher. Auch Google hatte Berichten zufolge bereits ein Auge auf Twitch geworfen; der Konzern war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Twitch zählt zu den Streamingdiensten, überträgt aber keine Filme, Serien oder Musik, sondern Computerspiele. Die werbefinanzierte Plattform zählt monatlich mehr als 55 Millionen „Zuschauer“, die sich auf ihrem PC, ihrem Smartphone oder einem Tablet-Computer anschauen, wie Spieler aus allen Winkeln der Erde in Computerspielen gegeneinander antreten. Etwa eine Million Nutzer lassen via Twitch diese Zuschauer an ihren Spielen teilhaben und veröffentlichen sie dann. Twitch macht auch einen Chat unter den Nutzern möglich. Videospiele zu übertragen und anzuschauen sei „ein weltweites Phänomen“, erklärte Amazon-Gründer Jeff Bezos (Foto). Twitch habe eine Plattform geschaffen, die mehrere Millionen Menschen dazu bringe, jeden Monat Milliarden von Minuten lang Onlinespiele zu sehen.

Laut Twitch ist jeder Nutzer im Durchschnitt 106 Minuten pro Tag auf der Plattform eingeloggt. Im Juli seien insgesamt 15 Milliarden Minuten zusammengekommen. Twitch profitiert dabei davon, dass die Plattform in der Playstation 4 und in Microsofts Xbox One integriert ist, den beiden meist verkauften Spielekonsolen.

Der Zukauf von Amazon sei „sehr klug“, sagte Analyst Trip Chowdry von Global Equities Research. Das Geschäft sei für den Versandhändler auch viel vielversprechender als für Google, das mit Youtube bereits eine Streamingplattform habe. Amazon ist auf dem Markt der Videospiele bereits vertreten: Es betreibt ein Unternehmen, das Anfang 2014 das Studio Double Helix Game gekauft hatte.