Am Sonntag soll doch offen sein

Als parteipolitisch hochinteressante Koalition fordert die "Allianz für die Innenstadt" das Einkaufen am Feiertag

27.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:01 Uhr

Kampfansage: Karl Ettinger (FDP, von links), IN-City-Chef Thomas Deiser, Michael Krüper (Präsident des Vereins Innenstadtfreunde) und Christian Lange (Bürgergemeinschaft) gründeten gestern die »Allianz für die Innenstadt«. Zur Belebung des Zentrums fordern sie verkaufsoffene Sonntage für Ingolstadt. - Foto: Kienle

Ingolstadt (DK) Das Aktionsbündnis zum Schutz des freien Sonntags hat einen Widerpart bekommen: Die zwei OB-Kandidaten Christian Lange (Bürgergemeinschaft) und Karl Ettinger (FDP) riefen gestern mit dem IN-City-Chef und CSU-Stadtratskandidaten Thomas Deiser und dem Vereinspräsidenten der Innenstadtfreunde, Michael Krüper, eine „Allianz für die Innenstadt“ ins Leben.

Ziel des neu gegründeten Interessenbündnisses sei, „im Dialog mit den Händlern, Dienstleistern, Immobilieneigentümern und der Stadt gemeinsam Wege zur Belebung der Innenstadt zu finden und umzusetzen“. Lange betont: „Dazu gehören auch verkaufsoffene Sonntage.“ Wegen der „dramatischen Umsatzsituation in der Innenstadt“ sei dort eine Öffnung der Geschäfte an wenigen Sonntagen im Jahr sogar zu begrüßen. Genauso sieht es auch Deiser, der als CSU-Mann die parteipolitisch hochinteressante Allianz vervollständigt.

Der CSUler vertritt eine völlig andere Meinung als Parteispitzenkandidat Christian Lösel. Der OB-Kandidat hatte dem Bündnis zum Sonntagsschutz schriftlich zugesichert, dass er sich im Falle eines Wahlsieges für den weiteren Erhalt des freien Sonntags stark machen werde. Lösel vertrete im Stadtrat und in der Partei bei Abstimmungen aber nur „eine Stimme“, gab Deiser zu bedenken. Bis auf Lange und Ettinger haben alle anderen Bewerber um den OB-Sessel die Vereinbarung unterzeichnet, die ihnen das Aktionsbündnis zum Schutz des freien Sonntags – das sich aus verschiedenen kirchlichen Organisationen und Sozialverbänden zusammensetzt – Ende Januar zugesandt hatte.

Die vier Gründer der neuen Allianz sehen in dem Tabu von verkaufsoffenen Sonntagen – im Gegensatz zum Aktionsbündnis – kein positives Alleinstellungsmerkmal von Ingolstadt in Bayern. Vielmehr gehe massiv Kaufkraft verloren, meint Deiser. Er erläutert, dass es sich aufgrund von gesetzlichen Vorgaben sowieso nur um maximal vier Sonntagnachmittage pro Jahr handeln würde, an denen die Händler in der Altstadt ihre Geschäfte öffnen könnten. Vor dem Hintergrund findet Krüper, dass die Sonntagsallianz mit ihrer Aktivität „auf Spatzen schießen“ würde. Karl Ettinger weiß zudem von Arbeitnehmern, die „ganz gerne am Sonntag arbeiten würden“. Die Gewerkschaften hätten hier noch ein „antiquiertes Bild“ von den Arbeitszeitwünschen der Angestellten. Lange gibt zu bedenken, dass es ja auch Berufsgruppen gebe, bei denen die Siebentagewoche alltäglich sei. „Deshalb denke ich, dass es vertretbar ist, wenn die Geschäfte an vier Nachmittagen im Jahr öffnen.“

Klar sei, dass das nur für die Innenstadt Sinn ergebe: Wenn die Geschäfte sonntags außerhalb der City ihre Waren verkaufen, sei das für das Zentrum natürlich kontraproduktiv, erklärt Lange. Den OB-Kandidat der Bürgergemeinschaft hat an dem Schreiben des Aktionsbündnisses besonders die „Diktion“ geärgert: Er findet, dass durch die Ankündigung, „die Medien und die Öffentlichkeit in geeigneter Form darüber zu informieren, wer die Vereinbarung zum Sonntagsschutz unterzeichnet habe“, versucht worden sei Druck auszuüben. Entspannter sieht es Ettinger: „Das Schreiben ist legitim.“ Es sei normal, dass Organisationen versuchten, ihre Anliegen während der Wahlkampfzeiten voranzubringen. Er betont aber: „Die FDP lehnt ein Tabu von verkaufsoffenen Sonntagen geschlossen ab.“