Riedenburg
Am Seil im Hang

Bei Pflegemaßnahmen des VöF werden Bereiche unterhalb von Rabenstein und Tachenstein entbuscht

18.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr
Freie Sicht auf Rosenburg und Rabenstein haben Einheimische und Touristen seit dem Winter 2013/2014. Damit das so bleibt, kommt dreimal im Jahr eine Spezialfirma, um Pflegemaßnahmen vorzunehmen. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) Freie Sicht auf die drei über Riedenburg thronenden Burgen: Um das zu bewerkstelligen, ist derzeit ein Team einer Spezialfirma unterwegs. Für den Landschaftspflegeverein Kelheim VöF nimmt es Pflegemaßnahmen rund um die Ruinen Rabenstein und Tachenstein vor.

Da, wo man die orangefarbenen Markierungen am Geländer sieht, sind die Seile befestigt. Eines reiht sich an das andere den Hang hinab. Was geht da vor? Der Eine oder die Andere mag sich diese Frage in den vergangenen Tagen vielleicht gestellt haben, wenn er oder sie bei einer Runde um den Riedenburger Stadtweiher in Richtung Rosenburg und Rabenstein geblickt hat. So, wie es an diesem Vormittag Andreas Frahsek tut. "Die Arbeiter sind im Moment wahrscheinlich von den Bäumen verdeckt", sagt der Landschaftsarchitekt, der für den Landschaftspflegeverband Kelheim VöF tätig ist. Unter dessen Dach werden diese Woche Pflegemaßnahmen in der Großgemeinde Riedenburg vorgenommen. Anfang der Woche war das Team einer Spezialfirma am Kreuzfelsen und rund um die Burgruine Tachenstein unterwegs, nach dem Rabenstein kommen noch der Roßkopf und das Naturschutzgebiet Schloss Prunn dran.

Im Zuge des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten wurden im Winter 2013/2014 die Bäume und Sträucher, die bis dahin den Blick auf Rabenstein und Rosenburg verstellten, entfernt. Damit habe man einen Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen, beschreibt Frahsek. Für die Mauereidechse beispielsweise, die auf der Roten Liste steht und sogar vom Aussterben bedroht ist. Aber auch Küchenschelle, Sommerwurz und Zypressenwolfsmilch fühlen sich in den trockenen Hängen, wo gerade im Sommer die Sonne für ordentlich Hitze sorgt, sehr wohl. "Außerdem ist es für die Dreiburgenstadt doch schön, wenn man die drei Burgen gut sehen kann", meint Frahsek. Das Landschaftsbild habe man so aufwerten können. Und ihm vielleicht sogar sein ursprüngliches Gesicht zurückgegeben. "Früher waren die Hänge im Altmühltal nicht so großflächig mit Wald bedeckt", sagt er. Es gelte daher, jeden Quadratmeter zu nutzen, der für den Erhalt von natürlicher Artenvielfalt geeignet ist.

Weil die Hänge unterhalb des Rabensteins die letzten waren, die im Zuge von Altmühlleiten in Riedenburg entbuscht wurden, ist das Team um den Aufsichtsführenden Andreas Schwab dreimal im Jahr hier am Werk. Tachenstein, Kreuzfelsen und Roßkopf kommen einmal jährlich daran, Schloss Prunn zweimal. Zum überwiegenden Teil findet man in der Region Buchenmischwälder, auch viele Haselsträucher gibt es. So sei es auch an dieser Stelle gewesen. "Vor allem die Hasel ist hartnäckig. Aber wenn man dran bleibt, gibt sie nach drei bis vier Jahren auf", beschreibt Frahsek. Er hat seinen Standort gewechselt und beobachtet gemeinsam mit Schwab die Arbeiter, die sich kletternd und durch jeweils zwei Seile gesichert im Hang klettern. Dabei ist alles Handarbeit, statt der Motorsäge kommt die Astschere zum Einsatz.

Die Arbeiter sind erfahren, dennoch betont Schwab, das gerade Bereiche wie der Rabenstein gefährlicher seien als etwa Hochhäuser oder Kirchtürme. "Auf die Felsenkanten muss man aufpassen", beschreibt er. Er halte seine Männer auch immer dazu an, auf möglicherweise loses Geröll zu achten. "Wenn dir ein tischtennisballgroßer Stein von oben auf denHelm knallt, ist das nicht lustig", betont er. Die Aussicht dagegen sei gerade hier in der Region ein Traum. Denn nicht nur von unten kann man durch die Entbuschung die Burgen sehen, sondern auch von den Aussichtspunkten aus weit ins Altmühltal hineinblicken. Zirpende Heuschrecken ergänzen die Kulisse. "Man merkt, dass die Fläche hier super funktioniert", merkt Schwab dazu an und Frahsek stimmt ihm zu. Jedes Jahr gebe es zu Füßen des Rabensteins mehr Blumen. Und das schon nach rund vier Jahren. Anderswo gehe das nicht so schnell.

Die Arbeiter um Schwab sind in Riedenburg bekannte Gesichter, wie der Aufsichtsführende verrät. Seit Jahren kümmern sie sich für den VöF um die Pflege der "Hotspots der Artenvielfalt", wie Frahsek es beschreibt. Darum kennen sie Roßkopf, Tachenstein und das Naturschutzgebiet Schloss Prunn wie ihre Westentasche. Auch, wenn das Altmühlleiten-Projekt Ende 2017 abgelaufen ist, wird es die Pflegemaßnahmen weiterhin geben. Finanziert werden sie nun aus Landesmitteln, erklärt Frahsek. "Wir sind verpflichtet, die Maßnhamen weiterzuführen." Und es wäre ja schade, wenn diese mühsam der Natur zurückgegebenen Flächen wieder verschwinden würden, hebt er hervor. Für ihn sind sie ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landschaftsbild und auch Tourismus.

Kathrin Schmied