Am Ist-Zustand festhalten

08.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:09 Uhr

Zum Bericht „Dieter Wieland würde Amok laufen“ (EK vom 18. September 2014)

Als Unterzeichnerin des offenen Briefes an den Oberbürgermeister und die Stadträte bezüglich der Berufsschulerweiterung in der Burgstraße möchte ich deutlich machen, dass wir einer Weiterentwicklung der Schulstadt Eichstätt nicht im Wege stehen wollen. Vielmehr ist es unser Kernanliegen, am zweiten Standort in der Gemmingenstraße festzuhalten, da dieser mehr Vorteile und Gestaltungsmöglichkeiten in sich birgt, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Schüler der Bau-, Holz- und Natursteintechnik mit einem modernisierten Gebäude oder einem Neubau in der Gemmingenstraße sicherlich mehr als zufrieden wären, da die Anfahrt sowie der Weg in die Stadt während der Mittagspause kürzer ausfallen würde. Außerdem können die Parkplätze am Freiwasser genutzt und somit Flächen eingespart werden. Das Areal besitzt darüber hinaus Erweiterungsmöglichkeiten, da hier auch für andere Berufsgruppen Platz wäre, nicht zuletzt deswegen, weil man die Bürokaufleute bereits an die Burgstraße umgesiedelt hat. Ein Entwicklungspotenzial an der Burgstraße für die kommenden Jahrzehnte, wie es bereits von verschiedenen Seiten propagiert wird, sehen wir nicht, da dort künftig in noch sensibleres Gebiet vorgedrungen werden müsste.

Ferner sollte sich die Standortfrage auch immer am Immissionsschutz orientieren. Es liegt auf der Hand, dass sich bei einer Beibehaltung beider Standorte die Zunahme des Pkw-Verkehrs und der damit verbundenen Immissionen und Gefahren in den Wohngebieten am Burgberg von vorneherein vermeiden lassen würde. Die Emissionen der Werkstätten sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen.

Demzufolge sind diese Bauten in nächster Nähe zur B 13 besser angesiedelt als in der freien Natur beziehungsweise in Angrenzung an ein Wohngebiet. An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass beispielsweise Schreinereien in einem allgemeinen Wohngebiet nicht zulässig sind. Darüber hinaus gibt es an der Burgstraße bereits eine Turnhalle sowie einen Boulder-Raum, auch in puncto Sportunterricht sehen wir also keinen Handlungsbedarf. Des Weiteren versteht es sich eigentlich von selbst, dass der noch bestehende Grünstreifen um die Bastionen herum frei gehalten werden muss, damit die Willibaldsburg gebührend zur Geltung kommt. Das zusätzlich eingeplante Wohngrundstück oberhalb der Oettingenstraße, in dessen Verlängerung langfristig eine weitere Häuserzeile errichtet werden könnte, würde einer ästhetischen Zerstörung des Burgareals ebenfalls Tür und Tor öffnen.

Zweifelsohne wird in Eichstätt der Erholungswert und damit die Lebensqualität weiter abnehmen, wenn es nach dem idyllischen Fußweg am Freibad und den Schrebergärten, die der Betonwüste Spitalstadt weichen mussten, nun auch dem Grüngürtel um die Willibaldsburg an den Kragen geht.

Wieder verlöre Eichstätt durch bauliche Veränderungen westlich der Innenstadt ein beträchtliches Stück Natur – ein bereits über Jahre schleichender und scheinbar geduldeter Prozess, dem endlich Einhalt gewährt werden sollte.

Künftige Generationen würden es uns sicherlich danken, auch deswegen, weil die Bevölkerungsdichte in den zentrumsnahen Siedlungsgebieten durch die Umnutzung von Einfamilienhäusern in Eigentumswohnungen weiter zunimmt und damit Rückzugsflächen, die der Naherholung dienen, immer wichtiger werden. Das Festhalten am Ist-Zustand stellt folglich aus vielerlei Gründen bei Weitem nicht die schlechtere Alternative dar, wurde jedoch bedauerlicherweise bisher nicht in Erwägung gezogen.

Außerdem ist es erstaunlich, dass die Errichtung einer Lagerhalle im Tal direkt neben der Bundesstraße bisher höhere Wellen schlug als das weitaus prekärere Berufsschulprojekt in exponierter Hanglage.

Abschließend möchte ich zu bedenken geben, ob man statt einer Kröte am Ende nicht drei Kröten schlucken muss, wenn man erstens zulässt, die Berufsschule auf die grüne Wiese zu bauen, zweitens aber vielleicht trotzdem nicht die zur Disposition stehenden Dienststellen des Landratsamtes in Eichstätt halten kann und drittens eine noch unbekannte Nutzung des Geländes in der Gemmingenstraße hinnehmen muss, die ihrerseits wiederum Unannehmlichkeiten hervorruft.

Anna Asbach

Eichstätt