Rohrbach
Am Hof des Pharaos

Realtime-Musikschule inszeniert das Werk "Joseph and the amazing technicolor dreamcoat" mit 120 Mitwirkenden

24.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:47 Uhr

Die Geschichte von Josef in Ägypten mit großer Show neu erzählt: Das Webber-Musical „Joseph and the amazing technicolor dreamcoat“ wird nur am Freitag, 23. März, und Samstag 24. März, jeweils um 19 Uhr in der Rohrbacher Turmberghalle aufgeführt - Foto: Raths

Rohrbach (PK) Es ist ein Kraftakt, der höchste Konzentration von allen Beteiligten abverlangt. Das ist spätestens nach dem ersten Probentermin mit dem gesamten Ensemble für das biblische Musical „Joseph and the amazing technicolor dreamcoat“ klar.

Michael Pause, Chef der Realtime-Musikschule, wagte sich als Gesamtleiter an die Mammutaufgabe, über 120 Darsteller, Musiker und andere Teammitglieder unter einen Hut zu bringen. Im März wird das imposante Stück in der Rohrbacher Turmberghalle aufgeführt.

Auftritt mit Rollator

Ein emsiges Hin und Her bestimmt das Bild in der alten Rohrbacher Schulturnhalle. Zwischen dem Kabelsalat der beeindruckenden Tonanlage stehen angebrochene Mineralwasserflaschen und irgendjemand hat lässig seine Jacke über den mehrere Tausend Watt starken Lautsprecher geschwungen. In das bunte Durcheinander mischt sich der gewaltige akustische Eindruck, den ein 15 Mann starkes Orchester vermittelt. Im Hintergrund verstärken ganze fünf Chöre das Hörerlebnis: „Tutto cantabile“ und „Cool-Cats“ aus Pfaffenhofen, der „Realtime-Music-Kinderchor“, Kinder- und Jugendchor der katholischen Kirchengemeinde Rohrbach, dazu noch der Kirchenchor der Auferstehungskirche aus Wolnzach.

In dem Musical wird die biblische Geschichte von Josef in Ägypten – auch Joseph der Träumer genannt – erzählt. Bei einer der Anfangsszenen kommt Josephs Vater Jacob, gespielt von Rüdiger Warnecke, gerade mit dem Rollator auf die Bühne geschlurft. Später wird er es sich noch in einem Liegestuhl bequem machen dürfen. Noch ist nicht ganz klar, wie die Sequenzen in die spätere Aufführung eingebaut werden; dazu ist gegenwärtig noch einige Regiearbeit zu leisten und immer wieder zu diskutieren, umzuändern, um dann wieder das Neue auszuprobieren. Aller Anfang ist eben nicht leicht, das gilt auch für eine Musicalinszenierung aus der Feder von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice.

Regisseurin Petra Ulrich gibt praktische Hilfe, wie etwa bei den szenischen Anschlüssen. „Halt, noch mal von vorne“, ruft sie durchsetzungsstark ins stationäre Mikrofon. Nur kurz darauf bemerkt Dirigent Martin Pause gerade den verpassten Einsatz eines frisch ins Ensemble gekommenen Instrumentalisten und bricht nun seinerseits mit einem deutlichen „Stopp“ die eben in Gang gekommene Tanzaufführung ab. „Es ist halt alles nicht so einfach. Veränderte Noten müssen zur Choreografie passen und die Übergänge von einem Lied ins andere ebenfalls“, raunt der Musikprofi.

 

Verführung gescheitert

Überraschend ist trotz dieser kleineren Unterbrechungen, dass die vielen Akteure immer zu wissen scheinen, wann wo wer gerade zu stehen oder gehen hat, in welchem Augenblick der Gesang beginnen muss, obgleich es gerade die erste gemeinsame Probe aller Mitwirkenden ist. Die Auftritte gehen alsbald fließend ineinander über. Manchmal ist dann aber doch wieder Improvisationstalent gefragt.

Denn als die Ehefrau des hohen ägyptischen Beamten Potiphar Joseph, alias Florian Märten, verführen sollte, war die Darstellerin und in Personalunion Choreografin Nadine Kleina justament nicht zur Stelle. Der die anstößige Episode verhüllende Vorhang verdeckte deshalb nur den etwas einsam und verloren dastehenden Joseph. Kleina hatte sich wegen eines anderen Engagements schlicht verspätet und kam zur Turnhalle hereingeschneit, als ihr Part längst gekonnt überspielt war.

Alsbald endet der erste Akt mit „Go, go, go Joseph“. Hier legen die jungen Mädchen aus der Pfaffenhofener Tanzschule Saphira ihren großen Auftritt als Hippies hin, setzen gut vorbereitet im Takt Arme und Beine ein. Ein kurzer, verstohlener Blick auf die Nachbarin bestätigt, dass man noch mit den anderen Mädels harmoniert.

Nur fünf Minuten Schminkunterbrechung gönnt Spielleiter Pause seinen Darstellern zwischen dem ersten und zweiten Akt. Und schon legt Erzählerin Karo Blumenstengel mit glockenreiner Stimme wieder los. Sie hat eine der Hauptrollen, ist Absolventin der renommierten Abraxas Musical Akademie und Vollprofi.

Fast andächtig hören die Musicaleleven am Rande des Bretteraufbaues ihr zu. Die niedrige Bühne in der durch die vielen Menschen aufgeheizten Turnhalle ist improvisiert und ein paar Sportgeräte müssen schon mal als Stufen herhalten oder finden anderweitig Verwendung. Abseits liegen noch einige Requisiten; Ölkannen, Töpfe und Krüge, die wohl zur Ausstattung eines ägyptischen Haushalts gehören sollten. Heute werden sie nicht benötigt, bei späteren Proben ist noch immer Zeit, sie einzusetzen.

 

Alles auf Englisch

Wieder singt die Erzählerin von einer Geschichte aus Kanaan. Alles in englischer Sprache, da Reimbildung und Wortwitz nach Ansicht Pauses „deutsch gesungen weit hinter dem Original zurückbleiben würde.“

In einer der jetzt folgenden Pharaonenszenen sind wieder grazile Tänzerinnen gefragt, diesmal die etwas älteren. „Eine Tänzerin fehlt heute, da heißt es aufpassen, denn einer ist auf den anderen angewiesen. Schnell gerät das Bild aus den Fugen“, weiß Ulrich aus Erfahrung. Aber alles läuft glatt. „Das Team ist sehr diszipliniert“, lobt Ulrich und bricht selbigen Augenblicks die Geschehnisse ab. Das Headset von Karo Blumenstengel versagt seinen Dienst, weil die Batterien keinen Saft mehr haben. Zwangspause und Batteriewechsel. Aber sofort geht es weiter. Das Team ist auf alles vorbereitet.

Das Musical wird nur am Freitag, 23. März, und Samstag 24. März, jeweils um 19 Uhr in der Rohrbacher Turmberghalle aufgeführt. Karten dafür gibt es im Vorverkauf in allen Geschäftsstellen unserer Zeitung.