Ochsenfeld
"Am Ende ist es ein wundervoller Strauß"

Helga Pfaller und Monika Mack erklären die Wirkung und das Binden der Kräuterbüschel

12.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Die Vorsitzenden des Ochsenfelder Gartenbauvereins, Helga Pfaller (links) und Monika Mack, zeigen, welche Gewächse auf jeden Fall in ein Kräuterbüschel gehören. - Foto: Schmölz

Ochsenfeld (EK) Ein großer Garten mit bunten Blumen und hochgewachsenen Pflanzen, auf der Terrasse sitzen die Vorsitzenden des Ochsenfelder Gartenbauvereins, Helga Pfaller und Monika Mack. Neben beiden stehen Körbe, die bis oben hin mit einer Vielzahl von Pflanzen gefüllt sind. Es riecht nach Lavendel, Pfefferminze und Rosmarin. Die beiden binden Kräuterbüschel und folgen damit einem alten bayerischen Brauch, der bis heute zu Mariä Himmelfahrt gepflegt wird.

Alle Kräuter hätten ihre spezielle Wirkung, erklärt Monika Mack, wobei ein Teil wissenschaftlich bewiesen sei, der andere wohl eher auf dem Placeboeffekt beruhe. "Jeder muss selber wissen, was er glaubt." Die Menschen früherer Generationen waren allerdings stark von den verschiedenen Wirkungen und Schutzfunktionen überzeugt. Sie glaubten fest daran, dass nicht nur gegen diverse Krankheiten, sondern selbst gegen Brand und Blitzschlag ein Kraut gewachsen sei.

Der Gartenbauverein hält nun in Zusammenarbeit mit dem Frauenbund den Brauch am Leben. Das ist in Ochsenfeld so wie in vielen anderen Orten auch. "Es ist auch ein bisschen die Liebe zur Natur", gibt Helga Pfaller zu. Das Besondere an den Kräuterbüscheln sei neben der Wirkung verschiedener Heilpflanzen auch die Individualität. "Bei jeder schaut der Strauß anders aus", erklärt Pfaller. Jede benutze Kräuter aus dem eigenen Garten und stelle den Strauß nach individuellem Geschmack zusammen. Und doch muss ein echtes Kräuterbüschel nach einem bestimmten Schema zusammengebunden werden: Sieben Pflanzen, jede mit einer eigenen Wirkung, sind laut Pfaller in einem Strauß ein Muss. In die Mitte komme immer die sogenannte Königskerze, die vor einem Blitzeinschlag bewahren soll, daneben jeweils eine Pflanze von den Sorten Weizen, Hafer, Gerste, Beifuß, Johanniskraut, Ringelblume und Schafgarbe. Optional könne auch eine Rose zu den sieben Hauptpflanzen ergänzt werden, sie symbolisiert die Verehrung der Jungfrau Maria. Welche Pflanzen man dann noch dazubinden will, sei laut Pfaller und Mack letztendlich egal, solange sie nicht naturgeschützt sind. "Am Ende ist es ein wundervoller Strauß", so Mack.

Nach dem Binden werden die Kräuterbüschel mit in die Kirche genommen und gesegnet. Dann werden sie, kopfüber getrocknet, an einem beliebigen Ort platziert, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen. "Mein Mann hängt immer noch einen Strauß ins Gewächshaus, in der Hoffnung, dass alles dort besser wächst", erzählt Helga Pfaller.

Helga Pfaller ist sich sicher, dass das Interesse an Pflanzen und Kräutern heutzutage wieder stark im Kommen ist. Wenn Menschen beispielsweise krank seien, bedienten sie sich nicht sofort irgendwelcher Medikamente, sondern schauten erst in ihren Garten, was ihnen helfen könnte. Auch beim Kochen müssten viele nicht wegen Gewürzen wie Thymian in den Supermarkt fahren - der wächst gerade auf dem Land im heimischen Garten. Und hier wird auch die Tradition des Kräuterbüschelbindens zu Mariä Himmelfahrt noch hochgehalten.

Letztendlich sei es jedem selbst überlassen, die Heilwirkung des kirchlichen Segens anzuerkennen, sagen die beiden Frauen. Doch auch für die, die nicht daran glauben, ist ein schöner bunter Strauß, der süßlichen Kräuterduft im Haus verströmt, eine attraktive Dekoration.