Eichstätt
Am Donnerstag kommen die Ersten

Vorbereitungen für Flüchtlingsankunft in ehemaliger Realschule laufen – 250 Interessierte bei Infoabend

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Informierten gestern Abend die Eichstätter Bevölkerung ausführlich über die bevorstehende Ankunft von Flüchtlingen (von links): Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, Sozialministerin Emilia Müller, Bischof Gregor Maria Hanke, Landrat Anton Knapp und OB Andreas Steppberger. Bis zu 300 Menschen sollen im ehemaligen Maria-Ward-Gebäude am Residenzplatz unterkommen.

Eichstätt (EK) Morgen werden die ersten Flüchtlinge von der Münchner Bayernkaserne nach Eichstätt gefahren. In der Maria-Ward-Realschule wird auf Hochtouren gearbeitet, um das Gebäude herzurichten. Gestern Abend haben sich rund 250 Bürger detailliert über die Erstaufnahmeeinrichtung informiert.

Zu der Veranstaltung im Festsaal des Alten Stadttheaters waren neben den örtlich Verantwortlichen – Landrat Anton Knapp und Oberbürgermeister Andreas Steppberger – auch die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU), der oberbayerische Regierungspräsident Christoph Hillenbrand und Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke gekommen. Hanke, der vor gut einer Woche das ehemalige Realschulgebäude am Residenzplatz überraschend als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt hatte, unterstrich zu Beginn, dass die Diözese das Haus der Regierung „mietfrei“ überlasse. „Ich will hier kein Silber machen.“ Ministerin Müller dankte dem Bischof dafür: „Es ist eine ganz besonders noble Geste, dass Ihr Bischof uns bei dieser Aufgabe unterstützt.“

Zusammengenommen fast eine Stunde lang äußerten sich alle fünf Podiumsteilnehmer zu den jeweiligen Motiven, in Eichstätt eine Dependance der Bayernkaserne einzurichten. Sie soll, das betonte Müller, vorerst für ein Jahr befristet sein. „Wir haben vereinbart, dass es eine temporäre Einrichtung ist.“ Sie könne aber nicht in die Zukunft blicken, es sei wichtig, „jetzt einmal über den Winter zu kommen“. Da helfe das Angebot des Bistums außerordentlich. Den rund 250 Eichstättern, die sich durchwegs konstruktiv an der Diskussion beteiligten, bescheinigte Müller außerordentliches Engagement: „Sie setzen ein Zeichen für die Menschen in Not.“

Noch im Festsaal kam gestern Abend – neben zahlreichen Fragen zu Sicherheit und Abwicklung der Erstaufnahme, die sich die Eichstätter stellen (Bericht hierüber folgt) – vor allem eines: Hilfsangebote. So will sich etwa die Fachakademie für Sozialpädagogik, nicht nur ob ihrer örtlichen Nähe zum Maria-Ward-Gebäude, sondern auch „der Kompetenz“ wegen, in der Betreuung der Kinder einbringen. Auch die in Flüchtlingsfragen allseits bekannte „Tun.Starthilfe“ der Uni hat bereits angeboten, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu engagieren. Das Ehrenamt soll gebündelt über den Malteser Hilfsdienst koordiniert werden. Eines sei dabei aber immer wichtig: „Wir dürfen die Menschen nicht mit Empathie überschütten“, sagte die Sozialministerin. Man müsse immer bedenken, welche Schicksale die Flüchtlinge mitgebracht hätten. Gerade in den ersten Tagen sei wichtig, dass sie ankommen können, einen „Platz zum Schlafen haben und sich in Sicherheit wiegen“ könnten.

Damit das in einem „menschenwürdigen Rahmen“ (Bischof Hanke) möglich ist, sind tagsüber an allen Ecken und Enden im ehemaligen Schulhaus Handwerker tätig: Mehrere Firmen und auch die Mitarbeiter des bischöflichen Bauamtes sind kontinuierlich im Einsatz, um das Gebäude für die Ankunft der Flüchtlinge zu ertüchtigen. Auf die Frage nach dem Zeitplan meinte Diözesan-Baudirektor Richard Breitenhuber: „Was ist ein Zeitplan? Wenn wir fertig sind, sind wir fertig.“ Für dieses Engagement zollte Bischof Hanke öffentlich Respekt. „Es sind viele Hände und Herzen, die hier arbeiten.“ Die Sozialministerin erklärte, dass man bislang noch nirgends in derart kurzer Zeit eine solche Einrichtung realisiert habe.

Heute Vormittag sollen die Stockbetten geliefert werden, das Catering für das Mittagessen übernimmt die Großküche der Ingolstädter Caritas. Die Entscheidung, wer den Wachdienst übertragen bekommt, fällt ebenfalls im Lauf des heutigen Tages, wie Regierungspräsident Hillenbrand unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung sagte. Man werde zwischen zwei Unternehmen auswählen, die „uns schon von entsprechenden Einrichtungen bekannt“ sind, so Hillenbrand. Die mit den Misshandlungen von Flüchtlingen in Nordrhein-Westfalen in die Schlagzeilen geratene Nürnberger Firma sei aber nicht dabei. Ausführlicher Bericht folgt.