stadtgeflüster
Am Anfang war echt noch alles okay

08.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:28 Uhr

(sic) Witze über Schiffskatastrophen verbieten sich natürlich!

Den folgenden aber kann man schon machen, weil er sich auf eine Phase der Reise bezieht, in der noch alles echt super lief. Im Titanic-Museum der nordirischen Stadt Belfast (dort wurde der Luxusdampfer gebaut) gibt es T-Shirts zu kaufen, auf denen steht: "She was alright when she left here. " Heißt: Als die Titanic einst Belfast verlassen hat, war sie noch in Ordnung.

Wider die Legendenbildung sollte man erwähnen, dass das seinerzeit größte Schiff der Welt auf seiner ersten Fahrt 1912 zweimal mit Erfolg angelegt hat: in Southampton und im französischen Cherbourg. Das Einlaufen in New York kam leider nicht mehr zustande. Die Weltpremiere der Titanic endete an einem übersehenen Eisberg.

Dagegen legte das prachtvolle schwedische Kriegsschiff Vasa am 10. August 1628 die perfekte Jungfernfahrt hin. Zumindest auf den ersten 1300 Metern. Dann kenterte die Galeone und sank. 20 Minuten nach dem Ablegen. Mit wehenden Fahnen. König Gustav Adolf war natürlich restlos begeistert. Seitdem liegt die Messlatte für das Gelingen einer Weltpremiere ein wenig niedriger: Zumindest untergehen oder abstürzen sollten stolz der Öffentlichkeit präsentierte Vehikel nicht.

Beides stand bei der allerersten Fahrt einer Eisenbahn in Deutschland nicht zu befürchten. Die Lokomotive namens Adler dampfte am 7. Dezember 1835 zuverlässig von Nürnberg nach Führt. Wobei die Zuschauer aus Nürnberg rätselten, was die Pioniere der Bahn bitte ausgerechnet in Fürth wollten. Immerhin war es mutig, die Erstfahrt vor viel Volk anzutreten. Wie peinlich wäre für den vorindustriellen Standort Deutschland eine Panne auf offener Strecke gewesen! Gut, in diesem Fall hätte man behaupten können: "Schuld sind de Fädda, de hirndabbign, wasst scho! "

Es kann immer was passieren in großen Momenten. Deshalb blickt man im Presseamt der Stadt Ingolstadt mit leichter Anspannung auf den kommenden Montag. Da wird ab 11 Uhr auf dem Rathausplatz die laut Ankündigung "Weltpremiere" des ersten Lufttaxis aus dem Hause Airbus zelebriert. Dutzende Journalisten aus der ganzen Republik haben sich angekündigt. Bevor der City-Airbus enthüllt wird, tragen sich Digitalministerin Dorothee Bär und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (beide CSU) - man nennt sie auch "Bayerns Antwort auf das Silicon Valley" - ins Goldene Buch ein. Aber keine Sorge! Es kann nichts passieren. Und es wird auch nicht viel passieren. Denn die Passagierdrohne sei zwar schon flugfähig, versichert die Stadt, werde aber auf dem Boden bleiben; das mit der Zukunft braucht noch Zeit.

Wir dürfen uns dafür auf tolle, verheißungsvolle Bilder freuen! Ein Hochamt der CSU. Es hebt also doch etwas ab am Montag. Angeblich wollte sogar Bill Gates anreisen, um Scheuer und Bär zu treffen. Aber daraus wird nichts. Denn die Microsoft-Legende ist kein CSU-Mitglied.