Aresing
"Am Anfang steht nie ein Dorf"

Historiker Wilhelm Liebhart gewährte bei der Aresinger 950-Jahr-Feier einige geschichtliche Einblicke

22.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Viel Geschichte: Professor Wilhelm Liebhart (l.) und Bürgermeister Horst Rössler (r.) betrachten einen Siedlungsplan von Aresing. Den Festabend zur 950-Jahr-Feier verfolgten zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kirche - Fotos: Preckel

Aresing (SZ) „Ich will das Jubiläum ja nicht vermasseln, aber hundertprozentig ist es nicht“, sagte Professor Wilhelm Liebhart am Samstag gleich zu Beginn des Festaktes zur 950-Jahr-Feier Aresings. Damit sprach der Historiker aus Altomünster in der Aula der Bischof-Sailer-Schule das wahre Ursprungsalter des Ortes an, das wohl noch weit über die 950 Jahre hinaus reiche.

„Wir müssen aber den Urkunden vertrauen und nicht den Mönchen, was sie so schreiben“, sagte Liebhart und brachte damit etliche Gäste zum Schmunzeln. Der Bann war gebrochen. Wer gedacht hatte, dass nun ein langer Vortrag mit trockenem Inhalt und vielen Zahlen folgen würde, sah sich angenehm überrascht. Locker und informativ brachte der Professor den Gästen die Geschichte Aresings näher. „Bewusst machen, was Generationen vor uns geleistet haben“, kommentierte das Bürgermeister Horst Rössler nach der Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste.

„Es ist zwar kein rundes Jubiläum, aber Anlass zur Freude, Genugtuung und zum Feiern ist es allemal“, sagte der Bürgermeister. Und die Aresinger feiern gern. Das haben sie schon bei vielen Anlässen und Festen gezeigt, wie zuletzt beim zweitägigen Bürgerfest unter dem Motto „Von den Bürgern für die Bürger“.

Als Repräsentant des Landkreises gratulierte zum Geburtstag des Ortes Landratsstellvertreter Michael Kettner. Nach dem Auftritt des Querflötentrios der Städtischen Musikschule Schrobenhausen führte Wilhelm Liebhart aus, warum die Gemeinde ihren 950. Geburtstag feiern kann: „Am Anfang steht nie ein Dorf, sondern eher ein Weiler“, sagte Liebhart zur Siedlungsgeschichte und präsentierte dem Publikum ein Dokument, das vor rund 1000 Jahren geschrieben wurde. „Streng genommen feiern Sie Namenstag!“, sagte Liebhart, denn sicher sei, dass die erste urkundliche Erwähnung des Ortes mit dem Namen Eringesinga aus dem Jahr 1063 stamme. Zwar gebe es noch einen ähnlich klingenden Ort bei Landsberg am Lech mit Namen Eresing, doch sei zweifelsfrei bewiesen, dass es sich bei der Bezeichnung Eringesinga um das heutige Aresing handle.

„Sie können mit stolz geschwellter Brust ab heute sagen, dass ihr merkwürdiges, dreigeteiltes Dorf links und rechts der Weilach ein altes Herzogs- und Reichsgut gewesen ist“, sagte Liebhart. Dabei spiele es keine Rolle, ob nun die Jahre 1002, 1012 oder 1063 für ein Jubiläum zugrunde gelegt würden.

Liebhart erläuterte auch die Bedeutung der Ortsnamen mit den Endungen -bach, -berg, hausen, -mühle oder -ing. Die Endung -ing im Ortsnamen von Aresing sei die einzige im Altlandkreis Schrobenhausen. Bei Aresing müsse es sich um den ältesten ununterbrochen besiedelten Ort in der Gegend handeln. „Von hier aus dürfte der Siedlungsbau im unteren Weilachtal ausgegangen sein“, folgerte der Professor und erinnerte nochmals an das Jahr 1063, als Bischof Heinrich II. wohl unmittelbar vor seinem Tod „drei Hufen zu Eringesinga“ (rund 150 Tagwerk) an sein Domkapitel schenkte – darauf beruht das Ortsjubiläum.

Horst Rössler: „Unser Ort konnte seine Eigenart bewahren und ist bis auf den heutigen Tag das geblieben, was er schon für unsere Vorfahren war: unsere Heimat.“ Nach lang anhaltendem Applaus bedankte sich Rössler bei Wilhelm Liebhart.