Hirschberg
Altsteirer, Italiener und Totleger

Seltenes Hobby: Angelika Gruner züchtet in Hirschberg alte Hühnerrassen

06.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

 

Hirschberg (DK) Die Hybridhenne, das moderne „Turbohuhn“, legt rund 320 Eier im Jahr. Der „Totleger“, eine alte Bauernrasse, bringt es auf maximal 220. Steirer Hühner schaffen an die 180. All das weiß Angelika Gruner aus Hirschberg, denn sie züchtet als Hobby vom Aussterben bedrohte Hühnerrassen.

Auf die Henne gekommen ist die 42-jährige Autolackiererin, die bei Audi in Ingolstadt arbeitet, erst vor rund sieben Jahren, als sie Jürgen Harrer, der 1999 in Hirschberg das so genannte Ledereranwesen erworben hatte, kennenlernte. Auf dem 2200 Quadratmeter großen Gelände ihres Freundes mit Bienenhaus gackerten bereits Hühner, die dort der Bienenhauspächter Heinrich Lamml aus Beilngries hielt. Angelika zog 2005 zu ihrem Freund Jürgen. „Ich wusste damals nur, dass der Gockel schon frühmorgens plärrt und die Hennen Eier legen“, berichtet Gruner, deren Vater Vogelzüchter, spezialisiert auf Wellensittiche, war.

Keinesfalls wollte die Autolackiererin zulassen, dass das Federvieh geschlachtet wird. Sie befasste sich daher fortan mit alten Hühnerrassen, recherchierte im Internet, las Fachbücher, besuchte den bekannten Dreikönigsmarkt des Geflügelvereins Straubing und erwarb dort zwei Hennen der klassischen Rassen „Italiener“ und „Lakenfelder“. „Den Gockel hatten wir schon in Hirschberg“, berichtet Gruner. „Doch dummerweise handelte es sich um einen Zwerggockel.“ Das Ergebnis des „ersten Wurfes“ waren dann auch „Grünleger“. „Grünleger, die Eier mit grüner bis türkisfarbener Eierschale legen, entstehen, wenn man einen Auracana-Gockel mit einer Bauernhenne verpaart“, erzählt die Hobbyzüchterin. Als der Zwerggockel das Zeitliche segnete, übernahm sein „Bub Ferdinand“ die Herrschaft über die noch kleine Grünleger-Hühnerschar. Nachdem Angelika Gruner per Internet in Schierling den Züchter von Altsteirer Hühnern ausfindig gemacht hatte und von einem Besuch bei ihm mit Bruteiern zurückkehrt war, erfolgte das Ausbrüten. Da dieses erfolgreich verlief, kehrte eine uralte Hühnerrasse in Hirschberg ein. In der Folge kamen weitere alte Rassehühner wie Ostfriesische Möven, Deutsche Sperber, Deutsche Reichshühner, Lakenfelder, Sachsenhühner, Belgier, Vorwerkhühner und Westfälische Totleger dazu.

„Ich möchte alte Rassen unter die Leute bringen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten“, schildert Angelika Gruner das Hauptanliegen ihres Hobbys. Sie findet die Vielfalt und die Schönheit alter Rassen „einfach faszinierend“. Ihre Erfahrungen in der Hobbyzucht gibt sie gerne weiter, per Internet-Forum oder bei Treffen von Hobbyzüchtern in Bayern und Österreich.

Da sich zur Osterzeit fast alles um Eier dreht, haben wir Angelika Gruner bei unserem Besuch in Hirschberg natürlich auch Fragen zu Eiern gestellt und erfahren: Es gibt bei den Hühnern Sommer- und Winterleger, das ist rasseabhängig. Zur Osterzeit legen die Hennen nicht überfleißig, sondern ganz normal. Hennen alter Bauernrassen produzieren pro Jahr im Schnitt an die 200 Eier. Mehrere Wochen nach Ostern, wenn der Holunder blüht, machen die meisten Hennen Pause mit dem Eierlegen.

Dass das Ausbrüten eines Hühnereies genau 21 Tage dauert, durften vor Ostern die Mädchen und Buben des Beilngrieser Franziskuskindergartens hautnah miterleben. Angelika Gruner hatte dort ihren Brutkasten mit zehn Eiern aufgestellt. Es war natürlich eine Sensation für Kinder und Eltern, als insgesamt sieben Küken nach dem Durchpicken der Schalen das Licht der Welt erblickten. Und der Höhepunkt des Kindergarten-Projektes „Vom Ei zum Küken“.