Greding
Altersmischung geglückt

11.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:28 Uhr

Ob zwei Jahre oder fünf: Im altersgemischten Johannes-Kindergarten schmeckt’s allen gemeinsam. Dessen Leiterin Manuela Wangelin ist von dem Konzept überzeugt, bislang habe sie nur positive Erfahrungen gemacht. - Foto: Luff

Greding (HK) Die Einführung der Altersmischung war nicht unumstritten, seit September aber ist sie Realität – vorerst für ein Jahr. Die Erzieherinnen im Johannes-Kindergarten in Greding sind bislang mit ihrem Konzept absolut zufrieden.

Zahlen lügen nicht. Und so ist nicht nur Manuela Wangelin, die Leiterin des evangelischen Johannes-Kindergartens, überzeugt vom Konzept der Altersmischung, auch die Eltern seien es: "Viele buchen sofort mehr." Das bedeutet, dass die zumeist Zweijährigen nach einer Eingewöhnungsphase, in der sie sechs Stunden pro Woche die Einrichtung besuchen, neun oder gar zwölf Stunden kommen – ein Vertrauensbeweis. Damit nicht genug: "Wir bekommen von allen Eltern positive Rückmeldungen", sagt Wangelin.
 

Das Gespenst einer Gruppenschließung ist in der Einrichtung, getragen von der evangelischen Gemeinde, vom Tisch, den "Zwergeln" – wie sie von den Erzieherinnen genannt werden – sei Dank. Denn die drei Gruppen des Kindergartens sind voll, jeweils 16 bis 17 Kinder werden betreut. Als voll gelten die Gruppen, obwohl sie nicht annähernd die üblichen 25 Kinder haben. Denn für Kinder unter drei Jahren weird ein doppelt so hoher Betreuungsbedarf veranschlagt. "Durch die kleinen Gruppen ist das Arbeiten toll", schwärmt Wangelin.

Auch deshalb ist die Kindergartenleiterin nicht unbedingt begeistert, dass sie für das Konzept der Altersmischung nicht nur werben, sondern regelrecht kämpfen muss. "Die Kinderkrippe ist in aller Munde", sagt sie. Nicht, dass diese schlecht sei – und vom Staat gefördert wird sie schließlich auch –, aber es gebe eben mehr als den allein selig machenden Ansatz. Der katholische Kindergarten St. Martin etwa setzt auf eine altershomogene Bambinigruppe, in der die Kleinkinder unter sich bleiben. Der Johannes-Kindergarten hat dagegen Gruppen geschaffen, die Vorschüler mit Zweijährigen vereinen. "Es ist wie in einer Großfamilie", erzählt Wangelin, "die Großen profitieren von den Kleinen."

Wangelins Kollegin Sabine Losch spricht sogar davon, dass viele unterschiedlich alte Kinder den Umgang miteinander regelrecht "genießen", da ihnen – "viele sind ja heutzutage Einzelkinder" – die Erfahrung von Geschwistern gänzlich fehle. Nicht nur wegen des Alters erfahren die Kinder Abwechslung, "wir arbeiten auch Gruppen übergreifend", sagt die Erzieherin Brigitte Lenk. Das allerdings gilt nicht für die Kleinsten.

Die brauchen den Erzieherinnen zufolge nicht nur viel Aufmerksamkeit, sondern vor allem zu Beginn eine längere Eingewöhnungsphase, in der zumeist die Mutter mit in den Kindergarten kommt – und auch bleibt. Erst allmählich nehme die Mutter sich dann eine Auszeit, in der das Kind alleine oder mit anderen spielt oder von der Erzieherin beschäftigt wird. Diese sanfte Eingewöhnung in den neuen Lebensabschnitt sei nicht nur für das Kind ein Pluspunkt, so Losch, sondern für das Klima im Kindergarten insgesamt: "Die Eltern wissen jetzt mehr von uns als früher", findet Losch.

Trotz der positiven Erfahrungen bis jetzt ist Manuela Wangelin schon heute klar, dass die Diskussion in Greding über die Notwendigkeit einer Kinderkrippe spätestens im nächsten Jahr wieder losgehen wird. Doch diese werde zu verengt geführt, sagt sie. "Die Vielfältigkeit der Möglichkeiten kommt zu kurz", so die Leiterin des Johannes-Kindergartens. Gerade im ländlichen Raum wünschten viele Eltern, den Nachwuchs nur wenige Stunden in der Woche in fremde Obhut zu geben. Auch dafür sei der altersgemischte Kindergarten ideal.