Schrobenhausen
Alternatives Christentum?

KEB-Vorsitzender Stephan Witetschek hielt einen Vortrag über die Gnosis

15.04.2021 | Stand 18.04.2021, 3:34 Uhr

Schrobenhausen - In einem Online-Vortrag behandelte Stephan Witetschek, Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis und Privatdozent der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München, das Thema "Die Gnosis - alternatives Christentum?

" Schon der Begriff "alternativ" im Titel deutet an, dass es sich dabei um eine Nebenlinie der Auslegung biblischer Texte handelt. Gnosis bedeutet Erkenntnis, und unter diesem Namen gab es im frühen Christentum eine starke Strömung, deren Denken heute wieder etwas stärker beachtet wird. Aber allein die Quellenlage ist mehr als lückenhaft, da die Schriften der Gnostiker großteils indirekt und aus zweiter Hand weitergegeben wurden. Schon die antiken Kirchenväter haben die Gnosis in ihrer Eigenart abgelehnt, unter ihnen Irenäus von Lyon, der diese Richtung den Häretikern zuordnet. Originale Texte kamen später und nur in Bruchstücken an die heutige Forschung; in der Wissenschaft sind die wichtigsten als Codices registriert und analysiert. Als bedeutendstes Dokument gilt der Fund aus dem ägyptischen Nag Hammadi, der um 1945 entdeckt wurde. Stephan Witetschek ging den wesentlichen Spuren nach. Die Gnosis bezieht sich auf verschiedene Texte, die den Apokryphen zu geordnet werden, darunter ein Johannes-Evangelium und eine Apokalypse des Jakobus. Aus diesen Schriften filtert die Gnosis ein eigenes Bild von Gott, Welt und Mensch, eine Sicht, die sich grundlegend von der Hauptströmung der christlichen Lehre und ihrer Theologen unterscheidet. In knapper Form dargestellt, sieht die Gnosis einen übergeordneten Gott, der über allen Dingen steht und am Leid der Welt keine Schuld trägt, da eine mächtige Nebenfigur, nämlich Jaldabaoth, eine Art Drache, die Schöpfung zu verantworten hat.

Für die Kirchenväter vertreten die Gnostiker eine Theologie, die eine starke Abwertung von Welt und Mensch bedeutet und vor allem die Gestalt Jesu nicht als Inkarnation Gottes versteht.

mbs