Gebersdorf
Altem Schlösschen neues Leben eingehaucht

Neuer Kunstkreis CreaThal sorgt mit erster Ausstellung für eigenwillige Akzente - Wort, Bild, Musik, Skulptur

25.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:21 Uhr
  −Foto: Leykamm

Gebersdorf (lkm) Wenn es denn über welche verfügen würde, hätte sich das Schlösschen in Gebersdorf wohl am Wochenende verwundert die Augen gerieben: An zwei Tagen war hier neues und ungewohntes Leben eingekehrt.

Der neue Kunstkreis CreaThal nutzte das leerstehende Gebäude an beiden Tagen für die erste Hobbykünstlerausstellung der Gruppe überhaupt.

Auch Bürgermeister Georg Küttinger stattete der ehemaligen Gastwirtschaft mit nun kurzzeitig neuer Nutzung einen Besuch ab. Die Initiatorin des Kreises, Brigitte Schmehling, entführte ihn gleich in die Welt der Kunst. Die Werke waren dabei sowohl in den Räumen verteilt, wo einst fröhlich bei einem Bier zusammengesessen worden ist, als auch in den drei Zimmern im Stock darüber. Den künstlerisch völlig verschiedenen Ansätzen der neu formierten Künstlergruppe war es dabei zu verdanken, dass der Gang von Raum zu Raum zu einer echten Entdeckungsreise geriet - auch für den Rathauschef.

Eine Installation hatte es ihm besonders angetan, die auf die elektrifizierte und digitalisierte Welt von heute anspielt und bezeichnenderweise "vom Schwinden der Sinne" kündet. So war es dort zumindest zu lesen. Recht Expressionistisches gab es ebenso zu sehen. "Da wird es für mich jetzt etwas schwierig", gestand der Bürgermeister. Bis ihn die Sprecherin der Gruppe aufklärte: Bei dem betrachteten Bild handle es sich um ein "zerlegtes Saxofon". Damit konnte Küttinger als versierter Musiker dann doch sehr wohl etwas anfangen.

"Wir wollen wieder etwas Leben in das alte Gemäuer einhauchen", erklärte Schmehling kurz darauf bei der eigentlichen Eröffnung der Ausstellung, zu der auch Gastaussteller beitrugen - wie etwa Sofie Stomp aus Ingolstadt, als Sofie Ziegler in Thalmässing geboren. "Toll, was ihr hier auf die Beine gestellt habt", lobte Küttinger die Künstler. Die gezeigten Werke regten die Fantasie an und ließen jedem Betrachter seine eigenen Schlüsse ziehen, betonte der Bürgermeister eingedenk seiner eigenen Kunstreise durch das Haus. Er erhoffe sich von CreaThal weitere Impulse für die Marktgemeinde.

Das war für Schmehling das Stichwort: "Wir haben da schon Wunschgedanken - aber da haut es dich dann vom Hocker. " Einen solchen gab es im Schlösschen übrigens ebenso als Kunstwerk zu erblicken: vor einer Fensterbank, in der unter anderem ein draller Frauentorso thronte.

Als eine Form der Kommunikation definierte die Kunst als solche in ihren Worten das Kunstkreismitglied Heidi Weglehner, die sich mit Heinrich Heine Gedanken über das Glück als "leichte Dirne" machte. Heimatdichterin Emilie Rötter pries in ihren Versen die Frühlingszeit und schilderte eine lebensprägende Bergwanderung, die sie beinahe abgebrochen hätte. Bis sie mitten auf dem steilen Weg ein einsames Leberblümchen gesehen habe. Wenn das dort alleine stehe, könne sie auch alleine auf den Gipfel, folgerte die Reimkünstlerin. Das sei für sie ein Symbol dafür geworden, mutig im Leben zu sein und nicht aufzugeben. Zwischen den Worten rockte die Band E-coustix mit dem Thalmässinger Lokalmatador Roland Schröder los.

Reges Interesse fanden am Wochenende Mitmachaktionen und Vorführungen. Etwa jene von Waltraud Vogel, die den Gästen das Klöppeln näherbrachte. Zwei junge Männer setzten dann bei der Ausstellung des derzeit nur aus Damen bestehenden Kunstkreis zwei besonderes Glanzlichter. Der gerade einmal sieben Jahre junge Joa, der Ziegelfunde zu kleinen Kunstwerken verarbeitet. Und vor allen Dingen der schwerbehinderte Nils Wagemann, der von CreaThal-Mitglied Gabi Rubick betreut wird. Er steuerte eine beeindruckende, großformatige Farbcollage bei.