Eichstätt
Alte Musik zum Anfassen

Experten für historische Instrumente arbeiteten in Workshops und einem Meisterkurs mit Schülern und Musikstudenten

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Foto: Katrin Poese

Eichstätt (EK) Das Musikfest Eichstätt hat sich der Alten Musik auf historischen Instrumenten verschrieben. Die gibt es auf dem Festival nicht nur zu hören, sondern auch zum Anfassen: Experten zeigten Schülern und Studenten, wie man richtig Laute spielt oder wie barocke Orchestermusik klingen muss.

Wie klang ein Orchester in der Barockzeit? CD-Aufnahmen gab es noch nicht, als Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Henry Purcell ihre bis heute unvergessenen Werke schrieben. Natürlich kann man sich die Noten einfach vornehmen und sie mit heutigen Instrumenten so aufführen, wie ein modernes Orchester klingt. Aber geht dadurch nicht etwas verloren? Experten aus der Musikwissenschaft beschäftigen sich mit dieser Frage. Seit den 1970er-Jahren, in denen das historisch informierte Spielen aufkam, haben sie einiges über die Musik vergangener Epochen aus alten Bildern, Handschriften und Notenaufzeichnungen rekonstruiert. So hat sich inzwischen eine Szene für Alte Musik formiert, deren Ziel es ist, Stücke möglichst so zu spielen, wie sie zu ihrer Entstehungszeit klangen.

Solch hoch spezialisiertes Wissen kann man natürlich nicht in jeder Musikschule erlernen - die Experten, die sich am Musikfest Eichstätt beteiligen, gaben in dieser Woche ihr Wissen weiter.

Aus ganz Deutschland und aus Italien stammten die Teilnehmer des Meisterkurses bei Rolf Lislevand am Freitag. Lislevand, einer der derzeit hochkarätigsten Lautenisten, arbeitete mit Musikern auf hohem Niveau an einzelnen Stücken. Stephan Olbertz hatte das Prelude aus der Lautensuite in c-Moll von Johann Sebastian Bach mitgebracht. Bach war selbst kein Lautenist und schrieb seine Stücke in normaler Notenschrift nieder. Um die Stücke auf der Laute spielen zu können, müssen sie aber in eine spezielle Griffschrift, die sogenannte Lautentabulatur, übersetzt werden. Weil sich daran schon viele Musiker versucht haben, gibt es für Bachs Werke auf der Laute also mehr als nur eine Lösung. Lislevand riet dazu, ruhig die Option zu wählen, die sich auf der Laute am besten umsetzen lässt. Es sei oft ein Problem, "wenn Komponisten und Werke Monumente werden". Dann traue sich niemand mehr, sich in seiner Interpretation vom Originalnotentext zu entfernen. Das Kriterium sollte aber sein, was auf der Laute am besten klingt, sagte Lislevand. "Es ist so schwierig, die Musik von Bach leicht klingen zu lassen." Da müsse man es sich nicht noch schwerer machen.

In drei Workshops bekamen Schüler des Gabrieli-Gymnasiums einen Einblick in den Kosmos der Alten Musik. Heidi Gröger, künstlerische Leiterin des Musikfests, arbeitete mit dem Schulorchester des Gabrieli-Gymnasiums an Stücken aus der Oper "King Arthur" von Henry Purcell. Sie erklärte den Schülern, wie Geiger oder Cellisten in der Barockzeit ihre Instrumente wahrscheinlich spielten. "Wir brauchen einen runden, gesunden Ton", sagte die studierte Barockcellistin. Der Ausdruck müsse aus der Bogenführung kommen.

Wie spielt man eigentlich richtig auf einem Cembalo? Bei dieser Frage konnte Johannes Weiss, der zweite künstlerische Leiter des Musifkests, Gabrieli-Klavierschülern weiterhelfen. Das Instrument mit dem typischen Klang funktioniert anders als ein Klavier: Die Saiten werden angezupft statt angeschlagen, und die Lautstärke kann man durch stärkeres Drücken der Tasten nicht verändern. Johannes Weiss gab Tricks weiter, wie man auf dem Cembalo trotzdem ausdrucksvoll spielen kann.

Wie heute die Gitarre ein Allerweltsinstrument ist, war in vergangenen Jahrhunderten die Laute beliebt. Christoph Eglhuber, Dozent an der Universität Regensburg, zeigte den Schülern in einem Gesprächskonzert verschiedene Formen des Instruments mit längeren oder kürzeren Hälsen und erklärte, wie man Lautentabulatur liest. Auch eine Barockgitarre hatte er dabei. "Das war das Schrubb-Instrument", erklärte er, wie bei heutigen Lagerfeuergitarristen. Erst später habe sich die Gitarre in der Hochkultur durchgesetzt.