Alte Hausnamen: Vom Stefflbauer zum Beserl

07.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:13 Uhr

Lediglich sieben Hausansichten fehlen Werner Unterburger noch, dann ist sein Plan aus dem Jahr 1847 komplett. - Foto: Patzelt

Irfersdorf (DK) Ortssprecher Werner Unterburger hat sich eingehend mit einem historischen Plan von Irfersdorf aus dem Jahr 1847 beschäftigt. Ihm liegt vor allem daran, dass die alten Hausnamen nicht in Vergessenheit geraten.

Grosndumma (heute Vögele), Burcha (Beck), Stefflbauer (Biedermann), Beserl (Hofmann) oder Kocherl (Pöppel). Wer kennt sie schon heute noch, die alten Irfersdorfer Hausnamen? Der engagierte Ortssprecher Werner Unterburger möchte dem nun Abhilfe schaffen. In akribischer und langwieriger Arbeit hat er einen historischen Dorfplan aus dem Jahr 1847 mit 48 alten Hausansichten zum Leben erweckt. "Sieben Häuser fehlen mir noch, da auf dem Plan 55 Gebäude eingezeichnet sind", erläutert der Irfersdorfer Ortssprecher und fügt hinzu: "Aber vielleicht finde ich doch noch das ein oder andere Foto auf einem Dachboden."

Werner Unterburger bekam den alten Dorfplan auf einer Weihnachtsfeier des Beilngrieser Stadtrates geschenkt. Das Original befindet sich im Münchner Staatsarchiv. "Ich möchte vor allem für unsere Kinder und Enkelkinder die alten Hausnamen erhalten", begründet der Irfersdorfer seine umfangreichen Recherchen. Auf dem Plan von 1847 ist die Straßenführung genauso wie heute eingezeichnet. "Im Bereich des heutigen Spielplatzes gab es früher zwei geteilte Weiher – den schwarzen und den weißen See. Diese bildeten wohl eine der ersten Kläranlagen des Dorfes", hat Unterburger ausfindig gemacht.

Ansichten abfotografiert

Dass es in der heutigen Zeit sehr schwierig ist, alte Hausansichten zu bekommen, musste auch der Irfersdorfer Ortssprecher erfahren. "Die Leute wollen oft einfach nichts herausrücken", sagt er. Bei Richard Diermeier bedankte sich der Dorfforscher für das Abfotografieren der einzelnen Hausansichten. Werner Unterburger möchte den Plan später einmal "zum Vergleich" neben der jetzigen Ortstafel anbringen. "Die Fremden und auch die Einheimischen werden bestimmt ihre Freude daran haben", ist sich der Irfersdorfer sicher.

Werner Unterburger hat in seinem kleinen privaten Archiv auch Unterlagen über die geschichtliche Entwicklung seines Dorfes aufbewahrt, die er gerne herausholt. "Irfersdorf gehörte im frühen Mittelalter zur Herrschaft des Grafen von Hirschberg. Mit dem Aussterben des Hirschberger Grafengeschlechtes fiel der Ort 1305 an das Hochstift Eichstätt zurück", zitiert der Ortssprecher aus alten Aufzeichnungen des Pfarrers Josef März.

Das Dorf war dem fürstbischöflichen Pfleg- bzw. Oberamt vogtbar, steuerbar und teilweise zinsbar. Anno 1447 waren zehn Anwesen bischöflich, vier bayerisch, vier gehörten den Grafen von Heideck und eines dem Domkapitel. Der Feldmarschall Graf von Tilly wurde mit den bayerischen Anwesen belehnt.

Die "niedere Gerichtsbarkeit" lag in den Händen der Ehehalt. Für kleinere Vergehen, Flurschäden, Beleidigung der Obrigkeit und Verstoß gegen die Dorfordnung musste man sich am "Ehehaltstag" in Irfersdorf oder Paulushofen verantworten. "Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde viel Hopfen angebaut, nicht nur hier, sondern auch in den umliegenden Ortschaften", heißt es weiter in den alten Unterlagen, die Unterburger aufbewahrt.

Ein Anziehungspunkt für die weite Umgebung war im frühen Mittelalter der Markttag am "Margaretenfest". Der 30-jährige Krieg brachte großes Unglück für das Dorf auf dem Altmühlberg. Zwölf Häuser und Scheunen fielen der Feuersbrunst zum Opfer. Anno 1687 traf die Ortschaft ein neues, schweres Unglück. Wie auf einem noch gut erhaltenen Votivbild zu erkennen ist, brannte auch diesmal der größte Teil des Dorfes nieder. "Das nach dem 30-jährigen Krieg mühsam Aufgebaute war wieder dahin", schreibt der Ortsgeistliche Josef März.

Im 19. Jahrhundert schließlich hat die Entwicklung des Dorfes rasante Fortschritte gemacht. Viel Geld und Arbeit steckten die Einwohner in die Verbesserung der Infrastruktur. Schlecht stand es allerdings mit der Wasserversorgung.