Niederlauterbach (WZ) Mit Freundschaften ist das so eine Sache. Sie wollen gepflegt werden, sonst schlafen sie ein. Das wissen auch die Niederlauterbacher, die den vor über 30 Jahren begonnenen Austausch mit dem gleichnamigen Dorf im Elsass wieder aufwecken möchten. Dabei zeigt sich jetzt: Auch im Elsass glüht die Flamme noch und braucht nur neuen Wind.
Niederlauterbach, also das im Gemeindebereich Wolnzach, wird 1200 Jahre alt. Zwar erst im Jahr 2021, allerdings weiß jeder Ort, der schon einmal eine ähnliche Jubiläumsfeier vorbereitet hat: Da steckt viel drin und noch mehr dahinter. "Das braucht schon Vorbereitung", sagt auch Thomas Böhm. Er ist Niederlauterbacher und macht sich als Mitglied des Vorstands beim Sportverein jetzt schon Gedanken, was man alles machen könnte. Vielleicht die Leute aus dem Elsass einladen? Die aus dem Ort, der auch Niederlauterbach heißt und mit dem der Sportverein über die Oberlauterbacher Sänger vor ungefähr 30 Jahren in Kontakt kam? Eine gute Idee, war sich Böhm sicher, unsicher war er allerdings, ob seitens der Elsässer überhaupt noch Interesse besteht. Denn: Der letzte aktive Kontakt, ein Staffellauf von Niederlauterbach in Oberbayern nach Niederlauterbach im Elsass liegt auch schon wieder Jahre zurück, die Kontakte waren - mehr oder minder - eingeschlafen. "Nicht aktiv", drückt es Böhm aus.
Aber dann passierte etwas, was man im Nachhinein durchaus als Fügung betrachten kann. Denn just zu der Zeit, als Böhm hin- und her überlegte, wie und ob und mit wem man wieder Kontakt aufnehmen sollte, da meldete sich ein Niederlauterbacher aus dem Elsass: Christian Kiermeier lebt in dem Dorf, das genauso heißt, wie das hiesige Niederlauterbach, ist aber kein Franzose, sondern Bayer. Aus Passau. Und deshalb ließ ihn der Vermerk am Niederlauterbacher Ortsschild nicht los: "Partnerschaft Elsass-Bayern" steht da. Wo in Bayern? Kiermeier suchte - und fand Thomas Böhm im bayerischen Niederlauterbach, der praktisch nur auf so einen Anruf gewartet hatte. "Es hat gleich gepasst", sagt er heute. Schon am Telefon war man sich sympathisch, vereinbarte gleich einen Besuch bei einem Niederlauterbacher Großereignis, nämlich dem Weinfest im Sommer. Kiermeier, der Passauer aus dem elsässischen Niederlauterbach kam mit Frau, feierte mit den oberbayerischen Niederlauterbachern, genoss die Zeit. Gemeinsam entwickelte man dann auch gleich eine Idee zum Gegenbesuch zu passender Gelegenheit. Und die bot sich jetzt im Herbst, als im elsässischen Niederlauterbach eine größere Motorradausfahrt anstand. Und da Böhm selbst passionierter Motorradfahrer ist und das Wetter auch noch passte, war schnell klar: "Do fohr ma hi." Mit Steffen Lauenburg schloss sich Böhm dann noch ein zweiter oberbayerischer Niederlauterbacher an, Böhms Frau Andrea begleitete die Tour mit dem Auto - und durch wunderschöne Landschaften ging es von Niederlauterbach in Oberbayern zum Motorradtreffen nach Niederlauterbach im Elsass, wo der neue Spezl Christian Kiermeier schon wartete. Und nicht nur der, wie die Oberbayern schnell merken sollten: "Als wir da saßen, da haben wir schon gesehen, dass die Leute tuscheln", erzählt Thomas Böhm. Blicke, Gesten, Wortfetzen: Niederlauterbach in Bayern?
Und es kam, wie es kommen musste: Nach und nach trauten sich die Elsässer, fragten nach alten Bekannten aus dem oberbayerischen Niederlauterbach - und die Oberbayern spürten, dass man auch im Elsass nur auf den zündenden Funken gewartet hatte. Selbst der Niederlauterbacher Bürgermeister schaltete sich ein, zeigte sich sehr interessiert an der Freundschaft, die ja lange vor seiner Amtszeit entstanden war. Und da er auch Motorradfahrer ist, passte es ganz gut, dass auch die oberbayerischen Niederlauterbacher "mit dem Motorradl da waren". Auch der Bürgermeister schwang sich also auf seinen Bock - und fuhr die Ausfahrt mit. "Dabei ist er eigentlich einer, der gerne auf die Tube drückt", schmunzelt Thomas Böhm in der Erinnerung. So wichtig war dem Bürgermeister das Zusammensein mit den Oberbayern, dass er sich selbst zurück hielt mit der rechten Hand am Gashebel.
Ein Motorradausflug aus dem Elsass nach Niederlauterbach in Oberbayern - das ist die nächste Idee, die gerade am Reifen ist. "Ein Anfang ist gemacht", freut sich Thomas Böhm. Er freut sich, dass das Interesse beiderseits offensichtlich groß ist und nur auf neue Impulse gewartet hat. "Ich glaube, das hat alle gefreut, jetzt müssen wir sehen, was kommt." Ein Anfang ist auf jeden Fall schon einmal gemacht.
Karin Trouboukis
