Als Fußballer, Gastronom und Politiker unvergessen

12.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:30 Uhr

Schiebt keine ruhige Kugel: Mit 85 Jahren hält sich Richard Schranner noch regelmäßig mit Kegeln fit. - Foto: Rothe

Baar-Ebenhausen / Neuburg (DK) Richard Schranner ist seinen Mitbürgern über mehrere Jahrzehnte in vielen Funktionen in Erinnerung geblieben – als überaus erfolgreicher Fußballer, als Kommunalpolitiker, aber auch als Betreiber eines Tanzcafés, das seinerzeit seinesgleichen weit über die Region hinaus suchte. Am heutigen Freitag wird Richard Schranner, der insbesondere in Ingolstadt und Baar-Ebenhausen unvergessen ist, jedoch inzwischen in Neuburg wohnt, 85 Jahre alt.

Schon fünfzig Jahre ist es jetzt her, dass Schranner mit der Eröffnung eines Tanzcafés Leben in das verträumte Baar brachte und das Bauerndorf elf Kilometer südlich vor Ingolstadt aus seinem Dornröschenschlaf weckte. Vor allem bei der damaligen Jugend und bei den jung gebliebenen war das Tanzcafé Schranner mit täglichem Tanz und gelegentlichen Auftritten absoluter Spitzenkapellen und Showgrößen wie Ambros Seelos und "Dschingis Khan" weit über München und Nürnberg hinaus das absolute Highlight.
 

Dreht man das Rad der Zeit weiter zurück, gab es im Leben des Gastronomen und Sportlers auch etliche bittere Momente, denn die Kriegsjahre hielten auch für ihn viele Schrecken bereit. Schranners Wiege stand in Karlskron, wo er am 13. November 1924 als zweites Kind der Eheleute Ludwig und Maria Schranner das Licht der Welt erblickte. Kindheit und Jugend verbrachte er im Kreise seiner Familie in Ebenhausen-Werk. 1938 bis 1941 absolvierte er eine Schreinerlehre in Ingolstadt. 1942 meldete er sich freiwillig zum Militär.

Nach Ausbildung an der Heeresunteroffiziersschule für Pioniere kam Schranner 1943 an die russische Front. Was folgte, bezeichnet der Jubilar als die schwerste Zeit seines Lebens. Noch im selben Jahr wurde er schwer verwundet, kam dann 1944 nach Genesungsurlaub in München und Ulm zum erneuten Fronteinsatz in Frankreich, wurde dort nach der Invasion verschüttet, kam wieder mit dem Leben davon – um erneut verwundet zu werden. Wenige Tage vor Kriegsende geriet er in Gefangenschaft, aus der ihm im September 1946 die Flucht gelang.

Nach mehrwöchiger Odyssee erreichte er völlig erschöpft seine Heimat, fand Unterschlupf bei der Mutter. Mit 22 Jahren stand dann ein Neubeginn an. Arbeit hatte Schranner bei der Despag in Ingolstadt gefunden. Im Sommer 1952 führte er in Baar seine Braut Zenta vor den Traualtar, die Töchter Ulrike (1953) und Petra (1963) wurden geboren. 1959 hängte er seinen Beruf an den Nagel und eröffnete mit seiner Gattin in Baar das "Tanzcafé Schranner", in dem bald bekannte Showstars und Sportgrößen ein und aus gingen.

Von 1966 bis 1990 war Schranner in der Kommunalpolitik als Gemeinderat, davon von 1972 bis 1978 als 3. Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde Baar, tätig. 1984 wurde er für sein Engagement mit der Verdienstmedaille des Freistaates Bayern ausgezeichnet.

Aus der Jugendzeit geblieben ist Richard Schranner seine Begeisterung für den Fußball, dem er als Aktiver in der Region wichtige Impulse gegeben hat. Als Stationen seien hier genannt von 1946 bis 1949 der TSV Reichertshofen, später bis 1955 der ESV Ingolstadt (Vertragsspieler in der 2. Liga, Mitglied der Bayernauswahl und der Bundesbahnauswahl), von 1955 bis 1958 der MTV Ingolstadt und von August 58 bis November 1977 noch 18 Jahre (bis ins Alter von 53 Jahren) der TSV Baar. 1980 organisierte und finanzierte Schranner sogar ein Freundschaftsspiel der deutschen Weltmeistermannschaft von 1954 gegen eine Landkreisauswahl.

Heute ist das Interesse am Fußball ungebrochen, doch fit hält sich der Jubilar vor allem mit anderen Kugeln: Kegeln gehört zur regelmäßigen Freizeitbeschäftigung. Besonders stolz ist Richard Schranner, der inzwischen mit seiner Gattin in Neuburg-Bruck wohnt, auf seine Enkel, die ihm immer wieder viel Freude bereiten.