Nassenfels
Als die Molkerei noch Eier abnahm

Überproduktion wurde den Landwirten abgekauft, sortiert und zur Zentrale in Nürnberg gebracht

15.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:59 Uhr
Die Angestellten der Molkerei, hier bei einem Betriebsausflug nach München, haben die Abnahme der Eier mitorganisiert. Auf dem Bild sind rechts unten am Tisch der Leiter Ludwig Allertseder und Vorstandsmitglied Josef Wittmann zu sehen. −Foto: Funk

Nassenfels - Einen besonderen Service hat die Molkerei in Nassenfels ihren Milchlieferanten in den 60er-Jahren angeboten: Sie hat nicht nur die Milch abgeholt, sondern den Landwirten auch noch Eier abgekauft.

Da in den vielen Bauernhöfen meist auch eine stattliche Schar Hühner gehalten wurde, war die Eiermenge oftmals zu groß für den Eigenverbrauch. Da bot es sich für die Verantwortlichen der Molkerei an, mit dem Ankauf und Weitervertrieb der Eier ein kleines zweites Standbein zu etablieren. Da die Logistik über die Milchfahrer problemlos organisiert werden konnte, kamen auch nur geringe Kosten auf die Molkerei zu. Eine übergeordnete Stelle der Genossenschaft übernahm sogar eine Abnahmegarantie für die Eier.

Hauptsächlich war es Josef Schimmer aus Egweil (Hausnamen Kaidan), der mit dem Fahrrad zu den Bauern der Umgebung fuhr, den Eierüberschuss wog und ihn dann mitnahm. Er zahlte auch gleich für die Eier. Diese wurden dann zu den "Millifahrern" wie zum Beispiel Michael Schmid aus Möckenlohe gefahren und in Kisten eingelagert.

Die Milchfahrer nahmen diese Kisten dann mit zur Molkerei, wo die Eier in den Keller gebracht und mechanisch vorsortiert wurden. Lucia Donabauer und Theresia Auenhammer, beide geborene Thurner aus Nassenfels, durchleuchteten die Ware und entnahmen die nicht brauchbaren Eier. Zudem wurden die guten Eier je nach Größe zu 360 Stück abgepackt. Wie Betty Meyer aus Egweil, die damals im Büro arbeitete, sich erinnerte, gingen die Eier zum größten Teil zur Molkereizentrale Bayern in Nürnberg. Eine kleinere Menge wurde vor Ort abgegeben, insbesondere auch die Bruchware.

Mit dem Wandel von den kleinen Millifahrern zur Abholung mit großen Tankwagen ging dieses Kapitel zu Ende. Trotzdem gibt es auch heute wieder Landwirte, die sich mit dem Verkauf von Eiern ab Hof oder über Automaten ein Zubrot verdienen.

EK

Wendelin Funk