Als die Altmühl ein neues Bett bekam

08.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:18 Uhr

Ein Bild, das um 1930 entstand, als die Maßnahmen der Altmühl-Umgestaltung in Eichstätt abgeschlossen waren. Neu waren die so genannte Autoumgehungsstraße und die Willibaldbrücke (im Vordergrund). - Foto: Historischer Verein

Eichstätt (EK) Eine gewaltige Veränderung des Stadtbilds, insbesondere im westlichen Bereich, brachte die so genannte Altmühlregulierung. Diese große Maßnahme, die fast die gesamte Flusslänge betraf, wurde in den Jahren 1927 bis 1932 mit erheblichen finanziellen Mitteln durchgezogen.

Gründe waren Arbeitsbeschaffung und Trockenlegung der Talwiesen. Beginn war am 9. Dezember 1927 mit Altmühl-Korrektionsarbeiten zwischen Rebdorf und Landershofen. Auf der Fotografie, die wahrscheinlich im Jahr 1930 entstand, und im Besitz des Historischen Vereins ist, fällt im Vordergrund die Willibaldbrücke auf. Die neue Straße und Brücke, damals "Autoumgehungsstraße" genannt, entstanden in den Jahren 1928 und 1929. Beginn war an der Dreifaltigkeitskapelle an der Westenkreuzung, die 1945 von amerikanischen Panzern kurzerhand weggeschoben und als Auffüllmaterial für die von deutschen Soldaten gesprengt Brücke verwendet wurde. Der Altmühlübergang war also nur 16 Jahre unversehrt gestanden. Die Spitalbrücke war am 14. Oktober 1928 kirchlich gesegnet worden.

Eichstätts Stadtbaumeister Andreas Fuchshuber hat die Veränderungen im "Heimgarten", einer Beilage zur Zeitung 1934, geschildert. Wesentlich bei der Altmühlregulierung waren für Eichstätt die neue Brücke, dann der Neubau der Spitalbrücke und die Verschiebung des Flussbettes mehr der Talmitte zu. Immerhin machte das am weitesten Punkt 75 Meter aus. Die Altmühl war vom Wasserwerk bis zum ehemaligen Schlachthof, der an der Stelle des Caritas-Pirckheimer-Hauses stand, auf einer Länge von 375 Meter eingefüllt worden. Dort sind Wiesen und Gärten entstanden.

ANNO DAZUMAL

Für den Fluss wurde ein neues Bett ausgebaggert. Die Länge war 275 Meter, die Tiefe 2,80 Meter und die Breite 26 Meter. Beim städtischen Wasserwerk musste ein Werkskanal geschaffen werden mit einer Länge von 150 Metern und einer Breite von 13 Metern. Verändert wurden auch die Mündungen des Kapellbuckbaches und des Edelbaches in die Altmühl.

Noch gravierender war die Auffüllung das Freiwassers von der "Autoumgehungsbrücke" bis zur ursprünglichen Mündung in die Altmühl beim Heilig-Geist-Spital. Die Länge betrug rund einen Kilometer. Dort, wo einst der Altmühlnebenarm floss, entstand die Reichsstraße 13, heute Bundesstraße 13, es wurden Bahngleise verlegt, der Lokschuppen und die Bahnmeisterei gebaut.

Neu waren auch die Altmühlwehre. Das Wehr bei der Willibaldbrücke bekam eine selbstständige, wasserstandsabhängige Durchflussregulierung und eine Bootsschleuse wie die anderen Wehre auch. Ob sie jemals genutzt wurden, ist nicht bekannt. An Stelle der Betonanlage befand sich einst ein natürlicher steinerner Wasserüberfall – wie heute noch bei Hagenacker.

Bei all den Veränderungen ist eine neue Insel entstanden und zwar beim Freibad, das jetzt neu gebaut wird. Dieses als "Vogelschutzinsel" bezeichnete Areal gibt es heute noch. Vergrößert wurde das städtische Schwimmbad 1926 bis 1928 um ein neues Frauenbad, Kinderplanschbecken und Nichtschwimmerbereich, respektlos "Sauweiher" genannt. Es gab ein Badewärterhaus, Kneippbad, 28 Umkleidekabinen für Frauen und 44 Kabinen für Männer.

Eine weitere Errungenschaft war der Uferweg an der Altmühl, der heute nach dem Stadtforscher Franz Ritter von Hofer benannt ist und vom Verschönerungsverein vehement gefordert wurde. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Wiesenbesitzer Xaver Herzog und Gustav Mayer ihre Grundstücke parzellierten und an Schrebergartler zum Anbau von Radi und Salatköpfen verpachteten.

Um nochmals auf das Bild zu kommen: Im Hintergrund stehen der Siechhof und einsam und verlassen das Hotel Waldschlösschen. Dass dort einmal das Eichstätter Industriegebiet entstehen wird, konnte in den 1930er Jahren niemand ahnen.