Geisenfeld
Allseits geschätztes Refugium

<DK-XY_trifft>Sakrale Kleinodien: </DK-XY_trifft>Kapelle in Schillwitzried hat ganz besondere Untermieter

25.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:17 Uhr
Die 1911 erbaute Kapelle in Schillwitzried ist in städtischem Besitz. −Foto: Zurek

Schillwitzried - Beliebt sind die Kapellen in Geisenfeld und Umgebung nicht nur als Ort der stillen Einkehr und des Gebets. Auch Menschen, die keinen engen Bezug mehr zur Kirche und zum Glauben haben, schätzen oft ihre schmucke Architektur. Und bisweilen werden sie sogar von "Untermietern" besonderer Art als Refugium in Anspruch genommen - wie etwa jene in Schillwitzried.

Wie Simon Helfer zu erzählen weiß, haben paradoxerweise ausgerechnet die kaputten Butzenscheiben der Kapelle (von Vandalen zerstört) zu einem ökologischen "Plus-Effekt" geführt. "Schwalben und Hausrotschwanz nutzen die Löcher, um ins Gebäude zu fliegen, wo sie geschützt vor Fressfeinden im Gebälk ihre Nester bauen und Nachwuchs großziehen können", so der Ortssprecher.

Während die tierischen Gäste an der Schönheit des Gebäudes wohl eher wenig interessiert sein dürften, zeigten sich etwa die Juroren des Wettbewerbs "Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft", an dem Schillwitzried 2010 auf Kreisebene teilgenommen hatte, davon beeindruckt. Noch immer ein "Hingucker" sind die Darstellungen Gottvaters in Wolken und Strahlenkranz sowie der Gottesmutter mit den Knaben Jesus und Johannes.

Erbaut wurde die Kapelle im Jahr 1911, ein Vorgängerbau an anderer Stelle ist nach den Recherchen von Heimatforscher Ludwig Sommerer offenbar 1924 abgebrochen worden. Simon Helfer erinnert sich noch an Zeiten, als in dem heutigen Gebäude "jeden Sonntag ein Rosenkranz gebetet wurde und es regelmäßig Maiandachten gab". Das ist inzwischen nicht mehr der Fall. Auch die Glocken läuten nicht mehr täglich, sondern nur noch auf Wunsch bei Sterbefällen. Dennoch hält man das in städtischem Besitz befindliche Denkmal mit der Zwiebelhaube, das so malerisch neben dem Dorfgemeinschaftshaus steht, in Ehren. Nach der Dorferneuerung wurde es im Jahr 2007 von den Bewohnern des Ortes in Eigenregie geweißelt. 2018 erhielt der Innenraum mit der Flachdecke und dem klassizistisch anmutenden Altar einen neuen Anstrich. Freiwillige Helfer räumten dafür alles aus und der Ortssprecher machte Fotos "damit nachher jedes Teil wieder an seinen angestammten Platz kam".

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