"Alles wird teurer, nur die Milch nicht"

30.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:52 Uhr

Arbeiten wie gewohnt: Michael und Johanna Obermair versorgen ihre Kühe. Seit Dienstag dieser Woche schütten sie die Milch jeden Morgen größtenteils weg. - Foto: Janda

Autenzell (sja) Der Milchbauernstreik dauert an – auch auf dem Hof von Michael Obermair in Autenzell. Seine Meinung: "Der Streik ist unsere einzige Waffe."

Die Kühe von Michael Obermair stehen friedlich in ihrem Stall und fressen. Sie merken nichts vom Streit um ihre Milch und leben weiterhin seelenruhig vor sich hin. Anders steht es um die Gemütslage ihres Besitzers.

Angeschlossen habe er sich dem Streik am Dienstagabend, erzählt Obermair. Seitdem hat sich wenig am Tagesablauf geändert. Zusammen mit Frau Johanna geht der Landwirt weiterhin jeden Morgen um 6 Uhr in den Stall, um die Kühe zu melken. Der einzige Unterschied: Was nicht an die Kälber verfüttert wird, schütten die beiden weg.

"Ich hab ein richtig ungutes Gefühl dabei", sagt Obermair. "Es ist halt doch ein Lebensmittel, das da wegschüttet wird." Dass der Milchboykott trotzdem der richtige Weg ist, steht für Obermair außer Frage. Irgendwie müssten die Forderungen des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) schließlich durchgesetzt werden. Eine andere Lösung, als die Preissteigerung sieht er nicht. "Wir wissen uns nicht mehr anders zu wehren", sagt Obermair mit nachdenklichem Blick auf seine Kühe. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand."

In der Erzeugung des Lebensmittels Milch stecke viel schweißtreibende Arbeit. "Die soll dann auch entlohnt werden", sagt er entschieden. Wie viel Leistung die Milchviehhalter täglich bringen müssen, wüssten viele Verbraucher gar nicht, sagt Ostermair, der den Milchfahrer schon am Dienstag abbestellt hat. Seine Frau Johanna findet, dass gerade Schulen und Kindergärten wieder verstärkt auf die Bauernhöfe kommen sollten – damit die Verbraucher von morgen auch sehen, was die Landwirte Tag für Tag, oft ohne Wochenende, leisten. "Schließlich kommt die Milch ja nicht vom Supermarkt, sondern von uns Bauern."

Familienbetriebe seien genau richtig, um Lebensmittel zu erzeugen, meint Michael Obermair, der den Hof Anfang der 90er von seinem Vater übernommen hat. "Ich kenn’ jede meiner Kühe und seh’ auch, wenn’s einer mal nicht gut geht", sagt er. "Da hat man als Landwirt ein Auge dafür." Deshalb seien Großbetriebe mit Tausenden Tieren nicht das Richtige. Steigt der Ertrag pro Liter Milch allerdings nicht, so wird das Geld wohl nicht reichen, um die Zukunft vieler Familienbetriebe zu sichern.

Schon jetzt treiben die steigenden Dieselpreise Sorgenfalten auf die Stirne der Landwirte. "Ohne geht bei uns gar nichts", sagt Obermair. "Alles wird teurer, nur die Milch nicht."