Ingolstadt - Mailing
"Alles, was die Mutter sich wünscht"

Daniela Schneider ist Mütterpflegerin: Sie unterstützt Frauen rund um die Geburt - Dringend gesucht

16.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:24 Uhr
Wie sie das Tragetuch binden müssen, zeigt Daniela Schneider den Müttern und Vätern mit einer Puppe. −Foto: Mayr

Ingolstadt-Mailing - Einen Satz hat Daniela Schneider schon oft gehört: Wenn man sich eine Mütterpflegerin holt, bedeutet das, dass man es alleine nicht schafft. "Das ist überhaupt nicht so", betont die 27-Jährige aus Mailing. "Es bedeutet, dass die Mutter es für ihr Kind noch besser machen möchte." Man solle sich also nie schlecht fühlen, wenn man sich Unterstützung holt. "Das ist ganz, ganz wichtig", erklärt die gelernte Mütterpflegerin.

Und obwohl es noch diese Vorurteile gibt, sind Mütterpflegerinnen sehr gefragt: "Weil wir nur ganz wenige sind. Ich kenne in unserer Gegend nur noch eine aus Geisenfeld." Deshalb müsse sie oft Anfragen ablehnen: "Ich bräuchte 48 Stunden am Tag für die Mamis." Sie musste beispielsweise einer Frau absagen, die ihr fünftes Kind erwartet. "Die hätte mich für acht Stunden am Tag gebraucht - das kann ich selber nicht. Darum brauchen wir viel, viel, viel mehr Mütterpflegerinnen", sagt Schneider, die selbst drei Kinder im Alter von eins, drei und vier Jahren hat.

Die eigenen Geburten - davon zwei Hausgeburten - waren ausschlaggebend für ihre Berufswahl: "Da ist der Wunsch, dass ich mit Familien und Kindern arbeiten will, aufgeblüht. Und beim dritten Kind hätte ich mir sowas selber gewünscht. Klar, es gibt Haushaltshilfen." Aber das sei nicht das gleiche: "Die Ausbildung ist total spezialisiert auf Babys und Familien."

Trotzdem helfe eine Mütterpflegerin natürlich auch bei rein praktischen Dingen: "Ich kann für die Mutter was kochen - ausgewogene und stillfreundliche Nahrung, die der Säugling gut verträgt. Oder ich bringe Kuchen und Energiekugeln." Auch frische Blumen habe Schneider schon besorgt, oder den Boden gewischt. "Alles, was die Mutter sich wünscht. Damit sie sich wohlfühlt und die Zeit mit ihrem Säugling genießen kann."

Die 27-Jährige hat drei ineinandergreifende Ausbildungen gemacht: die Doula (Geburtsbegleitung), der Baby-coach (unter anderem mit Trage- und Ernährungsberatung) und die Mütterpflegerin. "Das war richtig viel Fachwissen. Trotzdem finde ich es gar nicht schlecht, wenn man alles macht." Denn dann könne man beispielsweise eine Geburt mit der Hebamme begleiten und anschließend gleich bei der Familie bleiben, die man ja dann schon kennt. "Oder ich kann als Mütterpflegerin in der Schwangerschaft helfen, wenn die Frau aufgrund von vorzeitigen Wehen liegen muss."

Die Aufgaben sind sehr vielseitig: "Los geht es schon beim Kinderwunsch, wenn die Frau eine seelische Unterstützung möchte, weil es nicht klappt oder sehr lange dauert", sagt Schneider. Dann könne sie während der Schwangerschaft helfen, wenn die werdende Mutter sich ausruhen oder auf die Geburt vorbereiten will. "Als Doula - das ist fast wie eine Hebamme, sie darf aber keine medizinischen Sachen machen - kann ich von Anfang bis Ende der Geburt bei der Frau sein. Da massiere ich sie zum Beispiel am Rücken oder sage ihr, wie sie die Stellung verändern kann, damit die Geburt vorangeht. Egal ob sie zwei oder zwölf Stunden dauert. Ich bin immer da." Deshalb müsse man sich vorher auch öfter treffen, um Vertrauen aufzubauen. "Ich weiß auch die Wünsche der Frau, was sie bei der Geburt haben möchte und was nicht - zum Beispiel in Bezug auf eine PDA. Dafür steh ich auch ein."

Nach der Geburt müsse diese in Gesprächen verarbeitet werden. "Außerdem begleite ich auch stille Geburten oder kleine Geburten zwischen der zehnten und 20. Woche." Die begleitende Arbeit dazu sei seelischer Natur.

"Wenn das Kind zur Welt gekommen ist, kann die Mütterpflegerin das Kleine abnehmen, damit die Mutter duschen oder schlafen kann. " Außerdem könne sie zeigen, wie man das Kind in die Trage packt oder wie die Mutter beim Stillen richtig anlegt. "Ich schaue mir immer das Gesamtpaket an."

Wenn es schon das zweite oder dritte Kind ist, sei oft die Aufgabe, die anderen Kinder ein bisschen zu bespaßen und mit ihnen rauszugehen, damit die Mutter ihr Wochenbett genießen kann. "Oder ich entlaste die Väter. Bei uns daheim war es auch so. Mein Mann Mario hat ganz viel übernommen. Aber da fehlt dem Vater die Zeit, um mit dem Kind zu kuscheln und es kennenzulernen. Es ist eine neue Situation für alle: Baby, Geschwisterkinder, Mama und Papa. Jedes der Familienmitglieder muss seine Rolle finden. Und dafür möchte ich ihnen die Zeit ermöglichen." Es sei auch wichtig, die Väter zu bestärken, die sich ja gar nicht in die Rolle einfinden könnten. "Ich zeige ihnen dann beispielsweise, wie man wickelt."

Eine Mütterpflegerin könne also bei vielen Sachen helfen. "Aber jede Frau braucht noch eine Hebamme zusätzlich. Sie ist wirklich wichtig." Aber Hebammen können sich zeitlich der Frau nicht so umfassend widmen. Dann sei eine Mütterpflegerin hilfreich. "Bei meinem ersten Kind ging es mir selber so. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles falsch mache. Und dann sagt die Oma, wir haben das früher so gemacht, und die Freundinnen sagen, du musst das so machen." Da sei es gut, jemanden zu haben, der sich auskennt. Nicht weil man es nicht schafft, sondern weil man es noch besser machen will.

Ausbildung und Kosten

Die Ausbildung zur Mütterpflegerin dauert in etwa ein Jahr und wird an den Wochenenden durchgeführt. Aufgrund der Corona-Pandemie derzeit als Online-Unterricht - mit einem Praxiswochenende für die praktischen Aufgaben. "Die Ausbildung muss man selber zahlen. Die zur Mütterpflegerin kostet in etwa 1300 Euro - aber es gibt eine Bildungsprämie von 500 Euro, die man beantragen kann", erzählt Daniela Schneider. Viele Krankenkassen bezuschussen die Unterstützung einer Mütterpflegerin, jedoch nicht alle. Dann müssen die Kosten selbst übernommen werden. "Die fangen bei 25 Euro die Stunde an und steigern sich bis 50 Euro pro Stunde", sagt Schneider.

DK

Doris Mayr