Dietfurt
Alles über Bayrisch-China

Neu konzipierte Ausstellung ist im Erdgeschoss des Dietfurter Rathauses zu sehen

30.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:15 Uhr
Stolz auf das gelungene Werk sind Dietfurts Bürgermeister Bernd Mayr und Tourismus-Chefin Pia Pritschet. −Foto: Hradetzky

Dietfurt - Es ist eine neue Attraktion für Dietfurt: Im Erdgeschoss des Rathauses hat nun die neu konzeptionierte Ausstellung über Bayrisch-China geöffnet.

 

Auf rund 90 Quadratmeter Fläche sind alte und neue Einblicke geboten.

Insgesamt gliedert sich die Ausstellung in der ehemaligen Bücherei in zwei Bereiche: links vom Eingang werden Einblicke in Geschichte und Gegenwart des Chinesenfaschings präsentiert. Auf der rechten Seite wird der Kulturaustausch mit China abgehandelt. Acht Tafeln informieren über Bayrisch-China. Alte Fotoaufnahmen wurden für die Präsentation professionell digital aufbereitet.

Die erste Tafel widmet sich der Frage, wie die Dietfurter zu bayerischen Chinesen wurden. Weiter werden "große und kleine - aber immer narrische Momente in Bayrisch-China" beleuchtet. Die Anfänge der Hansenkapelle oder der Bayrisch-China-Express - eine Eisenbahn, die in den 1960er-Jahren während der Faschingszeit von Dietfurt nach Neumarkt fuhr - werden als Modell ebenso präsentiert wie viele weitere unglaubliche Geschichten.

Wer noch mehr zu diesem Thema hören möchte, kann sich mittels QR-Codes tiefergehender informieren und sogar die erste Kaiserkrönung im Jahr 1954 als Audiodatei anhören. Auf der dritten Tafel werden die verschiedenen Kaiser im Wandel der Zeit vorgestellt. Flankiert wird diese Tafel von Originalkostümen ehemaliger Kaiser, zum einen vom Gewand des Kaisers Ma-Ya-Muc (alias Werner Maier) aus den 1960er- und 70er-Jahren, zum anderen vom Prunkgewand von Ko-Houang-Di (Fritz Koller) samt selbst gebastelter Kaiserkrone.

Demnächst soll die Ahnengalerie um Gewand und Krone des legendären Kaisers Boo-Dah-Washy - der unvergessene Hans Geyer - vervollständigt werden. Außerdem haben verschiedene Faschingsgruppen Originalkostüme als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Auf der vierten Tafel werden weitere Institutionen innerhalb der Tradition des Dietfurter Chinesenfaschings gezeigt. Natürlich dürfen in der Gesamtpräsentation weder die bunten Gesellen des Weckrufs noch die legendäre Leichenbitterin fehlen. Diese Gestalt ist seit den 1930er- Jahren unterwegs, um die Bevölkerung zur Teilnahme am Begräbnis von Prinz Karneval am Faschingsdienstag einzuladen. "Bayerisch China unterwegs", so lautet der fünfte Punkt, der veranschaulicht, wo die Dietfurter Chinesen schon überall hingereist sind und an welchen Faschingsumzügen sie teilgenommen haben - in Bonn, München oder Mainz - um nur einzelne Höhepunkte zu erwähnen. Im ersten Bereich zur Historie des Chinesenfaschings dürfen sich die Besucher auf tolle Exponate wie die pompöse Kaiserkette aus dem Jahr 1951 von Hans Werle oder das Buch des Kaisers aus Holz, angefertigt von Willi Huber, freuen. Natürlich finden sich auch die geschnitzte und goldverzierte Kaiserkrone, die der Künstler Max Herrmann eigens für Kaiser Fu-Gao-Di angefertigt hat, neben einer Krone Marke Eigenbau von Kaiser Wang-Ton und der von Boo-Dah-Washy, geplant von Alfred Haselbauer und umgesetzt von Sebastian Dinauer. Ebenfalls zu sehen: eine Märklin-Miniatureisenbahn mit dem Schriftzug "China Express" . Im zweiten Teil der Ausstellung werden die Anfänge des Kulturaustausches mit China genauer beleuchtet und im historischen Zeitabriss abgebildet. Der Dietfurter Chinesenfasching ist nicht nur in der Region bekannt. Viele chinesische Staatsbürger besuchen Dietfurt - insbesondere am Unsinnigen Donnerstag oder zum Bayrisch-Chinesischen Sommer. Über die Jahrzehnte hat sich auch ein reger Austausch offizieller Delegationen von und nach China etabliert. Den ersten offiziellen Besuch bekam Dietfurt 1982 durch den Korrespondenten einer großen chinesischen Nachrichtenagentur, Herrn Weng Zhenbao. Die Ausstellung würdigt auch den gestorbenen Konsul Dai Jiqiang, der maßgeblich für das Knüpfen der Verbindung nach Nanjing in den 2000er-Jahren war.

"Auf eine offizielle Ebene gehoben wurden die Beziehungen zu China, als 2012 die erste partnerschaftliche Vereinbarung mit der Stadt Nanjing unterzeichnet wurde", heißt es auf der Tafel zum Kulturaustausch, die schließlich im Kooperationsvertrag im Jahr 2015 mündete. Auch in diesem Bereich erwarten die Besucher spannende Ausstellungsstücke in den Vitrinen wie etwa der Kooperationsvertrag im Original zwischen dem Distrikt Yuhua der Stadt Nanjing und Dietfurt, ebenso das legendäre gelb-goldene Kaiserkostüm, ein Präsent aus China an den unvergessenen Boo-Da- Washi sowie eine Fahne aus Brokatstoff.

Bei all diesen Ausstellungsgegenständen handelt es sich um Geschenke aus China wie der handgefertigte seidenbemalte Drachengirlande, die an der Decke schwebt und die beiden Bereiche verbindet.

HK

Katrin Hradetzky