Kaising
Alles neu macht der Mai(baum)

Kaising feiert neue Einmündung von der Staatsstraße ins Dorf - Kuriose Vorgeschichte

26.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:32 Uhr
Mit dem Durchschneiden des Bandes wird die erneuerte Kreisstraße samt Einmündung nach Kaising offiziell eingeweiht. −Foto: Leykamm

Kaising (HK) Die Kreisstraße RH 29 zwischen Greding und Wiesenhofen hätte eigentlich erst heuer eine neue Fahrbahndecke und eine bessere Einmündung nach Kaising erhalten sollen.

Doch statt den Startschuss für diese Maßnahme feierte die Dorfgemeinschaft am Dienstagabend schon deren Abschluss. Laut Landrat Herbert Eckstein hat bei der schnellen Umsetzung ein besonders verzierter Maibaum eine Rolle gespielt.

Andererseits wolle er keine falschen Hoffnungen wecken, sagte Eckstein. Mit diesen Sätzen spielte er auf die zeitliche Nähe zweier Ereignisse an, die eher wenig miteinander zu tun haben: Im Juni 2018 legten die Kaisinger nach alter Sitte den langen Baum wieder um, den sie zum 1. Mai aufgestellt und mit einem Transparent verziert hatten. In den Trikotfarben des 1. FC Nürnberg - Rot und Schwarz - prangte Wochen lang der Schriftzug des Club über dem Dorf; schließlich schickte sich der Club gerade an, wieder einmal in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Und Kaising hat einen eigenen Fanclub des jetzt wieder Zweitligisten.

"Das war der Schlüssel", sagte der bekennende Clubfan Eckstein scherzhaft über das Transparent. Und spielte damit darauf an, dass der Tiefbauausschusses des Kreises für die Straßenbaumaßnahme zwei Wochen später grünes Licht gab.

Prompt wurde bei der Feierstunde zur Einweihung spekuliert, ob in Zukunft öfter mal ein Maibaum mit dem Nürnberger Club verziert werden würde. Dass dadurch aber immer Bauprojekte des Landkreises angestoßen werden oder schneller ins Laufen kommen, "diese Hoffnung will ich nicht wecken", erteilte der Landrat diesen Mutmaßungen sogleich eine Absage.

Das Engagement einer Dorfgemeinschaft sei hier schon von größerer Bedeutung. Und dieses sei in Kaising besonders groß. So verfügten die Sportfreunde Kaising, die heuer 40-jähriges Bestehen feiern, über ungefähr doppelt so viele Mitglieder wie der Ort Einwohner hat. Zudem sei jeder Dritte Mitglied in der Feuerwehr.

Dass die Baumaßnahme früher als erhofft umgesetzt werden konnte, habe daran gelegen, dass der vorgesehene Geh- und Radweg von Meckenhausen nach Karm am fehlenden Grunderwerb gescheitert war. Der wiederum habe in Kaising gut funktioniert. 1000 Quadratmeter kaufte die Stadt Greding von zwei Eigentümern, denen Bürgermeister Manfred Preischl hierfür ausdrücklich Dank aussprach.

Preischl erinnerte an den Bau der Straße im Jahr 1967, als Kaising "an die große, weite Welt angeschlossen" wurde, wie es sein damaliger Amtsvorgänger Albert Lux gewürdigt habe. Im Lauf der Zeit aber fuhren immer mehr Autos auf dieser Straße, der Verkehr wurde dichter. Und man merkte, dass die Einmündung unglücklich, weil gefährlich gestaltet war. Das freie Sichtfeld fehlte. Bis in einer Bürgerversammlung 2016 das Wort von der "gefährlichen Kreuzung" gefallen sei. Bürgermeister Preischl griff dies auf, wurde erst bei der Tiefbauabteilung des Landkreises, dann beim Landrat vorstellig.

Bald wurde das Projekt auf größere Füße gestellt, denn "die Straße hätte es doch auch nötig", habe es geheißen, erinnerte sich Eckstein zurück. Und so bekamen die Kaisinger letztlich ihre neue Einmündung und die RH 29 zwischen Greding und Wiesenhofen auf zweieinhalb Kilometern eine neue Fahrbahndecke.

Von November 2018 bis Mitte Mai dieses Jahres dauerten die Bauarbeiten. Die Gesamtkosten betrugen 576000 Euro, der Kreis übernahm mit 392000 Euro den Löwenanteil. 180000 Euro gab es als Zuschuss vom Freistaat und auch die Stadt Greding trug ihr Scherflein bei. Damit setzt das Projekt die Kontinuität der Tiefbaumaßnahmen mit Deckenbau im Landkreis fort, in die allein in den vergangenen zehn Jahren fast 43 Millionen Euro flossen.

Mit dem Abschluss der Maßnahme bei Kaising sei "ein Jahrzehnte langer Wunsch der Dorfbewohner in Erfüllung gegangen", sagte der Ortssprecher Johann Wolfsteiner. Er gab dem Landrat aber auch gleich zwei Wünsche mit auf den Weg: Einmal die Bitte, an der Straße eine Geschwindigkeitsbegrenzung "auf 70 oder 80 Sachen" einzuführen. Darüber hinaus solle man nach Lösungen suchen, hier noch einen Radweg zu installieren. "Da sind wir definitiv auf der Suche nach Möglichkeiten", entgegnete Eckstein.

Bei der kirchlichen Segnung erbat der evangelische Pfarrer Rudolf Hackner Gottes Segen für alle Nutzer der Straße, die deren verbindenden Charakter zwischen Greding und Kaising zu schätzen wüssten. Und auch für "die wenigen, die daran vorbeifahren". Der katholische Diakon Bernhard Bäumler verlieh dem Segenswunsch mit Weihwasser Nachdruck, von dem auch so manch vorbeifahrendes Auto einige Tröpfchen abbekam.
 

Jürgen Leykamm