Wolnzach
Alles im grünen Bereich

Schaumwein, Deko und sogar Grabbeigabe: Der Hopfen steht für Vielfalt

17.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Ob als prickelnder Hopfensecco mit Sirup, als dekorative Keramik oder gebundener Kranz (von oben): Einen Eindruck von der Vielseitigkeit des Hopfens hat das Hopfakranzlfest vermittelt. Doch es gibt noch viele andere Einsatzbereiche - Fotos: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Kulinarisches, Kreatives, Bodenständiges, Medizinisches – mit seiner Vielfalt hat der Hopfen beim Hopfakranzlfest viele überrascht. Nicht so Christoph Pinzl, Leiter des Hopfenmuseums. Er kennt noch viele weitere Facetten des Hopfens – sogar als wichtige Beigabe bei Bestattungsriten.

Noch bei keinem der acht vorausgegangenen Hopfakranzlfeste hatten so viele Standbetreiber ihre Waren angeboten, da ist sich Andrea Wagner von der Marktserviceleitung – zusammen mit dem Tourismusverband Hallertau hat der Markt das Fest am Sonntag organisiert – ganz sicher. „So eine Vielfalt hatten wir noch nie, das ist Fakt.“

Eine Tatsache ist auch, dass einige der vielen Tausend Besucher erstaunt nach Hause gegangen sind. Dass man Hopfen für Bier braucht, das wussten sie schon, aber dass die Dolden auch Hopfenschokolade, Hopfenkäse, Hopfensenf, Hopfensalzen, Schnaps, Likören und Schaumweinen eine fruchtige Note verleihen, war ihnen neu. Christoph Pinzl (kleines Foto) freilich wundert so schnell nichts mehr, wenn es um den Hopfen geht. Er ist nicht nur Leiter des Deutschen Hopfenmuseums und Biersommelier, sondern auch längst bekennender Hopfenfan. Und das nicht nur von Berufs wegen. „Der Hopfen ist so eine spezielle Pflanze, die alle überrascht, die sich damit befassen“, sprudelt er los. Das erlebe er im Hopfenmuseum praktisch täglich, wenn Besucher kommen. „Wir fangen bei den Führungen gar nicht mit Bier an, was ja alle kennen, sondern mit der Medizin, kommen dann über die Archäologie und Wirtschaft in ganz unterschiedliche Bereiche“, erzählt der Hopfenfachmann. „Damit rechnen die Gäste meistens nicht.“

Und auch er selbst wird immer wieder vom Hopfen gekratzt. Davon, dass die erste bayerische Sparkasse praktisch im Hopfen wurzelt, weil sie für die Hopfenhändler gegründet wurde, davon, dass Hopfen eine unglaubliche Geschmacksvielfalt bedeute. „Von Mango bis Zitrone – und das ganz ohne Gentechnik“, das fasziniert ihn vor allem als Biersommelier. Und auch als promovierter Volkskundler entdeckt er immer wieder neue Hopfenspuren. Beispiel: Im 15. und 16. Jahrhundert wurden mancherorts sogar Tote auf einem Bett aus Hopfen bestattet. „Vielleicht wegen der beruhigenden oder der konservierenden Wirkung, wer weiß“

Dass das Hopfakranzlfest dazu beigetragen hat, diese Vielfalt zu vermitteln, das freut auch ihn sehr, denn: „Die Hallertau hat so viel zu bieten, zu jeder Jahreszeit.“ Eben auch dann, wenn die Hopfenreben abgeerntet sind, denn bald wird es wieder so weit sein: Die Hopfenernte neigt sich ihrem Ende zu und ist mittlerweile bei den Hochalphasorten angekommen. „Täglich werden Betriebe jetzt fertig“, sagt Werner Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes. Je nach Flächenumfang und nach Anteil der späten Sorten werde die Ernte noch bis Ende September dauern. In der Hallertau sind bislang 15 159,41 Tonnen Hopfen abgewogen.