Ingolstadt
Alles einstöckig

Trotz städtischer Initiative entstehen weiter nur Supermärkte ohne Mischkonzept - auch Am Weiherfeld

23.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Die blühenden Sträucher verdecken weitgehend den Blick auf das Grundstück vor der Agip-Tankstelle Am Weiherfeld, auf dem bald der Investor Hans Mayr einen Supermarkt, einen Drogeriemarkt und ein Fastfood-Restaurant bauen will. Im Vordergrund die Bauarbeiten an der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die B16. −Foto: Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Für ein lange angekündigtes Bauprojekt wird heute voraussichtlich im Stadtentwicklungsausschuss die Genehmigung erteilt: den Neubau eines Fastfood-Restaurants, eines Supermarktes und eines Drogeriemarktes im Gewerbegebiet Am Weiherfeld. Eigentlich hatte der Bauherr Hans Mayr - ganz im Sinne der Stadtplaner - eine mehrstöckige Bebauung vorgesehen. Doch daraus wurde nichts.

Immer mehr Städte nehmen auf der Suche nach Flächen auch bebaute Grundstücke ins Visier. Vor allem die Supermärkte mit ihren meist eingeschossigen Gebäuden und den großen Parkplätzen, die gerade nach Geschäftsschluss ungenutzt sind, scheinen eine Lösung gegen den Flächenfraß zu sein. In Berlin will der Discounter Aldi Nord rund 2000 Wohnungen über seinen neuen Märkten bauen, sogar in der bayerischen Nachbarschaft in Regensburg gibt es im kleineren Rahmen entsprechende Planungen. Auch die Stadt Ingolstadt hat sich auf die Fahnen geschrieben, künftig eingeschossige Einkaufsmärkte vermeiden zu wollen. Bisher allerdings ohne Erfolg.

"Ich sehe aktuell keine rechtlichen Möglichkeiten, das durchzusetzen", sagt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. "Grundsätzlich raten wir immer dazu." Doch was der Bauherr mit dem Rat mache, das sei eben ihm selbst überlassen. Und so entstanden in jüngster Zeit auch weitere eingeschossige Supermärkte, im neuen Zucheringer Baugebiet Donauäcker wird der nächste gebaut. Häufig, so sagt Preßlein-Lehle, sei der Investor auch nicht der Betreiber des Supermarktes, da gebe es noch einmal anders gelagerte Interessen. "Oft ist es nicht wirtschaftlich genug." Denn wenn höher gebaut wird, müssen auch mehr Stellplätze her - und die bekommt man bei den knapp kalkulierten Supermarktflächen in der Regel nur durch den Bau einer Tiefgarage, was sich dann trotz der hohen Grundstückspreise in Ingolstadt offenbar kaum mehr rechnet, sogar im seltenen Fall, in dem der Betreiber selbst baut. "Bei Lidl in der Goethestraße haben wir es probiert", sagt Preßlein-Lehle. Das Unternehmen, das etwa im noch teureren Düsseldorf schon auf die Kombination von Wohnraum und Lebensmittelangebot gesetzt hat, war interessiert, entschied sich aber aus wirtschaftlichen Gründen letztendlich gegen das Konzept.

Auch beim Projekt von Hans Mayr im Umfeld von Möbelhof und Globus-Baumarkt wird nur eingeschossig gebaut. Ein Fastfood-Restaurant auf 108 Quadratmetern, ein Drogeriemarkt auf 800 Quadratmetern (wegen der Abweichung vom Bebauungsplan um 100 Quadratmeter ist das Projekt überhaupt im Ausschuss) und ein Lebensmittelmarkt auf 1200 Quadratmetern. Wohnungen kommen für das Gewerbegebiet ohnehin nicht infrage. Und Mayr habe glaubhaft versichern können, dass er "für diesen Standort keine Nutzungen für Obergeschosse nachhaltig sichern" konnte, wie es in der Vorlage der Verwaltung für den Stadtentwicklungsausschuss heißt.

Seine Firma habe ja schon mal einen Vorschlag für ein Hotel über dem Gewerbe gemacht, sagt Mayr. Aber damals sei der Verwaltung die geplante Bebauung eineinhalb Meter zu hoch gewesen. Und dann habe sich wegen der Ikea-Absage ohnehin alles verändert. Inzwischen habe er Mieter für Supermarkt, Drogeriemarkt und Restaurant gefunden. Vor Kurzem kam die Stadt auf ihn zu und erinnerte ihn daran, dass sein Vorbescheid eine zweigeschossige Bebauung erlaube. "Ich finde die Initiative gegen Flächenfraß absolut sinnvoll", sagt Mayr. "Aber die waren zwei Jahre zu spät dran."

Die Stadtbaurätin kann Mayrs Absage nachvollziehen: "Welches Hotel geht in der Peripherie auf einen Supermarkt drauf?" Das wäre bei Büros ähnlich gewesen. "Ich denke, das ist eher ein innenstadtnahes Thema", sagt Preßlein-Lehle. "In einem Gewerbegebiet müsste man noch mal ganz anders ansetzen."

Thorsten Stark